Geschichten:Die Rückkehr der Pfortensteiner - Liebesheirat

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Ende Efferd 1044 BF, Burg Berstenbein

“Du wirst diese Hochzeit sofort absagen! SOFORT! Eine Pfortensteinerin zu heiraten. In einer Fehde. Was stimmt nicht mit dir? Und überhaupt, eine Liebeshochzeit… so ein Humbug!”

Kolkja wartete, bis sich seine Tante ein wenig beruhigt hatte. Doch dachte diese noch nicht daran, mit ihren Ausführungen zu enden:

“Und überhaupt. Eine Pfortensteinerin! Die sich damals auf die Seiten von Perval geschlagen haben! Außerdem ist sie viel jünger als du! Und überhaupt, was haben wir denn davon?”

Kolkja trank einen weiteren Schluck, während seine Tante sich echauffierte. Als sie Luft holte, unterbrach er sie: “Bist du den ganzen Weg von Radeberg hergeritten, um mir Vorhaltungen zu machen, werte Tante? Dann sage ich ganz herzlichen Dank und möchte dich nicht länger von deinen vielen Pflichten als Vögtin und Oberhaupt unseres ehrenwerten Hauses abhalten. Es gibt bestimmt noch andere Mitglieder in der Familie, die du noch maßregeln musst.”

Cassia schaute ihren Neffen einen Augenblick verdutzt an. “Also, das ist ja…”

Weiter kam sie nicht, denn jetzt reichte es Kolja. “Cassia von Radewitz, halte dich zurück. Du bist meine Tante und als Gast hier, achte Travias Gebote! Die Hochzeit wird stattfinden. Das Haus Pfortenstein ist ein ehrenwertes Haus, das sich damals nur gezwungenermaßen auf die Seite Pervals stellte, um das Haus vor der Auslöschung zu bewahren. DU hättest sicher genauso gehandelt an ihrer Stelle. Außerdem möchtest du doch sicher, dass dein Großneffe unseren Familiennamen trägt, oder?”

Cassia hielt kurz inne. “Du wirst Vater?”

Kolkja schaute verschmitzt: “Naja, Mutter wohl kaum. Das es ausgerechnet jetzt zu dieser Fehde kommen musste, hat uns zwar gehörig die Stimmung verdorben, doch wird die Heirat trotzdem stattfinden. Zum einen wollen wir heiraten, zum anderen sollen unsere Kinder geordnete Verhältnisse haben. Und wer weiß, vielleicht springt in der Fehde ja auch noch etwas für uns heraus, das würde dir doch gefallen.”

Cassia überlegte einen Augenblick: “Im Leben nicht. Die Erlenfaller gebieten über deutlich mehr Untertanen als es die Pfortensteiner tun. Mit Gräflich Rubreth haben sie, auch wenn sie dort nur Vogt sind, ein ganzes Lehen in Baroniegröße zu ihrer Verfügung. Ich hoffe doch, du wirst dich aus der Fehde weitmöglichst raushalten, um unsere Familie nicht in Gefahr zu bringen.”

“Das wird sich zeigen”, antwortete Kolkja nachdenklich. “Wir werden natürlich sehen, wie sich die Fehde entwickelt, doch wenn die Erlenfaller sich dazu entscheiden, zum Beispiel auch Berstenbein einzubeziehen, dann werde ich mit allen Möglichkeiten reagieren. Und ich weiß die Unterstützung von Korisande, Aldemar, Albin und Ischtan hinter mir, auch Halmbart ist mit im Bund. Gemeinsam mit den Pfortensteinern können wir den Erlenfallern damit etwas entgegenstellen, wenn es notwendig ist. Und ich hoffe doch, dass unsere ehrwürdige Familie zusammensteht, wenn die Radewitzer involviert werden.”

Cassia schaute alles andere als zufrieden. Wann genau waren ihre Nichten und Neffen eigentlich so aufrührerisch und frech geworden? “Natürlich steht die Familie nach außen zusammen und hinter dir - sofern du dabei nicht unsere gesamte Existenz aufs Spiel setzt. Du wirst dir überlegen, wie wir zur Not aus der Nummer wieder herauskommen, wenn die Pfortensteiner untergehen sollten. Unsere Familie ist auf Wachstumskurs und das ist mir sehr recht. Lass dich also ja nicht mit nur einem Rittergut oder einem kleinen Hofposten als Dank abspeisen, mein lieber Neffe.”

Ein paar weitere Worte wurden noch gewechselt, während das Mahl andauerte. Xaviera selbst war nicht anwesend, da sie aufgrund der Fehde zu einer Besprechung innerhalb der Familie gereist war, natürlich mit Bedeckung. Ebenfalls mit Bedeckung reiste Cassia am nächsten Morgen wieder in die heimatlichen Lande des Junkertums Radeberg. Die Verabschiedung nach dem gemeinsamen Frühstück war nicht unbedingt herzlich und dennoch war Kolkja im Nachhinein positiv gestimmt. Mochte Cassia auch ein alter Drachen sein und keiner sie so recht leiden, war sie doch noch immer das Oberhaupt der Familie. Wenn die Fehde für die Familie gut lief, wäre sie die letzte, die ihre Unterstützung versagen würde. Und was das Glück anging hoffte Kolkja auf den Schutzpatron des Hauses. Die Erlenfaller würden sich noch wundern…