Geschichten:Der uralte Bund (Vorspiel) - Salix von Hardenstatt I

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Markt Randersburg, Ende Hesinde 1043 BF

Baron Zivko von Zackenberg war mit seiner Entourage, bestehend aus seiner Tochter Orlana und Salix von Hardenstatt, sowie ein paar Zackenberger Gardisten, schon einige Tage vor der eigentlichen Hochzeit in Randerburg eingetroffen. Denn, neben den offenkundigen Feierlichkeiten war dies auch eine Möglichkeit für den Perricumer Heermeister sich mit alten Kampfgefährten zu treffen, alte Freundschaften zu erneuern und neue Bündnisse zu schmieden. Auch wenn nicht direkt an den Fehdehandlungen beteiligt, blickte der Perricumer Adel sehr aufmerksam auf das was Mutter Garetia widerfuhr. Für Salix bedeutete dies viel deftiges Essen und viel Bier, denn der Heermeister und die Seinen galten als sehr trinkfest. Zumal sich Angelegenheiten – auch noch so heikle – viel besser in lockerer Atmosphäre besprechen ließen. Man könnte es wohl die Bier-und-Braten-Diplomatie nennen.

Am dritten Abend war Salix froh, als sich die heitere Runde weit früher als gedacht – oder befürchtet – auflöste. Erleichtert trat der Meister der Schreibstube des Barons von Zackenberg den Weg in seine Unterkunft an. Wie viele andere von Stand hatte sich Baron Zivko mit seiner Entourage in einer der vielen Herbergen des Marktfleckens Randersburg eingemietet. Selbst die stattliche Kaiserpfalz, die majestätisch oberhalb des Örtchens thronte, hatte für so eine große Feierlichkeit nicht genügend Schlafmöglichkeiten für die vielen adligen Gäste.

Nachdem er sich von seinem Herrn und dessen Tochter zur Nachtruhe empfohlen hatte, stieg er die schmale Stiege zu seiner eigenen, kleinen Schlafkammer herauf. Dabei fasste er sich immer wieder an seine Stirn, ein stechender Kopfschmerz pochte unaufhörlich in seinem Schädel. Seit seiner Ankunft schlief er denkbar schlecht, auch hatte er immer wieder einen Traum, der ihn in der Nacht verfolgte und den er nicht einordnen konnte: In dem Traum lief er durch einen dichten Wald, als er bemerkte wie ein Feuer eine uralte Blutulme bedrohte. Mit aller Macht kämpfte er gegen das Feuer um den Baum zu retten. Erst als ihm vor Erschöpfung die Tränen kamen, löschten diese das Feuer und die Äste des uralten Baumes hießen Salix willkommen und er wurde eins mit dem Baum.

Salix hatte nicht den leisesten Hauch was dies zu bedeuten hatte und hoffte inständig diese Nacht besser zu schlafen. Er hatte sogar diesen übel schmeckenden Sud von Orlana erbeten. Als Salix erschöpft seine Schlafkammer erreichte und sich eigentlich nur auf das Strohbett fallen lassen wollte, bemerkte er einen zusammengerollten Zettel auf seinem Nachttischchen. Er entrollte es etwas irritiert und las.

„Folge dem Zeichen der gekrönten Blutulme.“

Unter dem Schriftzug war eine rote Blutulme abgebildet, deren Stamm eine goldene Krone schmückte. Kurz nach dem Salix die Botschaft gelesen hatte, fing das Pergament Feuer und verbrannte augenblicklich. Fast hatte er sich dabei die Finger verbrannt.

