Geschichten:Das Land am Arvepass - Barbarischer Besuch

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Burg Angareth, Markgräflich Arvepass, 05. Rondra 1046 BF

Bärfried von Hardenstatt blickte aus dem Fenster seines Schreibzimmers auf den Vorhof der Burg. Unruhe war ausgebrochen und Gardisten des 2. Banners der Bombarden liefen aufgeregt umher. Was wohl der Auslöser für diese Aufregung war? Von hier oben konnte er zwar den Vorhof (zumindest in Teilen) einsehen, doch wirklich einen Reim darauf konnte er sich nicht machen. Für den regelmäßig kommenden Nachschub war es zu früh (oder zu spät, wie immer man das auch sehen wollte) und ansonsten kam hier eigentlich niemand unangekündigt zu besuch. Der Einäugige schmunzelte, eigentlich kam ihn hier nie irgendwer besuchen. Er wandte sich vom Fenster ab und seinem Schreibtisch zu. Das letzte Treffen mit seinem Bruder war ausgesprochen gut gelaufen. Dank ihm hatte Bärfried weiteres Geld erhalten und würde vorerst am Ausbau der Passstraße festhalten können.

Er hatte kaum damit angefangen die Pläne weiter durchzugehen, da klopfte es an seiner Tür. Wenig überrascht blickte er auf und rief den Störer hinein.

Die Gardistin verbeugte sich knapp ehe sie zu sprechen begann. "Euer Hochgeboren! Am Tor stehen... Nun ja, am Tor stehen Gäste, die Euch zu sprechen wünschen!".

Gäste? Hier? Und sie wünschten ihn zu sprechen? Das überraschte ihn jetzt doch, "was für Gäste?".

"Fünf Trollzacker, mein Herr!", gab die Gardistin knapp von sich und Bärfrieds Augenbrauen schossen in die Höhe.


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Da standen sie nun, die fünf Trollzacker, die ihn zu sprechen wünschten. Drei Männer und zwei Frauen (wobei sich Bärfried bei der einen nicht gänzlich sicher war...), die ihn - und alle anderen in dem Raum - um ein gutes Stück überragten. Ihre Körper waren in Fellen und Lederstücken gehüllt, an der Seite trugen sie grobschlächtige Stücke Eisen, die Bärfried als primitive Schwerter oder Äxte erkannte. Garrald Erlgrimman und eine handvoll der landvögtlichen Wache standen an den Seiten des Raums und am Eingang hatten sich einige Gardistinnen der Bombarden sowie deren Leutnant aufgestellt. Sie alle trugen ihre Anspannung im Gesicht, immerhin dürfte jeder in diesem Raum schon eine Auseinandersetzung mit Trollzackern gehabt haben. Wenngleich die letzten wirklichen Gefechte schon lange zurück lagen hatten vor allem die Leute um Garrald die blutigen Kämpfe nicht vergessen.

"Also! Ihr wolltet mit mir sprechen? Dann sprecht!", rief Bärfried bestimmt aus und lies seinen Blick auf der fünfer Gruppe vor ihm ruhen, wobei er versuchte sich seine Anspannung nicht anmerken zu lassen.

"Die Berge uns gesagt, dass du großer Krieger sein! Du verbunden mit Land und dienen dem Land! Wir auch dienen dem Land und darum wir vielleicht dienen dir!", erklang die tiefe und zugleich kratzige Stimme des in der Mitte stehenden Barbaren. "Ich sein Rhadrosh! Das sein Zuldar, Brazul, Fardha und Zulla!", der Trollzacker schlug sich mit der rechten Faust gegen die Brust und blickte Bärfried entgegen. Dieser brauchte einen kurzen Moment umzu begreifen, was der Barbar vor ihm von ihm wollte.

"Ich bin Bärfried von Hardenstatt und diene dem Land am Arvepass sowie meinem Herrn den Markgrafen Perricums! Ich ehrte den Bund mit dem Land und sprach mit seinen Dienern! Ihr seid also am richtigen Ort und bei dem richtigen Mann".

Bärfried hatte kaum zu Ende gesprochen da zog Radrosh einen breiten Dolch hervor. Schneller als irgendwer im Raum hätte reagieren können zog er sich die Klinge durch die Hand und warf sie dem Landvogt zu dessen Füßen. "Dann du beweisen, dass du wahrlich würdig! Zeig dass du aushalten kannst den Schmerz!", rief der Trollzacker fast schon donnernd aus und reckte dem Einäugigen seine blutige Hand entgegen.

Dieser zögerte nicht, beugte sich vor, hob den Dolch auf und zog ihn über seinen Arm. Tief schnitt die überraschend scharfe Klinge in das Fleisch und ließ eine brennende Wunde zurück, wenn das so weiterginge wäre er bald über und über mit Narben versehen. Ein Ausblick dem er nicht viel abgewinnen konnte. Doch er wusste, dass man sich den Respekt dieses wilden Volks nur durch eisernen Willen und keinerlei Anzeichen von Schwäche verdienen konnte. Also war ihm nichts anderes übrig geblieben als schnell zu handeln. Denn wer wusste wie diese Wilden reagieren würden, wenn sie der Meinung waren, dass Bärfried doch nicht der von ihnen Gesuchte war? Zumindest in den Gesichtern der landvögtlichen Wache hatte er lesen können, dass diese drauf und drann waren ihre Waffen zu ziehen, sollten die Gäste abermals etwas unvorhergesehenes tun.

Ein zufriedener Ausschrei der fünf Trollzacker und ihr Schlagen gegen die Brust lies alle im Raum etwas zusammenzucken. Doch als die fünfer Gruppe gemeinsam auf die Knie sanken entspannten sich die Anwesenden sichtlich. Anscheinend hatte Bärfried die Probe bestanden.


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Praiodora von Beilunk hatte den Ausführungen der jungen Knappin aufmerksam zugehört. Fünf dieser wilden Barbaren hatten sich also in den Dienst des Landvogts gestellt? So so... dachte sie sich mit einem grimmigen Gesichtsausdruck. Diesen Wilden waren die Lehren der Zwölfgötterkirche sicherlich so fremd wie ein ausgiebiges Bad. Sie kannte Geschichten von blutigen Riten, Opferungen für Götzen und Geister. Ein Einfallstor für die verdorbenen Lehren der Götterfeinde. Nicht wenige kämpften einst an der Seite des Sphärenschänders und dessen Epigonen. Warum also sollten diese fünf Angehörige einer wilden Rasse sich dem Landvogt unterordnen? Sie wendete sich von der jungen Frau ab und dem Altar ihrer Kapelle zu. Praios würde Licht in das Dunkle bringen und wenn nötig das reinigende Feuer über jene bringen, die mit der Dunkelheit paktierten!