Geschichten:Das Land am Arvepass - Der Bund

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Markgräfliche Lande zu Arvepass, Markgräflich Arvepass, 25. Ingerimm 1045 BF

Der blanke Stahl schnitt sich tief in sein Fleisch. Haut, Sehnen und Blutgefäße wurden aufgetrennt, das heiße Blut quoll aus der Wunde und floss über die Handinnenfläche den Unterarm herab. Er begrüßte den Schmerz und konzentrierte sich auf ihn. Das Rauschen des Baches verschmolz mit dem Rauschen in seinen Ohren. Entschlossen riss es die Augen auf und versenkte seine Arme tief in das vorbeiziehende Nass des Bergbachs.

Die Eiseskälte durchfuhr seinen Körper wie ein Blitz, der in einen Berg einschlug. Der Schmerz, den er zuvor in seiner Hand spürte, wurde ausgewaschen. Das Land nahm sein Blut und damit einen Teil seiner Schmerzen. Doch es nahm nicht nur, vielmehr gab es auch und der Mann spürte, wie ein Teil von sich im Land aufging, während ein Teil des Landes in ihm zurückblieb.

Da riss ihn eine graue Pranke aus dem Wasser und zog ihn an eine Feuerstelle, wo bereits ein weiterer zotteliger Riese saß. Das Wesen, zu dem die Pranke gehörte, blickte den Adligen eindringlich an. Seine roten Augen schienen wie Rubine in der Dunkelheit der Nacht zu funkeln und den Schein des Feuers zu reflektieren. Schließlich ließ es ein tiefes und langgezogenes Grollen erklingen, dem sich der andere Troll anschloss.

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Burg Angareth, Markgräflich Arvepass, 27. Ingerimm 1045 BF

Bärfried stand auf dem Dach des Bergfrieds und blickte auf die frisch verheilte Schnittwunde in seiner Handfläche. Der Trollschaman Trosch hatte sie mit Kräutern und einem Verband aus Flechten behandelt. Es würde sicherlich eine Narbe zurückbleiben, doch das war dem Einäugigen ganz recht. So würde er immer an seinen Bund mit dem Land am Arvepass erinnert werden.

Sein Blick richtete sich gen Firun, dort hinter dem Bergkamm hatte er den Bund zwischen Herrscher und Land besiegelt. Es war ein langer und beschwerlicher Aufstieg zur Quelle der Rocke gewesen. Doch Trosch und Grollgump hatten ihn angeleitet und geholfen, den richtigen Weg zu wählen. Bärfried würde ihnen auf ewig dankbar sein, er verstand, dass das Wissen dieser Wesen über das Land, welches ihn umgab, so viel umfassender war, als es je ein Gelehrte seiner Rasse erfassen konnte.

Er würde dafür einstehen, dass dieses Wissen nicht verloren gehen würde. Weltlich war er ein eingesetzter Vogt, der an des Markgrafen statt dieses Fleckchen Aventuriens versah. Doch spätestens nach seiner Erfahrung am Quell der Rocke war er so viel mehr. Sein und des Lehns Schicksal wurden nicht mehr nur noch von einem Stück Papier verbunden. Eine Ehre und gleichzeitig Bürde. Er würde sein Bestes tun, ihr Gerecht zu werden.

Schließlich wandte sich Bärfried ab und stieg die lange Treppe herunter. Seine Kastellanin hatte um ein Gespräch gebeten. Irgendwas wegen den Bannstrahlern, der neuen Kapellenvorsteherin und den Quartieren, wenn er sich recht entsinnte. Er schüttelte langsam den Kopf, ihn beschlich das Gefühl, dass ihre Ehrwürden Unruhe in die Burg brachte. Oder besser - in die Baronie, denn die Rondrianer auf Leuenfels schienen von der Frau ebenfalls wenig angetan zu sein, wenn er sich an das Gespräch mit Hochwürden von der Firunsfeste erinnerte.