Wäre da nicht der Schmerz in seinen Fingern gewesen, Salix wäre überzeugt davon, dass er sich den Zettel und sein Verschwinden bloß eingebildet hatte. So jedoch blickte er sich misstrauisch in seinem Zimmer um. Irgendjemand musste das Stück Papier abgelegt haben und somit musste dieser jemand auch in sein Zimmer gelangt sein, vielleicht war er noch hier? Langsam schritt er zu dem großen Schrank, der in der Ecke seines Zimmers stand und in dem er sein Reisegepäck untergebracht hatte. Mit einem Ruck riss er die beiden Türen auf und erblickte seine gefalteten Hemden, seinen aufgehangenen Reisemantel und die Festkleidung. Von einer Person, geschweige denn von Anzeichen einer solchen, war nichts zu sehen. Sichtlich beruhigter ließ er sich auf den Stuhl fallen, um sich dort zu entkleiden und für die Nacht fertig zu machen. Was hatte das alles zu bedeuten? Dieser Traum, der ihn Nacht für Nacht verfolgte, konnte nicht normal sein. Nicht wenn er sich, da war sich Salix sicher, den Zettel nicht eingebildet hatte. Seine Neugier war jedenfalls geweckt. Was wusste er über Blutulmen? Sie hatten ihren Namen von dem Umstand, dass ihr Harz angeblich blutrot war und sie mit der Herrin Hesinde assoziiert wurden. Salix meinte auch ein Mal von seiner Tante gehört zu haben, dass sie Schutz vor unheiliges Gezücht bieten sollen. Ein Symbol des Schutzes also? Oder der Weisheit? Ganz sicher jedenfalls ein “gutes“ Symbol wenngleich ihr Name nicht darauf hindeutete.
Und gekrönt? Das war leichter, Herrschaft. Macht oder Einfluss. Vielleicht aber auch das Zeichen des Adels oder eines besonderen Adelshaus? Salix stieg in sein Bett und deckte sich zu, nachdem er das Licht gelöscht hatte.
Eine gekrönte Blutulme hatte also etwas Erhabenes, machtvolles an sich. Während Salix seinen Gedanken nachhing wurden die Lieder immer schwerer und er schläfriger. Bevor er gänzlich weg dämmerte nahm er sich vor dieses Mal nach einer Krone, in seinem Traum, zu suchen. Vielleicht hielt der einen weiteren Hinweis für ihn bereit? Und wenn nicht würde er sich am nächsten Morgen umhören und schauen. Nach gekrönten Blutulmen und vor allem ob die Wirtin eine unbekannte Person hier herumschleichen hat sehen.

Die Nacht verlief so wie die vorangegangene und auch die bekannten Traumbilder besuchten Salix wieder, so wie auch in den Nächten davor. An eine Krone konnte er sich hingegen nicht erinnern, so sehr er es auch versuchte.

Nachdem er sich frisch gemacht und angekleidet hatte, beschloss er die Wirtin zu befragen. Diese zuckte nur mit ihren Schultern. Ihr war nichts auffälliges aufgefallen. Auf seine Frage nach einer Gelehrten oder einem Hesinde-Geweihten verwies sie ihn auf das Gasthaus 'Silberfeder'. Dort würden sich diese ganzen Vergeistigten immer treffen.

Im besagten Gasthaus angekommen, erfragte Salix beim Wirt nach einem Hesinde-Geweihten. Der überaus quirlige Mann mittleren Alters war ein Freund der vielen Worte, doch schließlich erklangen die die Salix hören wollte. Gegen Mittag würde hier eine Geweihte ihr Mahl einnehmen – und das schon seit über einer Woche. Jeden Tag würde sie Stampfkartoffeln mit Rüben verlangen. Sie wäre wohl etwas eigen, aber sehr bewandert in vielen Dingen. Der Wirt legte Salix nahe hier auf die viel gepriesene Koryphäe zu warten.

Dies ließ den Perricumer Adligen genügend Zeit seinen Blick durch das Gasthaus schweifen zu lassen. Die Holzbalken an den Wänden waren abwechselnd in Grün und in Gelb gestrichen. Schnitzereien von Schlangenmotiven und einer Vielzahl von Musikinstrumenten rundeten den hesindianischen Stil ab. Zu den Gästen gehörten hauptsächlich Bürgerlich und Künstler. So begann ein junger Flötenspieler zu spielen und erheischte sogleich die Aufmerksamkeit der Anwesenden.

Die Zeit verging wie im Fluge. Schließlich betrat eine schlanke, runzelige Frau mit schlohweißen Haaren das Gasthaus. Trotz ihres mutmaßlich hohen Alters wirkte sie quirlig und strahlte pure Lebensfreude aus. Ihre Kleidung erinnerte an die der Rohalsjünger. Auch trug sie zahlreiche Schlangenverzierungen auf dieser. Schnurstracks ging sie auf einen der Tische zu und ließ sich nieder.

