Geschichten:Der Plan des alten Löwen – Epilog: Unterschied zwischen den Versionen

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Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen traf sich eine Trauergemeinde, um einen Leustein in die Familiengruft zu bringen.
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Vorne bei den Trauergästen fanden sich die Witwe mit ihren Kindern. Die nächste Reihe der Trauerden bildete Iberod, zusammen mit seinen Kindern Ingrimiane und Holberta; sowie Holbertas Mann und ihr Sohn. Als nächsten kamen Iberods Schwester zusammen mit den Hornbachs. Die restlichen Gäste waren weitere Adelige aus dem Freundes- und Bekanntenkreis der Leusteins. Da die Kapelle nicht in der Lage gewesen wäre, alle Trauergäste aufzunehmen, wurden Bänke auf dem Burghof aufgestellt und der Borondienst wurde dort abgehalten. Vor den Bänken war ein Boronaltar errichtet worden. Vor dem Altar stand der verschlossene Sarg von Randolph. Bruder Predesco hielt den Borondienst ab. Ein Chor von Boronakoluthen unterstützen mit ihren Gebeten und Gesängen den Borongeweihten. Nach einer bewegenden Predigt wurde der Sarg unter Begleitung der Gesänge des Chors in die Gruft getragen. An der Spitze war der Borongeweihte, nur die engsten Familienmitglieder gingen hinter dem Sarg her. In der Gruft wurde der Sarg in die vorgesehen Nische geschoben und verschlossen, während der Borongeweihte seinen Grabsegen sprach. Dann verließen alle Anwesenden die Gruft, Bruder Predesco und Ibeord waren die Letzten. Die Trauerversammlung draußen hatte sich inzwischen aufgelöst.
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Iberod dankte dem Boron-Geweihten für seine Dienste. Er musste jetzt allein sein. Zu diesem Zweck stieg er auf den höchsten der Wachtürme von Burg Leuental. Oben angekommen musste er zu seiner Überraschung feststellen, da Livia aus einem Schatten trat, als er die Plattform betrat, dass er doch nicht allein war.
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„Iberod, ich kenne die gut genug, um zu wissen, wohin du dich in solchen Augenblicken hinbewegst,“ sprach Livia ihn an. Iberod konnte nicht glauben, was er sah und hörte. Die Person sah aus wie Livia, ihre Stimme war die von Livia, aber die Art und Weise, wie sie ihn angesprochen hatte, war die seiner Frau Ilmpetta gewesen. „Ein magischer Unfall, deswegen stecke ich in diesen Körper fest und kann nicht mehr zurück in meinen Alten. Leider konnte ich nicht an der Beerdigung unseres Sohns teilnehmen.“
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„Und wie soll es jetzt mit dir, mit uns weitergehen?“ fragte Iberod nachdem er seine Fassung wieder erlangt hatte.
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„Mit uns, gar nicht! Ich werde Beste tun, was diese Lage mit sich bringt. Jetzt bin ich die „Tochter“ dieser Halbelfe. Allerdings habe ich momentan keinen guten Stand bei ihr und meinen „Geschwistern“. Deswegen werde ich für eine Weile Linara verlassen. Nach Möglichkeit kann ich, wenn du willst, dich aus der Ferne unterstützen. Wenn genügend Zeit vergangen war, soviel dass meine „Mutter“ mir verzeihen kann, werde ich zurückkehren und werde dann in ihrer Nähe sein und kann dich dann aus dieser Position heraus dich gegen sie unterstützen. Bevor ich das Land verlasse, werde ich einen Brief schreiben lassen: Das mir alles leidtun würde, ich weiß, dass ich einen großen Fehler gemacht, ich Buße tun will, auf mein Land verzichte und so weiter. Ach ja, und ich habe mir die Schreibhand gebrochen, deswegen ich den Brief von einem Schreiber schreiben ließ und nur mit meinem persönlichen Sigel unterschreibe. Und um das vorwegzunehmen: Ich werde dir nicht mitteilen, wohin ich gehen werden. Wenn es an der Zeit ist, werde ich dir eine Nachricht zukommen lassen, wie du mich erreichen kannst. Jetzt wird es allerdings Zeit für mich weiterzuziehen. Ich wünsche dir noch alles Gute. Transversalis Teleport“.
