Geschichten:Bündnistreue – Ein unerwarteter Besuch III

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Burg Silz, Gräflich Silz, Grafschaft Waldstein, Ende Efferd 1044 BF:

Die Gesichtszüge des geheimnisvollen Elfen, der die Gäste führte, zeigten einen Funken tiefster Zufriedenheit, als sich die zweiflügelige Tür zum Thronsaal wie von Geisterhand öffnete. Beim Eintreten strömten Selo, Felan und Leomar eine Vielzahl wohlriechender Düfte entgegen. Auch hier waren die Wände vor allem mit floralen Ornamenten geschmückt. In der hohen Decke des Saales leuchteten unendlich viele Lichter wie Sterne am Firmament. Hier und da flog eines der Lichter als Sternschnuppe herab. Eine vortreffliche Illusion, wie Leomar sich eingestehen musste. Bei genaueren Hinsehen erkannte er, dass die Lichter einen Teil des Sternenhimmels abbildeten. Eindeutig konnte er den Elfenstern erkennen und den Sternenschwarm um ihn herum. Neben dem seltsam verästelten und irgendwie lebendig wirkenden Grafenthron, stand ein bärtiger Mann mit freundlichem Gesichtsausdruck. Er trug einen fein gearbeiteten Bauschmantel mit Fellkragen.

„Der Wald mit Euch. Mein Name ist Vallbart von Falkenwind. Ich heiße Euch in Silz willkommen, Reisende. Was führt Euch mitten in den alten Wald?“

„Eure Hochgeboren.“, sagte Felan, als er sich diesmal erlaubte als Erster zu sprechen und eine höfliche Verbeugung andeutete, wie es sich selbst für dem Rang nach gleichgestellte Gäste geziemte. „Ich bin Felan von Schallenberg, Baron zu Aldenried und bei meinen Gefährten handelt es sich um seine Hochgeborenen Leomar von Zweifelfels, Kronvogt zu Neerbusch, sowie seine Hochgeboren Selo von Pfiffenstock, Baron zu Haselhain.“ Dabei deutete er jeweils mit dem Kopf nach rechts und links auf die Beiden. „Die Zusammenstellung unserer Reisegruppe mag merkwürdig wirken, da uns auf den ersten Blick sowohl Grenzen als auch …“, sagte Felan kurz in seiner Rede innehaltend, während er einen Seitenblick auf Selo warf. “…gewisse Überzeugungen trennen. Doch die Umstände haben uns zusammengeführt, da man danach trachtete, genau letzteres zu missbrauchen, um Hader und Zwist zu sähen und damit Unschuldige vor ihrer Zeit in Borons Hallen zu senden. Lasst mich ohne viel Umschweife den Grund unserer Reise nennen: offenbar wurde das nach langer Hand geplant, so stellt es sich jedenfalls dar, damit jemand und seine Spießgesellen unrechtmäßige Macht erhalten und diese ungestört erweitern kann, um letztlich widerrechtlich die Herrschaft über diese Grafschaft an sich zu reißen. Ich getraue mich dazu, auch einen Namen zu nennen: Coswin von Streitzig, der Seneschall dieser Grafschaft.“

Wieder nahm er sich einen Moment, ehe er die Rede fortführte, sodass ihm anzusehen war, dass er versuchte die Worte wohlüberlegt zu setzen, ohne mit irgendetwas hinter dem Berg zu halten und es auch nicht durch diplomatische Taktiererei zu verzögern.

„Ich getraue mich dies zu sagen, da ich schon bereitstand den Tod auf dem Feld des Zweikampfs zu finden, wenn nicht der treue Leomar uns Beweise erbracht hätte, dass dies nur einem Schurkenstück Coswins zu verdanken war. Und auch da mir bewusst ist, dass Streitzig gegen Zweifelfels einen langen groll hegt, so halte ich mich als langjähriger Verbündeter des boronseeligen Wulf von Streitzig und einer nicht minder treuen und geliebten traviaverbundenen Ehefrau aus diesem Haus für unverdächtig dieser Familie bewusst Schaden zufügen zu wollen und sei es nur durch verleumderische Rede. Wir sind hier, weil wir nicht nur Gerechtigkeit für uns erlangen wollen, sondern auch um Schaden von anderen abzuwenden, von denen wir denken, dass Coswins Intrigen sie treffen sollen. Wir halten es nicht für ausgeschlossen, dass er sogar der Gräfin selbst nach Besitz und Freiheit trachtet.“

Mit diesen Worten schaute er zu Leomar, als wünschte er sich, dass dieser näher darauf eingehen könnte, besser als er es können würde, besonders was die Details anginge, die ihnen dreien bereits bekannt waren und die es gälte Vallbart und seiner Gräfin mitzuteilen.