Salix stand von seinem Tisch auf und ging gemächlichen Schritts zu der Frau hinüber. „Hesinde zum Gruße eure Gnaden! Mein Name ist Salix von Hardenstatt, dürfte ich Euch Gesellschaft leisten?“, fragte er mit einem freundlichen Lächeln und deutete auf den freien Stuhl ihr gegenüber. Die Hesinde-Geweihte blickte verwundert auf, nickte dann knapp und deutete auf den Stuhl, „natürlich, ein Mahl gemeinsam einzunehmen ist meist anregender als besagte Tätigkeit allein nachzugehen, Loderia Pilperquell, sehr erfreut“. Der Perricumer nickte knapp und setzte sich ihr gegenüber. Kurz darauf erschien auch schon die Magd mit zwei Bechern und der Frage, „das übliche Eure Gnaden?“, was diese mit einem knappen nicken quittierte. Salix hingegen bestellte eine Suppe und zwei Scheiben Brot dazu. „Nun, was verschafft mir die Ehre eurer Gesellschaft Euer Wohlgeboren? Ihr werdet doch kaum einfach so die Gesellschaft eines Hesindejüngers suchen?“, ergriff die Geweihte, kurz nachdem die Magd gegangen war, das Wort. Salix schmunzelte etwas und nahm einen Schluck aus seinem Tonbecher, er hatte schon schlechteres Bier getrunken, „so scharfsinnig wie man es von den Geweihten der Herrin Hesinde gewöhnt ist“, stellte Salix fest. „Tatsächlich bringt mich ein Anliegen zu Euch. Ich hatte gehofft von Euch etwas über Blutulmen erfahren zu können“, erklärte Salix ehe er hinzufügte, „ich weiß, woher sie ihren Namen haben, ich weiß, dass sie der Herrin Hesinde heilig sind und im Volk wird erzählt sie würden gegen unheiliges Gezücht schützen. Was könnt Ihr mir noch über sie verraten?“. Die Frau legte ihren Kopf leicht schief und schien nachzudenken. „Blutulmen sagtet Ihr, ja? Hm… Eine sehr spezifische Frage, was könnte einen Mann von Stand wie Euch dazu veranlassen Wissen über einen solchen Baum einzuholen?“, „eine berechtigte Frage. Seit geraumer Zeit ist die Blutulme ein wiederkehrendes Zeichen in meinen Träumen und nun möchte ich wissen was es mit diesem Baum auf sich hat“, gestand der Adlige bevor er einen weiteren Schluck nahm.

„In Euren Träumen, sagtet Ihr … interessant!“ Ein schwer zu deutendes Schmunzeln umspielte das Gesicht der alten Geweihten. „Den Kern der Causa habt Ihr schon mit Bravour erkannt. Die Blutulme ist der Herrin Hesinde heilig, denn sie gilt als besonders magisch affin. Nicht zuletzt deshalb werden aus ihrem Holz Zauberstäbe gefertigt. Ihr Auftreten wird oft mit einer magischen Kreatur oder einem magischen Ritual in Verbindung gebracht. Der heilige Rohal der Weise – großer Neuerer und Friedensbringer des Neuen Reiches – soll einst aus eine Blutulme entstiegen sein.“ Die weise Alte seufzte und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. „In diesen dunklen Zeiten würde ich mir Rohals Rückkehr mehr denn je wünschen um diesen Wahnsinn des Adels zu beenden! Möge die Herrin Hesinde ihnen Weisheit schenken oder sie allesamt auf dem Abort niederstrecken!“ Nun hatte sich die schrullige Dienerin der Hesinde fast in Rage geredet. „Aber was solls, Ärger ist nicht gut für den Magen. Wisst Ihr, werter Herr woher der Name unserer Kaiserstadt Gareth stammt? Na? Er leitet sich von der Blutulme Argareth ab, eine wahre Königin ihrer Art. Sie bildete den Mittelpunkt des uralten Mittwaldes. Ah unser Mahl wird uns gebracht.“ Voller Vorfreude rieb sich die quirlige Geweihte die Hände.

Salix schmunzelte über die Tirade der Geweihten. Dass das Auftreten von Blutulmen oft mit einer magischen Kreatur oder Ritual verbunden war, war neu für ihn. Er nahm einen Löffel von seiner Suppe, zumindest wärmte sie ihn von innen, dann hatte er einen Gedankenblitz. „Ihr sagtet die Blutulme Argareth war eine Königin ihrer Art? Man könnte also sagen sie war gekrönt? Eine recht faszinierende Vorstellung, ein gekrönter Baum“, stellte er fest während er in seiner Suppe weiterlöffelte. „Ist Euch ein solcher, wenn auch nur als Zeichen, schon einmal untergekommen, Eure Gnaden?“, versuchte Salix beiläufig zu erwähnen während die Geweihte ihren Kartoffelstampf mit Rüben verzehrte und dabei glücklicher schien als man es diesem Gericht zutrauen würde. Vielleicht war auch nur der Umstand, dass sie diese Unterhaltung führte der Grund für Ihre Glückseligkeit?