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Sie verschränkte die Arme vor ihrer die Brust und war im nächsten Augenblick weg und ließ einen nachdenklichen Iberod zurück.
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Fiona, Lata und Albin stiegen die Treppen in die Gewölbe. Dann erreichten sie die offene und leere Schatzkammer.
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„Wir hatte nur wenig Zeit gehabt“, begann Fiona mit ihrer Erläuterung. „Mitnehmen konnten wir es auch nicht. Es mag nicht Orkenhort sein, aber Tahl hatte doch einiges an Gold und Silber angehäuft.“
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„Nun macht es nicht so spannend Eure Gnaden“, entgegnete Albin.
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„Schon gut, schon gut, folgt mir“, erwiderte die Angesprochene und ging den dreien voran. Zuerst wollte ich das Gold in der Schatzkammer selbst verstecken, indem ich eine falsche Mauer einziehen würde. Der Trick ist so alt, dass er vielleicht funktioniert hätte. Nur die Leusteins waren hier lange zu Hause gewesen und es war zu befürchten, dass einer von ihnen die falschen Ausmaße der Schatzkammer durchschauen würde. Dann fiel mir ein, dass du Tahl bei einer Burgführung mir den alten Teil gezeigt hattest. Früher, als Leustein nur aus einem Wehrturm bestand, gab es noch keinen Brunnen, aber eine Zisterne wo Wasser für den Fall einer Belagerung gesammelt wurde.“
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Sie erreichten im Schein ihrer Laternen einen Raum, mit einem unterirdischen künstlichen See. Lata zauberte und eine Lichtkugel erschien, die sich auf den Weg machte in die Tiefen der See zu tauchen. Am Grunde des Sees glitzerten den Dreien ein großer Haufen Gold- und Silbermünzen entgegen.
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Hunderte von Meilen entfernt, in einem sonnendurchfluteten Wald, an einem See, der durch einen kleinen Wasserfall gespeist wurde, saßen drei Elfen. Der Ältere hörte den Erzählungen über die Ereignisse der letzten Tage von den beiden Jüngeren aufmerksam zu.
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„Ich teile die Ansichten von Caelfor, Vater. Wir müssen weiter wachsam bleiben. Tahl mag im Augenblick nicht in Gefahr sein.“
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„Leider konnten wir nicht mehr mit diesem Ingrad reden. Livia, die nicht mehr Livia ist, hatte das verhindert.“ setzte Caelfor fort. „Was soll wir tun, Sky?“
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„Wir werden und müssen wachsam bleiben. Der wahre Gegner ist unbekannt. Wir hatten es nur mit seinem Handlanger zu tun. Wir müssen einerseits Tahl schützen, andererseits herausfinden, wer Ingrad geschickt hatte,“ entgegnete der Gefragte.
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„Auch wenn Ingrad tot ist, er hatte Spuren hinterlassen. Spuren denen ich folgen kann. Orte, wo er sich aufgehalten hatte. Imgrad mag tot sein, aber er lebt in den Gedanken von dem einen oder anderen weiter. Diesem allen werde ich folgen, während Amaryllion in der Nähe von Tahl bleiben sollte, um aus der Nähe aufzupassen.“
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Von Amaryllion kam ein zustimmendes Nicken.
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„So sei es!“ sagte Skyvarheri zustimmen zu Caelfors Worten.
