Geschichten:Verräter und Getreue - Feidewalder Tagwerk

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Gräflich Feidewald, Anfang Ingerimm 1032 BF


Die beiden Söldner waren unaufmerksam gewesen, als sie so am Feuer saßen und so war es den Steinfeldern ein leichtes gewesen, die beiden niederzuschlagen und sie ihrer Waffen zu entledigen. Nun wühlte Praioswald in den Bündeln, während sein Zwillingsbruder darüber wachte, dass die Überfallenen nicht wieder zu Bewusstsein kamen.

„Du glaubst doch nicht, dass die ihren Wertsachen da drin bei sich führen?“

„Genau deswegen schau ich ja nach. Weil niemand da etwas vermuten würde.“

Praioswin band den Bewusstlosen die Hände auf den Rücken und begann, ihnen die Stiefel auszuziehen.

"Oh, schau mal, ein Schwingenfelser Wappenrock!“, Praioswald hielt das Kleidungsstück in die Höhe.

„Ich würde vorschlagen, wir schmeißen ihn gleich ins Feuer.“

„Ich habe eine bessere Idee.“

„So?“

„Probier ihn mal an!“

Ein wölfisches Grinsen schlich sich auf Praioswins Gesicht, als er den Gedanken seines Bruders erkannte, der ihm den Wappenrock zuwarf.

„Und hier ... ah!“, flink hatte der junge Steinfelder die Naht eines Wamses aufgetrennt und etliche Silbermünzen fielen heraus. Er kicherte: „Wenn sie das nächste Mal ihre Beute einnähen, sollten sie nicht andersfarbiges Garn verwenden.“

Praioswald pfiff durch die Zähne: „Hoho. Endlich was ordentliches.“

Die beiden setzten ihre Durchsuchung fort.

„Moment, ich glaube, ich habe hier auch etwas gefunden", im nächsten Moment hielt er einen goldenen Ring in die Höhe, „Das ist ein Siegelring. Ein Windischgrützer Siegelring“, bemerkte Praioswin.

„Das wird ja immer besser“, Praioswald rieb sich die Hände, „Die beiden haben bei der Plünderung der Windischgrützer Güter offenbar gut abgesahnt. Uns kann es nur recht sein.“

Dann betrachtete er nachdenklich das Kleinod und dann die beiden Gefesselten, während ein Glitzern in seine Augen trat: „Komm, den beiden erteilen wir eine Lehre.“

„Wie meinst Du das?“

„Wart’s ab!“, er steckte den Ring auf einen Stock und schob ihn in die Glut.

„Was machst du da? Wenn der Ring beschädigt ist, kriegen wir in Bugenhog nichts me...“

„Immer mit der Ruhe, Brüderchen!“, er angelte das erhitzte Metall aus der Feuerstelle und meinte: „Ich kenne zwei, denen ihr Unrecht gleich auf die Stirn geschrieben sein wird. Los, dreh' sie rum.“

Praioswin nickte verstehend und wälzte die Überfallenen auf den Rücken: „Rache für Windischgrütz.“

Fest drückte der Steinfelder den heißen Ring auf die Stirn des ersten und der Geruch von verbranntem Fleisch stieg auf. Der Mann kam von dem neuerlichen Schmerz zu sich, doch Praioswin schlug ihm mitleidslos gegen die Schläfe, so dass er sogleich wieder ins Land der Träume hinab sank. Schließlich ließ Praioswald ab und überzeugte sich davon, dass der Kerl nun ein hässliches rotes Siegelmal auf der Stirn trug. Auch der andere musste die Prozedur über sich ergehen lassen, bevor die Zwillinge ihre Beute zusammenrafften und im Wald verschwanden. Nackt bis aufs Hemd blieben die beiden Überfallenen bewusstlos zurück.