Geschichten:Verräter und Getreue - Der Zorn des Krieges

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Burg Natzungen, 13. Rondra 1033 BF

Hadrumir von Schwingenfels las die Zeilen jetzt zum zweiten Mal ungläubig. Dann reichte er sie wortlos an seine Frau Tanira weiter. Noch ehe sie zu Ende gelesen hatte, rief er nach Hauptmann Elgor Karstrand.

„Wie können sie es wagen?“ entfuhr es Tanira. „Das ist ungeheuerlich!“ Hadrumir nickte, als der Hauptmann eintrat.

Leise, lauernd wie ein Wolf, sprach Hadrumir zu seinem Hauptmann: „Wie schnell sind die Schwingen zum Abmarsch bereit?“

„Wir brauchen zehn Tage, Hochgeboren!“ antwortete der Hauptmann verblüfft. „Ich gebe Hochgeboren jedoch zu bedenken, dass wir die Verluste des letzten Jahres noch lange nicht aufgefüllt haben!“

Hadrumir ging unruhig auf und ab: „Sendet sofort Boten an alle Familienmitglieder aus! Wir müssen uns auf einen Angriff vorbereiten! Lasst dieses Schreiben vervielfältigen und der Nachricht beifügen!“

Der Hauptmann nickte, während Hadrumir grübelnd zum Fenster hinaus schaute. Er stand nun mit dem Rücken zum Hauptmann und sprach über seine Schulter: „Dann sorgt Ihr dafür, dass die Schwingen zum Abmarsch bereit gemacht werden! Wir müssen mit dem auskommen, was wir haben!“

„Zu Befehl, Hochgeboren!“ sprach der Hauptmann gelassen und machte sich davon.

Tanira schaute Hadrumir besorgt an. „Wie kommen diese Hutter darauf die Fehde zu erklären? Das ergibt keinen Sinn!“

Hadrumir schaute weiterhin aus dem Fenster und wusste, dass mit dem heutigen Tage die Frist der Hutter enden würde. Morgen würden er und die Seinen wieder in einer Fehde stehen. Wie hatte er innerlich gejubelt, als die Pulether Fehde auf dem Schlachtfeld vor der Grunder Mühle ihr Ende genommen hatte. War er tatsächlich nur zum Krieg geboren? Seit vierzehn Jahren hatte er so etwas wie Frieden nicht mehr erlebt. Er war so sehr im Krieg aufgegangen, dass er selbst zum Krieg wurde.

Tanira war an ihn herangetreten. „Geht es Dir gut, Hadrumir?“

Er legte einen Arm um sie und seufzte schwer. „Die Nachricht, welche Ludegar mit dem Schreiben geschickt hat, besagt, dass sie das Wappen der Grützer entrollt haben. Sie führen diese Fehde einfach fort!“ sprach er leise.

Tanira schaute zu ihm auf. „Es ist der Neid, welcher aus dieser Fehdeerklärung spricht und welcher die Gedanken der Hutter umnebelt.“

Hadrumir überlegte lange und schaute dabei über das Natzunger Land. Es konnte nur eine Antwort auf diese Forderung geben. Er schaute Tanira tief in die Augen und las darin Bestätigung. Doch würden ihre Mittel reichen? Die Kämpfe der Vergangenheit hatten einen hohen Tribut gefordert. Diesmal würde es schwerer werden, den Kampf aufzunehmen. Hadrumir bemühte sich um Zuversicht, als er sprach: „Dann will ich hingehen, um sie Demut zu lehren und sie den Zorn des Krieges spüren zu lassen!“

Innerlich wusste er jedoch, dass dieses Unterfangen mehr fordern könnte, als ihm lieb war.