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Belena saß missmutig allein an einem Tisch im Gasthaus „Zur müden Rast“. Zu dieser Tageszeit war hier nicht viel los. An einem Tisch am Fenster saß eine Reisegruppe, bestehend aus drei Frauen. In einer Ecke des Gasthauses saß im Schatten der Nische eine Person, wo nicht leicht zu erkennen war, wer sie war. Sie war vor zwei Tagen nur durch einen Zufall mit dem Leben davongekommen. Aus einem Gefühl heraus, hatte sie das Feldlager bei Tagesanbruch verlassen. Nur wenige Augenblicke danach, hatte der Angriff auf das Feldlager begonnen. Dabei machten die Angreifer keinen Unterschied zwischen den Söldnern und denen, die Randolph zurückgelassen hatten. Das große Kopfgeld, dass sie sich erhofft hatte, war ihr entgangen. Die Angreifer nahmen alles von Wert mit. Auch die „Münzen“, die jeder der Söldner als Ausweis besessen hatte nahmen sie mit. Nur wenige Münzen waren Belena in die Hände gefallen. Leider war nicht der Hauptpreis, dass Zeichen des Anführers, dabei gewesen. Sie hätte das Vinsalter Ei, trotz des Risikos mitnehmen sollen. All die Mühen der Verfolgung, der Nachforschungen waren umsonst gewesen. Sie würde nur einen Bruchteil des ausgesetzten Kopfgeldes im Tausch dieser Münzen erhalten.
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„Ist hier noch frei?“ Belena schaute leicht erschreckt in die Richtung aus, der die Frage kam. Ein gutaussehender Mann mit einem Krug Wein und zwei Bechern stand an ihrem Tisch. Sie hatte ihn gar nicht kommen hören. Die Fassung wieder erlangt erwiderte Belena. „Ja, nehmt doch Platz.“ Sie erkannte ihn wieder. Er war, so wie sie, eine der sechse gewesen, die Randolph in seinem Feldlager vor Leustein zurückgelassen hatte. Der Mann setzte sich hin, stellte Belena und sich selbst einen Becher Wein ein. Nach einer Weile waren die beiden in einer angeregten Unterhaltung vertieft.
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Das Ganze blieb nicht unbeobachtet. Die drei Frauen am Nachbartisch schauten beiläufig interessiert rüber.
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„Vater hat es immer noch drauf,“ sagte die Erste.
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„Ja, du hat recht“, gab ihr die Zweite recht.
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Die Dritte, die neben sich eine Katze streichelte:
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„Ich habe sie mir genauer angesehen. Sie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit unserer Baronin.“
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„Jemand der Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Schmerzen am ganzen Körper hat kann nicht tot sein.“
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Diese Gedanken schossen Hadrokles durch den Kopf als er allmählich wieder zu Bewusstsein kam. Er öffnete seine Augen und schaute sich um. Er war nicht in einem oder seinem Zelt. Er lag auch nicht auf der Wiese, wo er bei dem Kampf zuletzt stand und ihn irgendwas erwischt hatte, was ihn niederstreckte. Er war weder gefesselt noch schien er sich in einem Kerker zu befinden. Er lag auf einem Lager, dass aus mehreren Decken bestand, recht bequem. Ein Feuer spendete ein wenig Licht. Es befand sich in einem Bauwerk, dem Zustand nach, entweder schlecht gepflegt oder eine Ruine. Über dem Feuer befand sich an einem Dreibein befestigt ein Kessel, aus dem es verführerische duftete. Das sorgte dafür, dass ein weiteres Gefühl in bestätigte, dass er nicht tot war. Tote haben keinen Hunger! Von dem Kampf sind nicht viele Erinnerungen übriggeblieben, wahrscheinlich lag das an den Schlag auf seinen Kopf. Er kann sich nur noch daran erinnern, dass sie von rotschwarz gekleideten Soldaten vor Leustein im Morgengrauen angegriffen wurden. Alles andere war weg. Näherkommende Schritte schreckten ihn aus seinen Gedanken auf. Da er momentan keinen Fluchtweg sah, beschloss er abzuwarten und sich schlafend zu stellen. Er hörte eine Person näherkommend an ihm vorbeigehen und etwas fallen lassen, wahrschein gesammeltes Brennholz. Dann hörte er, wie die Person im Kessel den Inhalt umrührte. Hadrokles öffnete leicht die Augen und sah einen Mann, den er irgendwoher kannte. Die Kopfschmerzen machten Nachdenken schwer. Dann fiel es ihn wieder ein. Das war doch der persönliche Diener von Ilmpetta gewesen. Die Gestalt am Feuer bemerkte, das Hadrokles wach war. Ohne ein Wort zu sagen, nahm der Mann eine Schale und füllte sie mit einer Schöpfkelle aus dem Inhalt des Kessels. Anschließend reichte der Mann Hadrokles die Schale mit dem dampfenden Essen, dazu einen Kanten Brot. Gierig wurde die Schale gelehrt und das Brot verputzt. Nach einer ersten Sättigung fragte Hadrokles den Diener von Ilmpetta:
