Geschichten:Verräter und Getreue - Ein Grund für Vertrauen

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In der Nähe der Reichsstadt Hartsteen, 03. Phex 1033 BF

Hadrumir von Schwingenfels machte es sich in dem Zelt, welches als Loge diente, gemütlich. In der Arena machten sich ein großer Ork mit dichtem struppigem pechschwarzem Pelz sowie ein kleinerer mit einem kahlrasierten Schädel zum Kampf bereit. Lediglich in der Mitte des Kopfes hatte der kleinere einen Kamm stehen lassen. Doch der Kampf interessierte den Reichsvogt weniger. Er war der Aufforderung von Rondrara gefolgt. Die Neugier hatte ihn hierher geführt.

Kurz drauf betrat ein Geweihter der Rondra das Zelt. Hadrumir schrak auf und zeigte dann ein freudiges Lächeln. „Halmar!“

„Spar Dir die Mühe! Du brauchst nicht aufzustehen, Bruder!“ sprach Halmar scharf, als er merkte, dass sich Hadrumir erheben wollte, doch dieser missachtete die Aufforderung.

„Was willst Du hier, Halmar?“ fragte Hadrumir gereizt ob der Störung. „Ich erwarte noch jemanden!“

Halmar lächelte. „Ich weiss! Doch wird Rondrara nicht kommen.“

Hadrumir ahnte, dass hier etwas gewaltig nicht stimmte. „Was hat das zu bedeuten? Wo ist sie?“

Halmar lächelte immer noch. „Vergnügt sich mit Voltan. Die beiden sind sehr angetan voneinander. Oder macht sonst irgendwas. Ist mir gleichgültig. Ich habe Dir die Nachricht zu kommen lassen.“

Hadrumirs Miene versteinerte sich. „Und warum?“ fragte er missmutig.

„Ist es wahr, was ich von Rondrara erfahren habe? War es das Ganze wenigstens wert?“ fragte Halmar, doch Hadrumir schwieg nur.

„Die Familie Windischgrütz liegt am Boden. Du hast doch Deinen Sieg! Du bist sogar Reichsvogt! Kannst Du eigentlich noch schlafen?“

Hadrumirs Stimme war versteinert. „Die Gelegenheit war günstig. Und über Rondrara hatte ich die richtigen Kontakte!“

Halmar erschrak. „Und dann nimmst Du Dir einfach, was Dir gefällt! Und dabei trittst Du die Ehre anderer mit Füßen? Du widerst mich an!“

Hadrumirs Hände bildeten eine Faust. „Ich habe die Fehde beendet! Ich bin nun Reichsvogt! In diesem Ton redest Du nicht mit mir!“

Halmar lachte auf. „Sieh Dich an! Reichsvogt! Wann ist Dein Plan eigentlich ins Rollen gekommen? Bevor oder nachdem Du Bodebert ermordet hast?“

Hadrumir wollte auf Halmar losgehen, doch wich dieser aus. „Ich habe Bodebert nicht umgebracht und ich hatte damit auch nichts zu tun! Ich habe nur die Gelegenheit genutzt!“

Halmar schaute ihm in die Augen. „Wenigstens in diesem Punkt sprichst Du die Wahrheit! Doch wie soll es jetzt weiter gehen?“

Hadrumir atmete tief durch. „Die Hutter Ritter haben die Fehde aufgenommen. Ich werde mir das nicht bieten lassen.“

Halmar zog eine Augenbraue hoch. „Und das soll dann ewig so weiter gehen?“

Hadrumir wirkte sichtlich niedergeschlagen. „Welche andere Wahl habe ich denn?“

Halmar war überrascht. „Es gibt immer eine Wahl! Doch dann muss man auch bereit sein, auf sein Gegenüber zuzugehen!“

Hadrumir wirkte wie ein Häufchen Elend, als er antwortete: „Ich bin nicht für Kompromisse geboren.“

Halmar lächelte milde. „Vielleicht bist Du das wirklich nicht. Aber das Land mit Krieg zu überziehen, kann nicht die Antwort auf die Lösung dieser Probleme sein!“

Hadrumir nickte. „Wahrscheinlich hast Du ja Recht, Bruder. Aber sage mir, wie ich die Situation noch retten soll? Die Hutter trauen mir nicht!“

Halmar schwieg einige Zeit. „Dann gib Ihnen einen Grund, Dir zu trauen!“

Hadrumir erhob sich langsam und verließ das Zelt. „Ich glaube, ich verstehe!“

Halmar blickte ihm traurig hinterher und sprach leise: „Viel Glück, Bruder!“