Es dauerte ein paar Augenblicke bis die Geweihte von ihrem ihr Glückseligkeit spendenden Mahl abließ. „Eine gekrönte Blutulme“, wiederholte die alte Loderia im Geiste, wie auch verbal immer wieder. „Nun, Argareth wurde in früheren Zeiten von den ersten Siedlern der Goldenen Au verehrt, also kann man sie als Königin ihrer Art bezeichnen und sie gilt als Namensgeberin der Kaiserstadt Gareth wie auch des Königreichs Garetien, beides kann offenkundig mit Kronen in Verbindung gebracht werden. Aber eine gekrönte Blutulme als Zeichen … hm … es gab wohl in den Dunklen Zeiten einen Kult, aber mehr als eine Randnotiz über die Beschreibung des Zeichens wurde nicht überliefert. In den letzten 1000 Götterläufen tauchte das Zeichen immer mal wieder auf, aber nicht in den letzten Jahrhunderten.“ Die Hesinde-Geweihte ging in sich und es war Salix als ob ihre sonst immer heiter wirkenden Gesichtszüge eben jene Heiterkeit verloren hatten. Die Gedanken schienen Loderia nur so durch den Kopf zu rauschen.

Der Adlige nippte an seinem Becher. Ob es irgendwas mit dem Baum Argareth zu tun hatte? Oder mit einem dieser Kulte? „Hm, wenn der Baum Argareth der Namensgeber für das Königreich war und schon sehr alt war, bis zu seiner Zerstörung. Könnte die gekrönte Blutulme dann etwas mit Korgond zu tun haben?“, wollte er wissen. Vielleicht würde er über diesen Mythos auf mehr Informationen stoßen? Die Verbindung mit der Blutulme in seinen Träumen, die Namensstiftung des Königreichs, die Verbindung zwischen Land und Adel, die im Mythos zu Korgond thematisiert wurden. Das alles würde passen oder wollte er sich das nur einreden? Salix biss sich auf die Unterlippe, er hatte das folgende eigentlich nicht aussprechen wollen, „in meinen Träumen, in denen auch eine Blutulme vorkam, verband ich mich am Schluss mit ebenjenem Baum. Könnte dies die Verbindung zwischen Land und Adel symbolisieren?“

„Wurde Argareth wirklich zerstört?“ Ein Funkeln blitzte in den Augen der Geweihten auf. „Viele Gelehrte behaupten sie habe einfach ihre Wurzeln in ihre hölzernen Asthände genommen und sei dann einfach davon marschiert … an einem geheimen Ort um wieder zu Kräften zu kommen.“ Süffisant blickte Loderia ihren Gegenüber an. „Nun, den alten Mythos von dem Altar der gerechten Herrschaft meint Ihr? Die uralte Macht die Korgond zugrunde liegt ist nicht unähnlich zu der Argareths. Progressive Gelehrte behaupten gar, diese Macht sei weit älter als die Götter selber.“ Die weise Alte machte eine kurze Pause um einen Schluck zu trinken. „Nun, die Traumdeutung ist ein komplexes Unterfangen. Hierzu müsste ich meinen gelehrten Freund Friedbert Jungerich konsultieren, aber es könnte sicherlich eine Art Bund bedeuten. Wenn wir dem kühnen Gedanken etwas Raum zur Entfaltung geben würden, wonach eine geheime Gruppierung sich dieses alte Symbol wieder bedient, könnte dies auch eine Art Rekrutierung bedeuten.“ Mit Freunde machte sich Loderia wieder über ihren Kartoffelstampf her.

Salix lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schob den leeren Suppenteller von sich. Das was die Alte da sagte war äußerst interessant. Dann hatte er sich also doch nicht in einen Wahn hineingesteigert und hinter alldem könnte tatsächlich ein Bund stecken. Das würde dann auch den Zettel von gestern Abend erklären. Eine überaus interessante Wendung, dass musste Salix gestehen, vor allem überbrückte sie die Zeit bis zu den Festlichkeiten beziehungsweise bis die Leute angekommen waren, mit denen Salix sprechen musste. Es galt herauszufinden welcher Bund dahinterstecken könnte und was die Beweggründe seiner Mitglieder waren. Auf eine religiöse Fanatikersekte hatte Salix nur bedingt Lust, darüber hinaus waren Bünde natürlich vorzügliche Orte um Bündnisse und dergleichen zu schließen.
Mit einem langsamen Nicken riss er sich aus den Gedanken, „ein Gedankengang den ich so noch gar nicht gehabt hatte. Ich sehe schon, ich sollte öfters mit Euch das Mahl einnehmen“. Mit einem zufriedenen Lächeln nahm er einen Schluck Bier zu sich. „Ich schlage vor Ihr befragt euren Freund wegen dieser unsere Hypothese und teilt mit mir… Übermorgen? Eure Erkenntnisse mit?“, Salix blickte sich kurz um, „zum Mittagessen, in diesem Ort?“

Die Hesinde-Geweihte nickte zustimmend und widmete sich nun vollends dem Gaumenschmaus.