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„Wo…“
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Bevor Hadrokles seine Fragen stellen konnten, wurde er durch eine Geste dazu aufgefordert zu schweigen. Nach zwei weiteren Versuchen, gab Hadrokles auf Fragen zu stellen. Er musste warten, bis jemand kam, der seine Fragen beantworten.
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'''[[Handlungsort ist::Garetien:Stadt Überdiebreite|Überdiebreite]], [[Ortsnennung ist::Garetien:Lande der Stadt Überdiebreite|Lande der Stadt Überdiebreite]], [[Ortsnennung ist::Garetien:Baronie Linara|Baronie Linara]] ''12. Travia 1036 BF'''''<br>
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Die Kutsche und ihre Begleitung passierten, nach einem kurzen Halt, das Stadttor. Im Schritttempo ging es über die Hauptstraße zum Hotel Kaiserstolz. Dort angekommen hielt die Kutsche an und Tahlmare stieg vorsichtig aus. Sie bewegte sich langsam, die schwere Wunde aus dem Duell war noch nicht vollständig verheilt. Hinter ihm verlies Kyles die Kutsche. Tahl gab noch einige Anweisungen an ihre Begleiter und betrat dann das Hotel, um dort das reservierte Zimmer zu beziehen. Auch wenn die Reise von Leustein nach Überdiebreite kurz, war sie anstrengend. Auf ihrem Zimmer angekommen, kümmerte sich Kyles um den Verband und versorgte die Verletzung. Hoteldiener brachten das mitgebrachte Gepäck aufs Zimmer.
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Während sich Kyles um die Wunde kümmerte, biss Tahl die Zähne zusammen.
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„Ich verstehe nicht Tahl, warum du dir das antust. Es wäre doch ein leichteste für dich gewesen, durch einen Zauber die Wunde magisch zu heilen; wenn nicht vor dir, dann von Caelfor, Lata oder Amaryllion. So befürchte ich, dass du sogar eine Narbe zurückbehalten wirst.“
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„Das ist Absicht Kyles. Nach dem Duell wollte ich auf magische Hilfe verzichten, um mir nicht nachsagen lassen, dass ich Rondra nicht respektiere, da es ein rondragefälliges Duell ohne Magie war. Gegen einen Heilsegen von dir, war nach dem Duell glücklicherweise seitens der Rondrakirche nichts einzuwenden. Heute zur Abendandacht suchen wir den Rondratempel auf. Dort bedanke ich mich für meinen Sieg bei der Sturmleuin. Anschließend werde ich es mir nicht nehmen lassen, einen „Balsam“ auf mich zu sprechen.
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„Hattest du etwas von deiner Tochter gehört?“
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„Ja, sie hatte mir einen Brief geschrieben. In dem schreibt sie, dass sie sich entschuldigt, ihr alles leidtut und von sich aus auf ihr Lehen verzichtet. Ich bin ein wenig erleichtert. Auch wenn ich sie liebe, kann ich das, was sie getan hatte, nicht durchgehen lassen. Trotzdem bin ich traurig, ich hoffe, ich werde sie nicht endgültig verlieren.“
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„Wann ist das Treffen?“, fragte Kyles, um schnell das Thema zu wechseln.
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Geplant war, dass wir morgen ein gemeinsames Mittagessen einnehmen werden.“
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„Bist du dir sicher Tahl, dass du das tun willst?“
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„Kyles, ich habe Versprechen gegeben, die ich einhalten muss. Dadurch werde ich mehr Legitimität erhalten, hoffe ich.“
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Version vom 11. Februar 2022, 03:22 Uhr

