Geschichten:Der uralte Bund (Vorspiel) - Fredegard von Hauberach III

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Pfalz Randersburg, Ende Hesinde 1043 BF

„Ah, da bist Du ja, Kind!“ begrüßte Fredegard am späten Abend erbost ihren Schützling. Dieser verfolgte zusammen mit Bediensteten anderer Gäste begeistert einen Hahnenkampf, der ganz sicher nicht zum offiziellen Programm dieser Feierlichkeiten gehörte. „Wo treibst Du nutzloses Balg Dich nur immer herum, wenn man Dich braucht?“ und verpasste Janne einen Schlag auf den Hinterkopf.
Das Mädchen schaute betreten zu Boden, während es antwortete: „Verzeiht, Herrin, es kommt ganz sicher nicht mehr vor.“
„Das will ich doch sehr hoffen – um Deinetwillen!“ Die erzürnte Adlige zerrte ihre junge Zofe unwirsch mit sich, welche dabei mit einigen schadenfrohen wie mitleidigen Blicken bedacht wurde. Als das ungleiche Paar außer Sichtweite gelangt war, wandte sich die einstige Baronin mit einem leichten Schmunzeln der Halbwüchsigen zu. „Gut gespielt und vor allem gut reagiert, Liebes!“
„Danke“, antwortete diese mit einem angedeuteten Lächeln, „aber ich hatte ja auch eine gute Lehrerin. Danke auch dafür, dass Ihr mich von dort weggeholt habt; viel länger hätte ich es bei diesen Dummköpfen und ihren einfältigen Vergnügungen kaum ausgehalten.“
„Verständlich. Aber diese Dummköpfe sind auch ein Quell nie versiegender Informationen für den, der sie zu handhaben weiß. Das lohnt dann oftmals schon ihre häufig enervierende Gesellschaft. Aber genug davon. Ich habe Dich gesucht, weil ich, trotz der fortgeschrittenen Stunde, ein vermutlich entscheidendes Mosaikteil gefunden habe und wir unser weiteres Vorgehen nun entsprechend anpassen müssen. Bei der gesuchten Elenore scheint es sich um Elenore von Karseitz, die zum Gefolge des Wägevogtes gehört, zu handeln. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, ist sie die Witwe des Voltan von Karseitz, womit dieses Rätsel nun gelöst sein dürfte. Allerdings hat das Weib zuletzt keiner mehr gesehen. Sie aufzuspüren, wird unsere Aufgabe für morgen sein. Dann werden wir schauen, dass wir sie an einer ruhigen Stelle abpassen oder zu einer solchen locken, um dort mit ihr ein wenig zu plaudern“, schloss Fredegard mit einem sardonischen Lächeln.
„Ich verstehe. Gleich nach dem Frühstück werde ich Augen und Ohren nach dieser Frau offenhalten und Euch umgehend berichten, wenn ich sie aufgespürt oder zumindest hilfreiche Informationen zu ihr gefunden haben sollte. Apropos „Informationen“, fuhr Janne nach einer kurzen Pause fort, „über diese Loderia habe ich leider nichts Erhellendes in Erfahrung bringen können. Sie scheint dem ganzen Trubel offenbar auch nicht viel abzugewinnen und bleibt eher für sich. Selbst ihre Speisen nimmt sie alleine ein; lediglich einmal hat sie sich mit einem Salix von Hardenstatt zum Mittagessen getroffen. Über was sie dabei sprachen, wusste mein unfreiwilliger Informant jedoch nicht zu sagen.“
„Soso, ein Hardenstatt. Interessant, aber hier und jetzt nicht von Belang. Was die anderen beiden Geweihten angeht, so war in den Gesprächen mit ihnen auch nichts Relevantes zu erfahren. Vergessen wir die Schlangenpriesterinnen also für den Augenblick und richten unseren Fokus auf die Karseitz. Wenn wir es richtig anstellen, wird sie uns schon bald Rede und Antwort stehen, freiwillig oder nicht.“
„Ich helfe gerne dabei, ihre Gesprächsbereitschaft zu fördern.“, bekräftigte Janne mit voll Vorfreude strahlenden Augen.
„Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel und ebenso wenig daran, dass Du dabei sehr überzeugend sein kannst. Doch es ist spät und wir sollten zu Bett gehen; morgen könnte für uns ein entscheidender Tag werden.“