Lächelnd nickte er der Geweihten zufrieden zu, legte genug Geld für ihr gemeinsames Mahl und Getränke hin und stand auf. Im Gehen drehte er sich noch einmal um, „ach, bevor ich das vergesse. Unser Gespräch und unser Austausch ist nichts was außerhalb unserer kleinen Runde irgendwen zu interessieren hätte. Auch Euer Freund muss meinen Namen nicht wissen“ und mit einem warmen Lächeln setzte er hinzu, „ich bevorzuge meine Ruhe, das versteht ihr sicherlich“.

Salix trat aus der Gaststube heraus und blickte sich erst einmal um. Eigentlich sinnlos, selbst wenn ihn irgendwer beobachten würde müsste diese Person sich schon reichlich dämlich anstellen, damit Salix sie erkennen würde. Ein Umstand, den er bei einem Bund, der sich bislang so bedeckt gehalten hatte, verneinen würde. Also lief der Perricumer zur Rakulls-Sakrale, vielleicht würde ihm dort ein Hinweis über den Weg laufen? Oder ihm neue Gedanken kommen. Er setzte sich auf eine der Bänke, etwas abseits vom Eingang und dem Altar. Sein Blick wanderte nach oben Richtung Decke. Ein beeindruckender Anblick, er konnte nur erahnen welchen atemberaubenden Eindruck die Halle machen musste, wenn die Nacht einbrach. Ob die Phex-Kirche ihm weiterhelfen könnte? Selbst wenn, das würde sicherlich nicht ohne entsprechende Gegenleistung geschehen und Salix war wenig dran gelegen in der Schuld irgendeiner Kirche zu stehen.

Als Salix so seinen Gedanken nachging, bemerkte er, wie vier junge Männer aus einer Seitentür unweit des Altars in den Tempelraum traten. Sie wirkten äußerst amüsiert und ausgelassen. Beim näheren Hinsehen erkannt Salix zumindest den großen, breit gebauten Schwarzhaarigen – es war Ardur von Zackenberg, ein entfernter Verwandter seines Herrn. Salix kannte ihn nicht wirklich gut und nur von einer flüchtigen Begegnung, da dieser schon seit seiner ritterlichen Ausbildung in der Kaisermark lebte und nur sehr selten einmal die heimischen Zacken besuchte. Wie Salix seinen Herrn am Vortag sagen hörte, gehörte Ardur 'der Ritterliche', wie er genannt wurde, zum engeren Umfeld des Bräutigams Alderan von Gareth. Die anderen mussten, soweit sich Salix an die Worte seines Herrn erinnerte, Siegwart von Falkenstein – 'der Poet', Ugdalf Greifwin vom Berg – 'der Minnesänger' und Danos Gero von Luring-Gareth – 'der Tollkühne'. Die jungen Ritter beachteten Salix und die anderen Anwesenden in der Sakrale nicht wirklich, sondern schienen ganz auf sich fixiert. Dabei hörte Salix dumpf die Worte:

„Denen werden wir es schon zeigen – bei unserer Ehre!“ - „Die Holden haben gegen uns doch nicht den Hauch einer Chance!“ - „Auf den Ring des guten Kaiser Alrik!“

Aufgedreht und feixend stürmten die vier Ritter aus der Sakrale und überließen Salix wieder seinen Gedanken.

Salix saß noch lange in der Sakrale und hing seinen Gedanken nach. Später fand er sich dann wieder zu der fröhlichen Trinkrunde mit seinem Herrn und dessen Saufkumpanen ein. Glücklicherweise hatte Zivko seine Tochter mitgenommen und so zogen sich Orlana und Salix, nach einer angemessenen Zeit, zurück und schlenderten durch den Ort, um ein bisschen Zweisamkeit zu genießen. Als es dann soweit war, dass sie sich verabschiedeten drückte sie ihm noch einen Beutel in die Hand, darin befand sich das Kräuterzeug für den übelschmeckenden Absud. Salix bedankte sich und die verabredeten sich zum gemeinsamen Frühstück. Dann gingen beide in verschiedene Richtungen ihres Weges.