Geschichten:Schatten über Travias Segen

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Baronie Gnitzenkuhl, Burg Friedburg, Im Thronsaal

Hlutharion konnte dies nur schwer einordnen und auch die Worte kaum deuten, war der Hauptmann doch ohnehin ein eher flapsiger Typ. Dennoch konnte er ein leichtes, aufkommendes Unbehagen nicht ganz niederkämpfen. So begutachtete er nochmal seine Garderobe, strich seinen Wappenrock, über dem sich mittlerweile gemütlich wölbenden Bäuchlein glatt, atmete noch einmal durch und betrat sacht humpelnd den Thronsaal, in dem die Schatten des dräuenden Abends dafür sorgten, dass der Raum unübersichtlich wirkte da die Ecken nicht ausgeleuchtet waren. Einzig am Kamin erkannte er, wie sich die kleine Keilholtzerin damit mühte Feuer anzufachen. Hinter dem Schreibtisch bemerkte er dann auch eine Bewegung. Geräuschvoll schob die Baronin ihren Stuhl zurück und reckte die Glieder. Scheinbar war sie schon lange dort gesessen, und soweit er das beurteilen konnte, dürfte sie das kaum mehr gewohnt sein.

„Seid gegrüßt Hlutharion!“ Er fühlte sich einer eingehenden Musterung unterzogen, als sie zielstrebig an ihm vorbei schritt, hin zur Feuerstatt, und den wesentlich bequemeren Sesseln, auf die sie jetzt auch deutete.

„Setzt euch, erzählt mir, wie es euch und eurer Familie geht. Ihr seht…zufrieden aus.“ In Richtung ihrer Pagin meinte Sie noch rasch:

„Lita, hol uns vom Huhn, was noch übrig ist, und vom Mistelsteiner Roten. Brot noch dazu und Obst.“

Das Mädchen schaute kaum auf, nickte nur, und verließ sehr schnell den Raum. Geshla seufzte, atmete tief durch, und legte selbst noch ein paar kleinere Holzstücke nach, und sorgte dadurch dafür, dass das mäßig lodernde Feuer an Macht zunahm. Als sie zufrieden mit dem Ergebnis war, setzte sie sich endlich auch in den Sessel.

Hlutharion stellte abermals fest, dass ihr Erscheinungsbild, im Gegensatz zu früher, eher ausgezehrter, müder und weniger penibel war. Wo sie vor einigen Jahren noch neuere Mode und deren absolut korrekten Sitz geachtet hatte, trug sie nun ehr angepaßte, alte Kleider. Sie sah älter aus, das Haar wirkte weniger streng frisiert. Doch der tadelnde Gesichtsausdruck war der selbe, als der 1. Ritter Gnitzenkuhls zu lange in seinen Gedanken fest hing.

"Ich habe euch eine Frage gestellt, Hlutharion."

Dieser räusperte sich verlegen, wie früher und rückte seinen "schlechten Arm" zurecht und setzte sich ebenfalls - etwas schwerfällig in den ihm angebotenen Sessel.

"Sehr richtig...Euer Hochgeboren...ich wollte natürlich nicht...ungebührlich wirken."

Er hatte sein Stottern eigentlich deutlich besser im Griff, doch die Situation brachte es wieder herauf, er besann sich und setzte abermals an:

"Eure Frage...erkundigte sich nach meinem Befinden. Und dem meiner Familie. Nun...ich, wir kommen gut aus in Kohlhof. Selissa und die Kinder, Thisdan, Rimiona und Trulana erfreuen sich bester Gesundheit. Thisdan ist bald im Pagenalter, Euer Hochgeboren. Und auch ich erfreue mich........nun es geht mir gut, meine letzten Berichte solltet ihr erhalten haben. Es ist ruhig geworden in Gnitzenkuhl, abgesehen von den vielen Feierlichkeiten am Felsen, den letztjährigen Vorkommnissen am Darpat, einigen wenigen Querelen an den Grenzen und Rumorereien im Drullholz. Sogar die Nebachoten machen kaum noch Anstalten und gehen gänzlich neue Wege, fern ab ob alten Ansprüchen und Gewohnheiten. Es ist als hätte Eure eigene Ruhe sich auf die ganze Baronie gelegt, meine Herrin."

Der letzte Satz war kaum gesprochen, das wusste er nicht ob die Baronin ihn als Kompliment oder als Vorwurf auffassen würde.

Eingedenk der recht ausführlichen Antwort, schmunzelte Geshla still, und dachte kurz über das Gehörte nach. Hlutharion schien die Ehe mit Selissa wohl zu tun. Er schien gut versorgt zu werden, allerdings könnte seine Statur auch ein Hinweis darauf sein, dass er sich zu wenig um seine Pflichten kümmerte. Ihre Brauen wanderten dann auch über ihrer Nase zu einem Strich zusammen, als sie wieder an den Anlass ihrer abendlichen Aktivitäten erinnert wurde.

„Wohin wird Thisdan gehen, habt ihr darüber schon beratschlagt, so etwas will wohl überdacht sein, werter Hlutharion! Ihr befindet euch in keiner sonderlich guten Ausgangslage, wenn man da an die Sache mit eurer Schwester denkt, und mit allem was damit einher geht.“ Ihre Worte wirkten, dass konnte sie deutlich sehen, doch sie ließ ihm keine Zeit sogleich zu antworten.

„Ruhe würde ich es kaum nennen, was mich hier auf der Friedburg gehalten hat.“ Kurz wirkte das Gesicht hart, als sie an die aufreibende Zeit nach der letzten Schwangerschaft dachte, in der sie noch einmal schwer an der Abwesenheit ihres Gatten zu leiden hatte. "Die Amme meinte damals, dass bisweilen ein Schatten ausgelöst durch die Geburt sich der Mutter bemächtigt und sie glauben läßt, dass alles dunkel und für immer düster ist. Eine Reise nach Rashia Hal war nötig geworden, um diesen Bann zu lösen, und wieder Lebensmut und Liebe für die Kinder aufzubringen!" Sie wich seinem Blick aus. Nur wenige wussten darum, dazu zählte die Heilerin der Familie Alxertis.

Dann sprach sie bedächtig weiter: „Es mag durchaus so sein, dass dieses Innehalten zu keiner Unzeit, vielleicht sogar ganz gelegen kam. Ich muss allerdings darauf bestehen, dass eure Disziplin, und auch jene unter meine Vasallen einer Prüfung unterzogen wird. Ich möchte hier nicht ,…noch nicht, ins Detail gehen, aber es erreichte mich Kunde, die mich aufhorchen ließ.“

Sie beobachtete genau, wie er bei diesen Worten reagierte.