Geschichten:Bündnistreue – Kaum Einsichten

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Baronie Haselhain, Ende Praios 1044 BF:

"Er ist ein Narr, er wird sich auch nicht bessern...", dachte Selo von Pfiffenstock laut, 'daher mag ich ihn ja auch irgendwie...die verschrobenen sind mir doch eben die liebsten.", dachte der Baron leise, glaubte er – schweifte dann aber zu etwas anderem.

Denn der Aufenthalt in seiner Heimat war nicht so gewesen wie er es sich ausgemalt hatte - keine Blumen auf seinem Weg, keine Gesichter voller Freude, keine Bäuerinnen die ihn grüßten, keine sonderlich leidenschaftlichen Liebesnächte mit seiner Frau und anderen Erwählten, wie früher. Stattdessen war ihm Fatime eher kühl begegnet und Haselhain hatte ihn gar nicht so recht wiedererkannt. Im Gegenteil, seine Gattin schien hier die Zügel fest in der Hand zu haben und hatte sich ihren bekannten Namen noch vergolden lassen. "Ich scheine irgendwas verpasst zu haben, mir muss da was entgangen sein..., war da was? Eine Erwähnung vielleicht? Wann hatte ich eigentlich zuletzt Austausch mit ihr?", drömelte er vor sich hin. 'Aber gut, es könnte auch schlimmer sein...die Gesichter hätten voller Wut, die Wege voller Stolperfallen und Klingen sein und die Bäuerinnen hätten die Fäuste recken können.' Davon ab, war er froh sich nicht dem ganzen, formellen Dies- und Jenigen widmen zu müssen, wie zum Beispiel dem Ärger den seine Fatime mit irgendwelchen Araniern hier und irgendwelchen Altmärkern etc. dort hatte. Sie versuchte es tatsächlich mit Politik, er dachte in dem Moment schmunzelnd daran wie er zu Anfang seiner kurzweiligen Politik mit seinen traditionalistischen Kritikern umgegangen war. Schade - seine Frau hatte die Schufte von der Mauer abgehangen, wo sie zu meist kopfüber gebaumelt hatten, zur Belustigung der Haselhainer. Diese hatte er noch einmal kurz, zur eigenen Erheiterung, im "Narrenturm" aufgesucht und ihnen lustige Anekdoten aus seinem derzeitigen Leben und Tun berichtet, nicht gerade zur Begeisterung der alten Griesgrame.

Danach hatte er seiner Herzdame und der Festung Haselhain den Rücken zugekehrt und war in das Vasallenlehen Sahabur gereist, wo er sich abermals mit seinem Bundesbruder Leomar getroffen hatte, um das zu geniessen was Perricum dem Zentrum Garetiens vielleicht als einziges wahrlich voraus hatte – die Leichtigkeit.

Es gab Haselnuß- und Minzlikör, Met, Brände, Weine, Süßgebäck, Trüffel und Früchte, flüchtige Liebeleien mit ...öhm...unzähligen..., sie hatten sich gemeinsam neu einkleiden lassen mit schicker, perricumer Gaderobe und Hüten aus Haselhainstadt und Firndorff, dazu Wett- und Lustreiten durch die Haselhainer Weiten. Dabei hatten sie sich auf den, tatsächlich von Fatime umgesetzten "Schönpfaden" bewegt, welche Leomar und seine Gefolgschaft gut gefallen hatten. Und Selo musste zugeben, dass Fatime diesen ohnehin schon wonnevollen Landstrich zu einer wahren Zierde und einem Beispiel für Perricum gemacht hatte.

Doch natürlich war irgendwann das Thema aufgekommen, welches Selos anfänglichen Lautgedanken geboren hatte. Und so überzeugt wie Selo selbst war sein Freund und Bundesbruder von der Sache nicht, vorallem weil er es Felan tatsächlich nicht leicht machen würde.

Doch auch jetzt als die beiden zusammen mit ihrer Bedeckung sich auf dem Weg in die Reichsstadt befanden ließ sich der diplomatisch bewandete Zweifelfelser davon nichts anmerken, auch nicht als Selos Gedanken erneut übersprangen - stattdessen erläuterte Leomar immer wieder die Fürs und Wieders. Aber vorallem lobte er das Vorankommen ihres Projekts in Feldwacht.

Doch Selo bekam dies kaum mit, stattdessen murmelte er immer wieder "Er ist ein Narr..." in sich hinein und imaginierte wie der "kleine Narr" Felan vor ihm als übergroßem gockeligen Großnarr knien musste, selber eine Schandkappe in Form eines Luchsenkopfes tragend, mit besonders großen Pinseln an den Ohren, nachdem ihm so richtig der nun roten Po versohlt worden war. Selo kicherte, Leomar schaute skeptisch, der Haselhainer machte eine wegwerfende Geste. "Bruder, diese Geschichte wird ein versöhnliches und gloreiches Ende haben, glaubt mir, ich habe es schon vor mir gesehen. Aber vorerst vernehmt diesen einzigartigen würzigen und abenteuerlichen Geruch, den nur Perricum versprüht. Ich finde es erquickend, dass wir dem guten Barönchen Felan noch einmal solche Formidabilität bieten können, wo es doch so trostlos um ihn steht...."