Geschichten:Der Plan des alten Löwen - Traumpfade

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Burg Leustein, Freiherrlich Bitani, Baronie Linara, Ende Ingrimm 1035 BF

„Fertig"

Mit diesen Worten zu sich selbst, klappte Tahlmare das große Buch zu, in dem sie die Einnahmen und Ausgaben ihrer Baronie festhielt. Mit einem Strecken entspannte sie ihre verspannten Muskeln und nahm einen letzten Schluck Tee aus ihrer Tasse, den sie dann angewidert runter schluckte. Der Tee war kalt geworden und schmeckte nicht mehr. Sie ging zum Fenster blickte hinaus und genoss dabei die wärmenden Strahlen von Praios Antlitz, der hoch am Himmel stand. Mit Bedauern riss sie sich los. Morgen würde ein weiterer Bewohner ihrer Baronie die Volljährigkeit erreichen und es war noch einiges zu tun, den Bogen für das Tsatagskind fertigzustellen. Sie verließ ihre Schreibkammer, um sich zu ihrer Werkstatt zu begeben, wo das gute Stück auf seine Vollendung wartete. Auf dem Weg dorthin sprach sie hier und da mit ihren Bediensteten. Diese waren es gewöhnt, dass „Ihre" Baronin immer ein offenes Ohr für sie hatte, wenn sie das Gefühl ausstrahlte, dass sie auch angesprochen werden durfte. Die Bewohner der Burg und des Dorfes hatten ein Gespür dafür entwickelt, wann sie sich mit Sorgen und Nöten an Tahlmare wenden durften. Sie kannte jeden im Ort beim Vornamen und Praiostags ließ sie sich es nicht nehmen, in der Praiostagsschule persönlich den Kindern des Dorfes Unterricht in Lesen, Schreiben und Rechnen zu erteilen, sofern ihre Geschäfte es erlaubten sich auf Burg Leustein aufzuhalten. Besonders spannend fanden die Kinder ihre Geschichten von ihren Abenteuern, die sie auf ihren langen Reisenden erlebt hatte, bevor sie vor über 20 Götterläufen das Lehen übernommen hatte.

Die Werkstatt war erreicht. Auf einem Tisch liegend, fand Tahlmare ihr unfertiges Werk vor. Es fehlte nur noch die Sehne, dann war es vollbracht. Sie nahm den halbfertigen Bogen und begutachtete ihn.
„Ein schönes Stück", klang es aus einer dunklen Ecke der Werkstatt."
Ohne den Blick von dem Werkstück abzuwenden „Danke für das Kompliment, Fiona. Ich merke, dass du es in all den Jahren nicht verlernt hast, dich in den Schatten verborgen zu halten."

„Zuviel des Lobes. Ich bin mir sicher, dass du mich bemerkt hattest, als du rein gekommen warst." Beide lachten und umarmten sie anschießend.

„Phex zum Gruße, euer Gnaden"

„Rondra zum Gruße, euer Hochgeboren" entgegnete die Fiona.

„Was führt dich her? Wie geht es deinen Kindern und wie geht es Kyles?"

„Phex und Tsa sei Dank geht es allen gut. Meine Ältesten haben ausgelernt und gehen ihrem Gewerbe nach. Die Mittleren sind in der Lehre oder fangen bald eine an. Die Jüngsten lernen, Phex sei Dank, sehr fleißig und das Jüngste kann endlich laufen."

„Hast du es jemals bereut, mit einem Tsa-Geweihten einen Travia-Bund einzugehen?"

„Nein, vielleicht hätte ich es mir überlegt oder auch nicht wenn ich gewusst hätte ... aber wie sieht es bei dir aus, ich sehe keinen Mann an deiner Seite?"

„Du verstehst es abzulenken. Es gab viele Gründe. Zu viel zu tun. Die Verantwortung für das das Land und die Leute. Es gab das eine und andere zu für die Gräfin zu tun. Ich habe gar nicht die Zeit für einen Traviabund und was damit verbunden ist. Wenn ich glaube, etwas erledigt zu haben, dann tun sich andere Probleme auf; als Beispiel waren es die Probleme mit diesen Wölfen. Das sind auch die Gründe, warum ich noch hier bin. Glücklicherweise sind meine Kinder inzwischen in der Lage, auf sich selbst aufzupassen."

