Geschichten:Spuren von Purpur - eine bescheidene Bitte

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Burg Freudenstein, 24 Efferd gegen Mittag

War das nicht ein herrlicher Tag? Irnfrede fühlte sich wie neu geboren und ließ die gestrige Nacht noch einmal Revue passieren. Als Geromel ihr endlich seine Liebe gestanden hatte, waren alle Dämme gebrochen. Sie dachte daran, wie sie in seinen Armen gelegen hatte, das Streicheln seiner warmen Hände, seine leidenschaftlichen Küsse und seine erst sanften, dann immer fordernder werdenden Stöße. Ihr wildes Liebesspiel hatte die halbe Nacht angedauert, bis sie endlich erschöpft eingeschlafen waren. Mehr als einmal war ihr gar ein (zu) lauter Seufzer der Wollust entfleucht. Sie hoffte, dass es niemand gehört hatte, ansonsten würde sie es einfach Selinde zuschreiben dachte sie schelmisch.

Am frühen Morgen kurz nach Sonnenaufgang hatte er sie über den Gang zu ihrem Gästezimmer getragen. Doch als er sich zum Gehen wenden wollte, hatte sie ihn noch einmal sehnsüchtig an der Hand in ihr Bett gezogen, nur um kurz darauf erneut im Liebesspiel zu versinken.

Bei Rahja, sie hatte ja keine Ahnung gehabt, wie wundervoll sich das anfühlte. Das unschuldige kleine Mädchen war Vergangenheit, sie fühlte sich zum ersten mal wie eine richtige Frau.

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Am Nachmittag hatte sie die Stadt Erlenstamm bereist und auch dem berühmten Peraine Tempel zum immergrünen Erlenhain einen Besuch abgestattet. Der Geweihte Bruder Laurentian, ein recht stämmiger Mann mittleren Alters, war ihr sofort grundsympathisch. Sie hatte sich lange mit ihm unterhalten, über ihre Herkunft und ihre Pläne in Erlenstamm, was er auch interessiert aufgenommen hatte. Südlich der Stadt befand sich Burg Erlenstamm, ihr künftiger Herrschaftssitz. Ihre erste Aufgabe als neu bestallte Edle zu Freiherrlich Freudenstein würde sein, die Burg Erlenstamm bezugsfertig zu bekommen. Dazu hatte sie schon in der Stadt Kontakt zu den lokalen Zünften der Schreiner und Tuchmacher aufgenommen. Dem alte Meister Lamprecht wäre vor Glück beinahe schwindlig geworden, einen solch großen Auftrag erhält man schließlich nicht alle Tage. Nur das große Himmelbett für das Schlafzimmer wollte sie in einer Wandlether Manufaktur bestellen. Sie musste jetzt schon verträumt lächeln, wenn sie an die vielen schönen Stunden dachte, die sie darin mit Geromel verbringen würde.

Da sie bei weitem nicht über die Mittel verfügte, die eine Burgausstattung einforderte, beschloss sie ihrem Vater einen Brief zu schreiben.



Geliebter Vater
 
 
 
 
Ich schreibe dir diesen Brief aus dem wunderschönen Erlenstamm. Ludolf und ich sind hier wohlbehalten angekommen, und haben mit Baronin Selinde von Ruchin hier eine offenherzige und freundliche Gastgeberin kennen gelernt, die sich um all unsere Wünsche kümmert.

Ich konnte bereits meinen künftigen Herrschaftssitz, die Burg Erlenstamm in Augenschein nehmen. Es ist eine sehr wehrfähige Burg mit dicken Mauern und hohen Türmen. Leider fehlte es bislang an Mitteln für eine standesgemäße Innenausstattung. Ich habe daher beschlossen, diesen Missstand zu beheben. Die ersten Rechnungen der Schreiner und Tischler lege ich dir bei, es werden noch weitere folgen. Meine bescheidene Bitte wäre, dass du die Kosten übernimmst.

Ich freue mich schon in ein paar Wochen zu deinem 50.Tsatag nach Burg Trollhammer zurückzukommen. Dann werde ich dir alles haarklein erzählen, wie es mir hier im Schlund gefällt.
 
 
 
 
Deine Dich liebende Tochter Irnfrede


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Ein paar Tage später: Nimmgalf fiel rücklings in den Polstersessel in seinem Salon, nachdem er den Brief gelesen hatte und musste erstmal nach Luft schnappen. „Ich soll was??? Die Innenausstattung von Burg Erlenstamm bezahlen? Elea, du falsche Schlange! Ich hätte es wissen müssen, dass jeder Handel mit dir einen Haken hat! Josmin!!!“ er rief nach seinem Schatzmeister.

Dieser trat kurz darauf in das Kaminzimmer ein. „Ja, Herr Baron?“

„Josmin, meine Tochter Irnfrede ist gerade dabei im Schlund ein Vermögen zu verschleudern. Genauer: mein Vermögen!!!“ Er hielt ihm den Brief hin, und Josmin las die Zeilen ebenfalls.

„Nun, die junge Dame hat offensichtlich noch keine Vorstellungen vom maßhaltigen Umgang mit Geldmitteln!“ antwortete der Kämmerer von Burg Trollhammer.

„Natürlich nicht! Woher auch? Sie hat bislang immer alles im Überfluss gehabt.“

„Und nun?“

„Ich möchte, dass Ihr nach Erlenstamm reist, und Irnfrede auf die Finger schaut, damit die Kosten nicht ins Bodenlose laufen. Sie hat jetzt schon genug Schaden angerichtet. Steht ihr bei allen weiteren Finanzfragen mit Rat und Tat zur Seite. Unnötiges wird nicht gekauft! Ich will, dass ihr spätestens morgen abreist.“

„Nun, das ist etwas überraschend! Wer soll denn meine Aufgaben hier übernehmen?“

„Da findet sich schon ein Nachfolger. Aber das hat momentan höchste Priorität. Nehmt Euch drei der Wachen mit, sie sollen Euch Geleitschutz geben bis ihr dort seid.“ Der Schatzmeister nickte und verabschiedete sich. Schon am nächsten Tag brach er in den Schlund auf.