Geschichten:Die Rückkehr der Pfortensteiner - Ein bisschen Frieden

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Mitte Tsa 1044 BF, Gut Blaustein, zur Morgenstunde

„Hier finde ich dich als endlich! Die Knechte wühlen noch die Heuballen im Stall auf der Suche nach dir durch.“ Ritter Gerion steckte den Kopf durch die Tür der Gesindeküche und blickte seinen Schwertvater vorwurfsvoll an. „Scheust keinen Zweikampf aufs dritte Blut, aber wehe Frau Tsa klopft an die Tür, da bekommst du es mit der Angst zu tun.“

„Deine gute Laune lässt mich hoffen, dass alles glatt gegangen ist?“ Ritter Wulfhelm blickte seinen ehemaligen Knappen mit halb angstvollem, halb flehentlichen Blick an.

„Ja, alles gut.“ Der Jüngere machte eine wegwerfende Handbewegung um den frischgebackenen Vater zu beruhigen. „Du weißt doch, Jeswine ist zäh und der Peraine-Geweihte war außerdem die ganze Zeit an ihrer Seite.“

„Und das Kind?“

„Du hast eine kräftige und gesunde Tochter.“

Wulfhelm atmete tief durch und erhob sich dann. „Na dann will ich mir meine Erstgeborene einmal anschauen.“

„Wenn sie denn deine Erstgeborene ist“, frotzelte Gerion, verstummte aber sich grinsend auf die Lippen beißend, als er Wulfhelms bösen Blick sah und ging eilig voraus.

An der Tür zum Schlafgemach kam ihnen Bruder Ährhardt entgegen. Der Geweihte hatte tiefe Augenringe von der durchwachten Nacht und die Ärmel seiner Robe waren blutverschmiert. Trotzdem zeigte er ein breites Lächeln, als er die beiden Ritter auf sich zukommen sah. „Wohlgeboren, ich gratuliere Euch zu einem gesunden Kind. Euer erstes noch dazu in Eurem Alter, wie Ritter Sturmfels mir erzählte. Möge es Euch ein steter Quell der Freude und eine Stütze in den Tagen sein die da kommen. Geht nur hinein. Mutter und Tochter sind erschöpft, doch wohlauf.“

„Habt Dank, Euer Gnaden.“ Der Keilholtzer rang sich dem Geweihten gegenüber ein Lächeln ab und sah Gerion erneut böse an, als er an diesem vorbei die Schlafstube betrat. Der Jüngere versuchte indes gar nicht erst seinen Frohsinn zu verbergen.

Das Innere der Kammer war nur von einer Kerze und dem wenigen Licht, welches durch die Ritzen der geschlossenen Fensterläden drang, erhellt. Jeswine lag mit geschlossenen Augen und mit mehrere Kissen im Rücken ruhig da. Das Haar klebte ihr noch immer schweißnass am Kopf und auch ihrem Gesicht sah man die Strapazen der letzten Stunden deutlich an. An ihrer Brust schlief, in ein sauberes Tuch gewickelt, friedlich das kleine Menschlein. Rechts neben dem Bett saß auf einem Schemel die Amme und beobachtete die Ritterin aufmerksam. Also nahm Wulfhelm auf dem Stuhl zur Linken Platz, wo offenbar zuletzt der Peraine-Geweihte gesessen hatte. Ganz geräuschlos ging dies nicht vonstatten und die Pfortensteinerin schlug müde die Augen auf.

„Wie schön, dass der Herr sich auch einmal blicken lässt.“ Vorsichtig bettete sie den Säugling an der linken Schulter, damit ihr Gatte das Kind besser sehen konnte.

Wulfhelm schenkte ihr ein gequältes Lächeln und berührte dann mit unsicheren Fingern sanft die Stirn seiner Tochter. „Hier konnte ich mit dem Schwert nun einmal nichts ausrichten. Das bin ich nicht gewohnt.“

Jeswine nahm seine Hand und blickte ihm in diesem seltenen Moment der Verletzlichkeit tief in die Augen. „Das war zum Glück auch nicht notwendig. Doch ich bin mir sicher, du wirst sie von nun an wie die Leuin selbst verteidigen, wenn es einmal soweit sein sollte.“

„Das schwöre ich, möge Rondra mir beistehen.“ Ergriffen flüsterte der hartgesottene Rittersmann den Schwur und schloss seine große raue Faust vorsichtig um die kleine Hand des Mädchens. „Wie willst du sie nennen? Wir hatten abgemacht, dass du wählen darfst, wenn Frau Tsa uns eine Tochter schenkt.“

„Halwîne“, antwortete Jeswine schnell und leise. „Nach meiner Großmutter.“ Fest blickte sie Wulfhelm an und ergänzte: „Du weißt warum.“

„Ja, ich verstehe“, antwortete der Ritter mit einem götterergebenen Seufzer. Jene Großmutter Jeswines war der Grund, warum er bis über beide Ohren in der aktuellen Fehde der Pfortensteiner mit drin steckte und sich so sehr um das Leben seiner gerade erst geborenen Tochter sorgen musste. „Es sei.“

„Sehr schön.“ Jeswine lächelte erleichtert. Sie hatte sich auf härteren Widerstand von Seiten Wulfhelms eingerichtet. Dass er trotz des erwartbaren Missfallens zu seinem Wort stand, rechnete sie ihm hoch an. „Halwîne von Keilholtz, willkommen auf Dere“, flüsterte sie ihrer Tochter leise ins Ohr.