Burg Leuental, Junkertum Leuental, Baronie Linara 12. Travia 1036 BF zur Boronstunde am Vormittag

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen traf sich eine Trauergemeinde, um einen Leustein in die Familiengruft zu bringen.

Vorne bei den Trauergästen fanden sich die Witwe mit ihren Kindern. Die nächste Reihe der Trauerden bildete Iberod, zusammen mit seinen Kindern Ingrimiane und Holberta; sowie Holbertas Mann und ihr Sohn. Als nächsten kamen Iberods Schwester zusammen mit den Hornbachs. Die restlichen Gäste waren weitere Adelige aus dem Freundes- und Bekanntenkreis der Leusteins. Da die Kapelle nicht in der Lage gewesen wäre, alle Trauergäste aufzunehmen, wurden Bänke auf dem Burghof aufgestellt und der Borondienst wurde dort abgehalten. Vor den Bänken war ein Boronaltar errichtet worden. Vor dem Altar stand der verschlossene Sarg von Randolph. Bruder Predesco hielt den Borondienst ab. Ein Chor von Boronakoluthen unterstützen mit ihren Gebeten und Gesängen den Borongeweihten. Nach einer bewegenden Predigt wurde der Sarg unter Begleitung der Gesänge des Chors in die Gruft getragen. An der Spitze war der Borongeweihte, nur die engsten Familienmitglieder gingen hinter dem Sarg her. In der Gruft wurde der Sarg in die vorgesehen Nische geschoben und verschlossen, während der Borongeweihte seinen Grabsegen sprach. Dann verließen alle Anwesenden die Gruft, Bruder Predesco und Ibeord waren die Letzten. Die Trauerversammlung draußen hatte sich inzwischen aufgelöst.

Iberod dankte dem Boron-Geweihten für seine Dienste. Er musste jetzt allein sein. Zu diesem Zweck stieg er auf den höchsten der Wachtürme von Burg Leuental. Oben angekommen musste er zu seiner Überraschung feststellen, da Livia aus einem Schatten trat, als er die Plattform betrat, dass er doch nicht allein war.

„Iberod, ich kenne die gut genug, um zu wissen, wohin du dich in solchen Augenblicken hinbewegst,“ sprach Livia ihn an. Iberod konnte nicht glauben, was er sah und hörte. Die Person sah aus wie Livia, ihre Stimme war die von Livia, aber die Art und Weise, wie sie ihn angesprochen hatte, war die seiner Frau Ilmpetta gewesen. „Ein magischer Unfall, deswegen stecke ich in diesen Körper fest und kann nicht mehr zurück in meinen Alten. Leider konnte ich nicht an der Beerdigung unseres Sohns teilnehmen.“

„Und wie soll es jetzt mit dir, mit uns weitergehen?“ fragte Iberod nachdem er seine Fassung wieder erlangt hatte.

„Mit uns, gar nicht! Ich werde Beste tun, was diese Lage mit sich bringt. Jetzt bin ich die „Tochter“ dieser Halbelfe. Allerdings habe ich momentan keinen guten Stand bei ihr und meinen „Geschwistern“. Deswegen werde ich für eine Weile Linara verlassen. Nach Möglichkeit kann ich, wenn du willst, dich aus der Ferne unterstützen. Wenn genügend Zeit vergangen war, soviel dass meine „Mutter“ mir verzeihen kann, werde ich zurückkehren und werde dann in ihrer Nähe sein und kann dich dann aus dieser Position heraus dich gegen sie unterstützen. Bevor ich das Land verlasse, werde ich einen Brief schreiben lassen: Das mir alles leidtun würde, ich weiß, dass ich einen großen Fehler gemacht, ich Buße tun will, auf mein Land verzichte und so weiter. Ach ja, und ich habe mir die Schreibhand gebrochen, deswegen ich den Brief von einem Schreiber schreiben ließ und nur mit meinem persönlichen Sigel unterschreibe. Und um das vorwegzunehmen: Ich werde dir nicht mitteilen, wohin ich gehen werden. Wenn es an der Zeit ist, werde ich dir eine Nachricht zukommen lassen, wie du mich erreichen kannst. Jetzt wird es allerdings Zeit für mich weiterzuziehen. Ich wünsche dir noch alles Gute. Transversalis Teleport“.