„Ihr kennt mein schlechtes Verhältnis zum Seneschall, ein jeder hier in Waldstein kennt es“, begann Leomar ungewöhnlich direkt, „doch soll es hier nicht um meine Animositäten gehen, denn wir hegen den berechtigten Verdacht, dass hier Großes im Gange ist. Durch unritterliches Verhalten versuchte dieser Wicht uns drei“, dabei deutete Leomar auf seine beiden Gefährten, „gegeneinander auszuspielen, allein um uns mit uns selber beschäftigt zu wissen, so dass er hier in Waldstein seinen perfiden Plan der Machtergreifung umsetzen kann. Dies ist keine Paranoia eine alten Feindes des Seneschalls, wir können es beweisen.“

Selo hatte abgewartet bis Leomar und Felan ihre guten Manieren und Etikette unter Beweis gestellt hatten, dann konnte er nicht mehr so viel kaputt machen, mittlerweile viel es ihm tatsächlich immer schwerer seine Gedanken zu ordnen bzw. sie für sich zu behalten und dabei einen gewissen Anstand zu wahren. Und so fügte er simpel hinzu: „Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, außer vielleicht dass der Zaubergang ihrer Hochwohlgeboren eventuell kaputt ist, das ist ja ganz und gar verdrießlich.“ Dennoch lächelte Selo zufrieden und versöhnlich, als hätte er gerade etwas Angemessenes gesagt.“ „Ach, und Geschenke, haben wir auch – oh, ich meine natürlich wohlmeinende Grußbotschaften zur Unterstreichung unseres Willens zu ehrlicher Hilfe und Verbundenheit.“

Vallbart hatte Felan und Leomar ruhig und mit freundlicher Miene zugehört. Die Reaktion des Pfiffenstock schien ihn etwas zu irritieren, als wüsste er nicht, was dieser damit gemeint hatte. „Der Wald flüstert es schon seit geraumer Zeit, erst ganz langsam wie das Rascheln von Blättern, dann immer lauter wie eine Windböe, die um die Zinnen des Silzsteins pfeift …“, begann der Silzer Landvogt mit ruhiger Stimme, „der Seneschall hat den Pfad der Tugend verlassen und folgt seiner ureigenen Gier. Ein Charakterzug, den der ewige Mittwald nicht dulden wird. Doch …“, der Landvogt stockte einen Augenblick, „die Gräfin muss sich mit einer Macht aus dem Forst auseinandersetzen und kann sich so nicht um die Belange der fernen Reichsstadt kümmern. Was schlagt Ihr vor?“

Selo blickte freudestrahlend seine Begleiter an, die ihre Worte weise zu wählen schienen, aber legte los: „Nun, zu erst die GrußBOTSCHAFTEN, vllt geben diese schon eine Idee von nun…unserer Idee. Natürlich – ein eigentümliches Wort, nicht wahr? Natürlich also können und wollen wir uns selber direkt nicht einbringen, aber wir können die Rechtschaffenen, hihihi, unterstützen. Seht selbst was der Orden…die Vereinigung…die Getreuen…die heiteren Drei, naja, vielleicht Zwei und Einer vom Zeltboden zu Perricum überbringen will…“ Selo breitete eine Probe von jedem größeren Mitbringsel auf dem Boden der Halle aus. „Mh, eine sittsames Symbol für einen Deckhengst fand ich jetzt nicht…“

Felan beobachtete stumm wie sich zu Selos Haselnusslikör und Minzschnaps noch ein altes Schwert und ein alter Säbel gesellte sowie ein Beutel bestes perainegesegnetes Saatguts und Brotweizen, als Symbol für die weiteren Säcke die draußen der Übergabe harrten. Er war froh nicht doch noch wie kurz überlegt Apfelwein hinzugefügt zu haben, weil es sonst doch zu sehr nach einem angehenden Besäufnis hätte aussehen können. Dafür war der noch mitgebrachte Apfelbaumsetzling sicherlich auch für diese elfisch geprägte Region durchaus ein angemessenes Geschenk: er stammte aus Felans persönlichen Obsthain in Aldengrund, der besonders große und saftige Früchte hervorbrachte. „Wir hoffen unsere Gastgeschenke werden als Zeichen wahrgenommen, dass wir in einem ehrlichen Ansinnen kommen und der Ernst der Lage uns antreibt.“

„Jawohl, ernstlich, ganz ernstlich – und wenn der Baron vom Schallenden Berg so etwas sagt, dann ist dies auch so, das weiß ich aus ganz eigener Erfahrung. Davon sollen die Gaben als symbolische Dreingabe dazu gelten, für die Dinge die es braucht um einem wildgewordenen Vasall in seine Schranken zu weisen bzw. wieder einzufangen, ich persönlich neige ja zu Kopf über in Narrenkostümen von der großen Mauer baumeln lassen, sehe aber ein, dass das nicht jedermenschs oder -elfs Sache ist. Wir wollen euch schlicht bei diesem Unterfangen ganz materialistisch unter die Arme greifen.“, Selo schüttelte sich und kochte wieder etwas runter.

„Ich offeriere Silz zwei Dutzend beste Schwertklingen, dazu noch Speer- und Pfeilspitzen in großer Zahl, aus den nimmer müden Schmieden Perricums, dazu noch feinstes Minzöl aus den Haselhainer Landen meines Neffen Gisborn.“ Leomar legte eine Handvoll Pfeilspitzen und ein kleines Tiegelchen mit dem besagten Öl auf den Boden vor dem Thron. „Wir bieten Euch unsere Unterstützung an. in der kommenden Auseinandersetzung mit dem Seneschall!“

Mit wohlwollenden Gesichtsausdruck musterte der Landvogt die dargebrachten Gaben. „Silz dankt Euch für Eure Großzügigkeit. Fühlt Euch als willkommene Gäste in diesen Hallen. Nach dem Ihr Euch von der Reise gestärkt habt, wäre es mir eine Ehre, wenn wir gemeinsam dem Apfelbaumsetzling im Burggarten eine neue Heimat schenken würden. Dann kann alles weitere besprochen werden.“