Geschichten:Das Leben geht weiter - Nächtliche Pläne

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Friedheim, Ende Tsa 1044, in der Nacht der Verlobung

“Wann denkst du können wir den Bund schließen?” Mearas Atem ging noch immer etwas schwer, während sie sich an Unswins breite Brust kuschelte.

“Jetzt hast du es aber eilig”, bemerkte der Ritter amüsiert. Es war stockdunkel, aber das Lächeln war deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. Er zog sorgsam die Decke über sie beide. Der Winter verging, aber noch immer waren die Nächte empfindlich kalt und an mancher Ecke zog es durch das Gebälk.

“Wir haben so lange damit gewartet, jetzt kann ich den Tag nicht abwarten, endlich deine Frau zu sein”, sagte sie leise aber bestimmt.

“Das geht mir doch genauso mein Herz.” Zärtlich küsste er ihre Stirn. “Ich denke, wenn wir das wirklich wollten, könnten wir noch vor Wochenfrist vor den Göttern vereint sein. Der Bruder des Barons ist Travia-Geweihter. Ich hätte gesagt wir reisen einfach nach Kressenburg, klopfen an seine Tür und lassen uns direkt in der Burgkapelle trauen. Das Problem dürften aber die Straßen sein. Mit der Kutsche würden wir vermutlich alle halbe Meile im Schlamm stecken bleiben. Besser wäre, ich reite alleine hin und bitte ihn, zu uns nach Friedheim zu kommen.“

“Muss es denn ein Traviabund sein? Ich meine... es ist doch vor allem die Herrin Rahja die uns vereint... könnten wir nicht einen Rahjabund schließen? Mir würde das gefallen...” Auf ihren Vorschlag hin schwieg Unswin eine Weile und überlegte. “Ich dachte nur...”, fuhr sie wegen seines Zögerns unsicherer fort, “...weil dein Bund mit... Leomara... auch ein Rahjabund war, wäre das für dich auch in Ordnung.”

Beruhigend strich er ihr über die Haar. “Das ist es nicht. Natürlich wäre ein Rahjabund eine schöne Sache, nur... mir will einfach in ganz Greifenfurt kein Tempel einfallen, wo wir einen Rahjageweihten finden könnten. Allein in Orkenwall gibt es das Kloster der vier barmherzigen Schwestern, wo der Herrin Rahja ein Flügel gewidmet ist, aber dort tun auch nur Peraine- und Travia-Geweihte ihren Dienst. Wollten wir einen Rahja-Bund schließen, müssten wir irgendwo ins Garetische reisen, was wie gesagt derzeit fast unmöglich ist. Wenn wir schnell den Bund schließen wollen, haben wir nicht viel Auswahl. Wenn dir Travia gar nicht zusagt, bliebe ja immer noch Peraine... oder Praios...”

“Nein, ich habe ja eigentlich nichts gegen einen Traviabund”, meinte die Rían eilig. “Ich hätte Rahja nur... schöner gefunden.” Sie dachte kurz nach. “Dann reite nach Kressenburg und bitte den Bruder des Barons uns zu trauen. Deine Familie wird es sicherlich gerne sehen, wenn wir uns, wie es sich für unseren Stand gehört, vor der Herrin Travia verbinden. Ich will nicht, dass es da zu weiterem... Unfrieden kommt... zwischen deiner Familie... und mir...”

Wieder hörte Unswin die Unsicherheit in ihrer Stimme. “Hast du Angst, es könnte wieder so werden wie mit den Nadoretern?” Statt einer Antwort kuschelte sie sich wie schutzsuchend ein wenig enger an ihn heran. “Keine Sorge mein Herz, das würde ich nicht zulassen. Aber dann lass uns einfach in Travias Namen den Bund eingehen. Das geht am schnellsten und meiner Familie würde es auch gefallen.”

Sie seufzte leise. “Gut, dann machen wir das so. Wen laden wir von deiner Familie alles ein?”

“Am Besten niemanden sonst?” Unswin schnaubte unwillig. “Das ist unsere Sache, sollen Ardo und Wulfhart zufrieden sein, dass sie endlich ihren Willen bekommen.”

“Sag so etwas nicht”, schimpfte sie sanft. “Ich habe doch gesagt, dass ich weiteren Unfrieden in der Zukunft vermeiden will... da sollten wir ihnen wenigstens eine Einladung zukommen lassen. Es muss ja nicht gleich deine ganze Familie sein...”

“Die würden wir auch gar nicht alle auf dem Gutshof unterbringen können”, unterbrach Unswin sie belustigt. “Selbst wenn wir sie in der Scheune einquartieren. Holten wir alle Keilholtzer aus einer Tagesreise Entfernung nach Friedheim, hätte das Dorf vermutlich doppelt so viele Einwohner wie zuvor.”

Meara kicherte leise bei dem Gedanken. “Nun, dann wenigstens Baron Ardo als deinen Lehnsherrn und Ritter Wulfhart als dein Familienoberhaupt. Dazu noch Seine Gnaden Travhelm. Wenn sie ihre Gattinnen mitbrächten... oh und vielleicht ein paar Kinder in Rondrasils Alter? Dann lernte er auch endlich seine Vettern und Basen kennen.”

“Hmhm”, machte Unswin nur. “Wenn du es dir wünscht, dann werde ich die Einladung so überbringen. Aber wir sagen ihnen vorerst nichts davon, das du erneut von Tsa gesegnet bist. Sollen sie ruhig in dem Glauben bleiben, dass wir zur Vernunft gekommen sind und nun ihrem Willen folge leisten.”

“Wie du meinst. Ich hoffe nur mir wird nicht wieder schlecht”, gab sie besorgt zurück. “Oder ich beim Essen wieder nichts herunterbekomme. Dann würden wir es schwerlich weiter verheimlichen können.”

“Sie werden sicherlich glauben, dass dir die Aufregung auf den Magen geschlagen hat. Und selbst wenn sie es erraten sollten, dann wäre es eben so.” Seine Lippen suchten im Dunkeln die ihren. “Wer könnte es mir verübeln, wenn ich bei so einer schönen Braut nicht widerstehen konnte?”