Sie verschränkte die Arme vor ihrer die Brust und war im nächsten Augenblick weg und ließ einen nachdenklichen Iberod zurück.

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Burg Leustein, Garetien:Freiherrlich Bitani, Baronie Linara 12. Travia 1036 BF

Fiona, Lata und Albin stiegen die Treppen in die Gewölbe. Dann erreichten sie die offene und leere Schatzkammer.

„Wir hatte nur wenig Zeit gehabt“, begann Fiona mit ihrer Erläuterung. „Mitnehmen konnten wir es auch nicht. Es mag nicht Orkenhort sein, aber Tahl hatte doch einiges an Gold und Silber angehäuft.“

„Nun macht es nicht so spannend Eure Gnaden“, entgegnete Albin.

„Schon gut, schon gut, folgt mir“, erwiderte die Angesprochene und ging den dreien voran. Zuerst wollte ich das Gold in der Schatzkammer selbst verstecken, indem ich eine falsche Mauer einziehen würde. Der Trick ist so alt, dass er vielleicht funktioniert hätte. Nur die Leusteins waren hier lange zu Hause gewesen und es war zu befürchten, dass einer von ihnen die falschen Ausmaße der Schatzkammer durchschauen würde. Dann fiel mir ein, dass du Tahl bei einer Burgführung mir den alten Teil gezeigt hattest. Früher, als Leustein nur aus einem Wehrturm bestand, gab es noch keinen Brunnen, aber eine Zisterne wo Wasser für den Fall einer Belagerung gesammelt wurde.“

Sie erreichten im Schein ihrer Laternen einen Raum, mit einem unterirdischen künstlichen See. Lata zauberte und eine Lichtkugel erschien, die sich auf den Weg machte in die Tiefen der See zu tauchen. Am Grunde des Sees glitzerten den Dreien ein großer Haufen Gold- und Silbermünzen entgegen.

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Reichsforst 12. Travia 1036 BF

Hunderte von Meilen entfernt, in einem sonnendurchfluteten Wald, an einem See, der durch einen kleinen Wasserfall gespeist wurde, saßen drei Elfen. Der Ältere hörte den Erzählungen über die Ereignisse der letzten Tage von den beiden Jüngeren aufmerksam zu.

„Ich teile die Ansichten von Caelfor, Vater. Wir müssen weiter wachsam bleiben. Tahl mag im Augenblick nicht in Gefahr sein.“

„Leider konnten wir nicht mehr mit diesem Ingrad reden. Livia, die nicht mehr Livia ist, hatte das verhindert.“ setzte Caelfor fort. „Was soll wir tun, Sky?“

„Wir werden und müssen wachsam bleiben. Der wahre Gegner ist unbekannt. Wir hatten es nur mit seinem Handlanger zu tun. Wir müssen einerseits Tahl schützen, andererseits herausfinden, wer Ingrad geschickt hatte,“ entgegnete der Gefragte.

„Auch wenn Ingrad tot ist, er hatte Spuren hinterlassen. Spuren denen ich folgen kann. Orte, wo er sich aufgehalten hatte. Imgrad mag tot sein, aber er lebt in den Gedanken von dem einen oder anderen weiter. Diesem allen werde ich folgen, während Amaryllion in der Nähe von Tahl bleiben sollte, um aus der Nähe aufzupassen.“

Von Amaryllion kam ein zustimmendes Nicken.

„So sei es!“ sagte Skyvarheri zustimmen zu Caelfors Worten.