„Soweit ich das mitgekommen habe, gilt das nicht für alle!"

„Erzähl mir bitte nicht, dass dir deine Kinder dir ein sorgenfreies Leben bescheren."

„Ja, das ist richtig, auch meine Kinder machen ihre Dummheiten. Das gehört zum Erwachsen werden dazu. Deine Kinder sind erwachsen, anscheinend aber nicht alle."

„Das ist wahr, nur ..."

„Und in Ermangelung eines Manns und eigener Kinder, hast du wieder fremde Kinder übernommen, Knappen genannt!"

„Ich konnte Sari ihren Wunsch nicht ausschlagen und Allessandrians Gaben wären verschwendet, wenn er eine klassische ..."

„Ausreden, ausreden, ausreden. Du willst gar nicht mehr auf Reisen gehen, du willst hier bleiben. Habe ich nicht recht?"

„Nein, hast du nicht. Im Gegensatz zu dir ist mein Zeitgefühl etwas anders. Sobald ich gewährleisten kann, dass das, was ich hier geschaffen habe bleibt und nicht verloren geht, werde ich weiterziehen! Also bald!"

„Tja, das werde ich wohl nicht mehr erleben. Auch wenn es nett war, mir dir zu plaudern ich muss weiter."

„Schön, dass du da warst aber. Weswegen warst du eigentlich hier?"

„Ich wollte sehen, wie es dir geht und von Kyles ein paar Grüße ausrichten."

„Dann grüß Kyles von mir. Bring doch das nächste Mal deine Kinder mit."

„Das willst du nicht wirklich, dass ich sie alle mitbringe."

Beide umarmten sich zum Abschied.

„Pass auf die auf Tahl"

„Eurer Gnaden, gute Reise"

Nach einer Verbeugung verließ Fiona die Werkstatt, sowie die Burg und erzeugte bei der Burgwache ein Erstaunen, weil er sich nicht bewusst war, sie beim reingehen gesehen zu haben. Bei der Schänke „Am Markt" holte sie ihr Pferd ab und nahm den Weg in Richtung Reichsstraße. Nicht allzu weit von der Burg entfernt, traf sie auf einen älteren Mann in den typischen Roben eines Tsa-Geweihten. Fiona hielt bei dem Mann an, stieg vom Pferd und beide küssten sich leidenschaftlich. Nachdem beide wieder den Mund frei hatten, fragte der Mann: „Wie geht es Tahl?"

„Ganz gut, noch! Sie will bleiben. Wenn ich berücksichtige, was sie vorhat, werden es wenigsten drei Götterläufe sein."

„Das ist nicht gut. Hast du sie nicht gewarnt?"

Kyles, wie sollte ich sie bitte schön warnen und auf welcher Basis. Das ich geträumt habe, dass ihr etwas passieren wird, wenn sie hier bleibt! Das alles in Trümmern liegen wird, was sie in den letzten Jahren aufgebaut hatte! Egal was ich gesagt hätte, sie wäre nicht gegangen. Wahrscheinlich ist dieses Land ihr Schicksal und das fühlt sie in ihrem Inneren. Ich fand, sie sollte die nächsten Wochen noch unbeschwert genießen können. Das nächste Jahr wird für sie, wie die Niederhöllen sein; im übertragenen Sinne."

„Du hast Recht Fiona. Das wir nicht verhindern können, was passiert, soll uns nicht daran hindern ihr zu helfen, das Ganze zu überleben."

„Du sprichst mir aus der Seele, Kyles. Glücklicherweise haben wir noch etwas Zeit. Lass uns aufbrechen. Die Kinder warten. Außerdem müssen wir noch ein paar alte Freunde informieren, dass ihre Kamaradin von einst Hilfe brauchen wird."