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Bitani, Freiherrlich Bitani, Baronie Linara 12. Travia 1036 BF zur Traviastunde am Nachmittag

Belena saß missmutig allein an einem Tisch im Gasthaus „Zur müden Rast“. Zu dieser Tageszeit war hier nicht viel los. An einem Tisch am Fenster saß eine Reisegruppe, bestehend aus drei Frauen. In einer Ecke des Gasthauses saß im Schatten der Nische eine Person, wo nicht leicht zu erkennen war, wer sie war. Sie war vor zwei Tagen nur durch einen Zufall mit dem Leben davongekommen. Aus einem Gefühl heraus, hatte sie das Feldlager bei Tagesanbruch verlassen. Nur wenige Augenblicke danach, hatte der Angriff auf das Feldlager begonnen. Dabei machten die Angreifer keinen Unterschied zwischen den Söldnern und denen, die Randolph zurückgelassen hatten. Das große Kopfgeld, dass sie sich erhofft hatte, war ihr entgangen. Die Angreifer nahmen alles von Wert mit. Auch die „Münzen“, die jeder der Söldner als Ausweis besessen hatte nahmen sie mit. Nur wenige Münzen waren Belena in die Hände gefallen. Leider war nicht der Hauptpreis, dass Zeichen des Anführers, dabei gewesen. Sie hätte das Vinsalter Ei, trotz des Risikos mitnehmen sollen. All die Mühen der Verfolgung, der Nachforschungen waren umsonst gewesen. Sie würde nur einen Bruchteil des ausgesetzten Kopfgeldes im Tausch dieser Münzen erhalten.

„Ist hier noch frei?“ Belena schaute leicht erschreckt in die Richtung aus, der die Frage kam. Ein gutaussehender Mann mit einem Krug Wein und zwei Bechern stand an ihrem Tisch. Sie hatte ihn gar nicht kommen hören. Die Fassung wieder erlangt erwiderte Belena. „Ja, nehmt doch Platz.“ Sie erkannte ihn wieder. Er war, so wie sie, eine der sechse gewesen, die Randolph in seinem Feldlager vor Leustein zurückgelassen hatte. Der Mann setzte sich hin, stellte Belena und sich selbst einen Becher Wein ein. Nach einer Weile waren die beiden in einer angeregten Unterhaltung vertieft.

Das Ganze blieb nicht unbeobachtet. Die drei Frauen am Nachbartisch schauten beiläufig interessiert rüber.

„Vater hat es immer noch drauf,“ sagte die Erste.

„Ja, du hat recht“, gab ihr die Zweite recht.

Die Dritte, die neben sich eine Katze streichelte:

„Ich habe sie mir genauer angesehen. Sie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit unserer Baronin.“

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Hohenleppstein, Lande der Stadt Osenbrück, Baronie Osenbrück 12. Travia 1036 BF zur Traviastunde am Nachmittag

„Jemand der Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Schmerzen am ganzen Körper hat kann nicht tot sein.“ Diese Gedanken schossen Hadrokles durch den Kopf als er allmählich wieder zu Bewusstsein kam. Er öffnete seine Augen und schaute sich um. Er war nicht in einem oder seinem Zelt. Er lag auch nicht auf der Wiese, wo er bei dem Kampf zuletzt stand und ihn irgendwas erwischt hatte, was ihn niederstreckte. Er war weder gefesselt noch schien er sich in einem Kerker zu befinden. Er lag auf einem Lager, dass aus mehreren Decken bestand, recht bequem. Ein Feuer spendete ein wenig Licht. Es befand sich in einem Bauwerk, dem Zustand nach, entweder schlecht gepflegt oder eine Ruine. Über dem Feuer befand sich an einem Dreibein befestigt ein Kessel, aus dem es verführerische duftete. Das sorgte dafür, dass ein weiteres Gefühl in bestätigte, dass er nicht tot war. Tote haben keinen Hunger! Von dem Kampf sind nicht viele Erinnerungen übriggeblieben, wahrscheinlich lag das an den Schlag auf seinen Kopf. Er kann sich nur noch daran erinnern, dass sie von rotschwarz gekleideten Soldaten vor Leustein im Morgengrauen angegriffen wurden. Alles andere war weg. Näherkommende Schritte schreckten ihn aus seinen Gedanken auf. Da er momentan keinen Fluchtweg sah, beschloss er abzuwarten und sich schlafend zu stellen. Er hörte eine Person näherkommend an ihm vorbeigehen und etwas fallen lassen, wahrschein gesammeltes Brennholz. Dann hörte er, wie die Person im Kessel den Inhalt umrührte. Hadrokles öffnete leicht die Augen und sah einen Mann, den er irgendwoher kannte. Die Kopfschmerzen machten Nachdenken schwer. Dann fiel es ihn wieder ein. Das war doch der persönliche Diener von Ilmpetta gewesen. Die Gestalt am Feuer bemerkte, das Hadrokles wach war. Ohne ein Wort zu sagen, nahm der Mann eine Schale und füllte sie mit einer Schöpfkelle aus dem Inhalt des Kessels. Anschließend reichte der Mann Hadrokles die Schale mit dem dampfenden Essen, dazu einen Kanten Brot. Gierig wurde die Schale gelehrt und das Brot verputzt. Nach einer ersten Sättigung fragte Hadrokles den Diener von Ilmpetta:

„Wo…“

Bevor Hadrokles seine Fragen stellen konnten, wurde er durch eine Geste dazu aufgefordert zu schweigen. Nach zwei weiteren Versuchen, gab Hadrokles auf Fragen zu stellen. Er musste warten, bis jemand kam, der seine Fragen beantworten.

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Überdiebreite, Lande der Stadt Überdiebreite, Baronie Linara 12. Travia 1036 BF

Die Kutsche und ihre Begleitung passierten, nach einem kurzen Halt, das Stadttor. Im Schritttempo ging es über die Hauptstraße zum Hotel Kaiserstolz. Dort angekommen hielt die Kutsche an und Tahlmare stieg vorsichtig aus. Sie bewegte sich langsam, die schwere Wunde aus dem Duell war noch nicht vollständig verheilt. Hinter ihm verlies Kyles die Kutsche. Tahl gab noch einige Anweisungen an ihre Begleiter und betrat dann das Hotel, um dort das reservierte Zimmer zu beziehen. Auch wenn die Reise von Leustein nach Überdiebreite kurz, war sie anstrengend. Auf ihrem Zimmer angekommen, kümmerte sich Kyles um den Verband und versorgte die Verletzung. Hoteldiener brachten das mitgebrachte Gepäck aufs Zimmer.

Während sich Kyles um die Wunde kümmerte, biss Tahl die Zähne zusammen.

„Ich verstehe nicht Tahl, warum du dir das antust. Es wäre doch ein leichteste für dich gewesen, durch einen Zauber die Wunde magisch zu heilen; wenn nicht vor dir, dann von Caelfor, Lata oder Amaryllion. So befürchte ich, dass du sogar eine Narbe zurückbehalten wirst.“

„Das ist Absicht Kyles. Nach dem Duell wollte ich auf magische Hilfe verzichten, um mir nicht nachsagen lassen, dass ich Rondra nicht respektiere, da es ein rondragefälliges Duell ohne Magie war. Gegen einen Heilsegen von dir, war nach dem Duell glücklicherweise seitens der Rondrakirche nichts einzuwenden. Heute zur Abendandacht suchen wir den Rondratempel auf. Dort bedanke ich mich für meinen Sieg bei der Sturmleuin. Anschließend werde ich es mir nicht nehmen lassen, einen „Balsam“ auf mich zu sprechen.

„Hattest du etwas von deiner Tochter gehört?“

„Ja, sie hatte mir einen Brief geschrieben. In dem schreibt sie, dass sie sich entschuldigt, ihr alles leidtut und von sich aus auf ihr Lehen verzichtet. Ich bin ein wenig erleichtert. Auch wenn ich sie liebe, kann ich das, was sie getan hatte, nicht durchgehen lassen. Trotzdem bin ich traurig, ich hoffe, ich werde sie nicht endgültig verlieren.“

„Wann ist das Treffen?“, fragte Kyles, um schnell das Thema zu wechseln.

Geplant war, dass wir morgen ein gemeinsames Mittagessen einnehmen werden.“

„Bist du dir sicher Tahl, dass du das tun willst?“

„Kyles, ich habe Versprechen gegeben, die ich einhalten muss. Dadurch werde ich mehr Legitimität erhalten, hoffe ich.“