Geschichten:Lehrstunde einer Pagin

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Baronie Gnitzenkuhl, Burg Friedburg

„… warst wohl grad‘ zur falschen Zeit da, Kind!“ versuchte die Köchin das Mädchen unbeholfen zu trösten, als Yppolita jammernd mit dem Korb voller Haarbänder vor ihr stand.

„Bloß weil ich ihr den Zopf nicht fest genug gebunden hab‘, muss ich jetzt alle Bänder noch mal glätten!“ Trotzig zog sie lautstark die Nase hoch, wusste sie doch, dass Geshla das unmädchenhafte Benehmen von ihr nicht geduldet hätte. „Damit deine Hände kräftiger werden …“ Die Kleine äffte Geshlas Stimme nach, was ihr nur minder gut gelang. Trotzdem kicherten einige der Umstehenden, was denen wiederum böse Blicke von Trine einbrachte, woraufhin sie schnell verstummten und sich wieder ihrem Tun zuwandten. Scheinbar hatte Geshla ihre Pagin aus heiterem Himmel harsch zurechtgewiesen, was Yppolita schwer kränkte. Die Meisten kannten Geshla schon viele Götterläufe lang. Aber jeder hütete sich gegenüber der Pagin allzu offen Partei zu ergreifen. Das ging selten gut. Bockig wie ein Esel und wenig sorgsam schaufelte die Nichte der Baronin Glut in das Eisen, dass es der Köchin ganz bang um die teuren Bänder wurde.

Natürlich fühlten sich alle unwohl ob der Unruhe, die ausgebrochen war. Der Erste Ritter, der Hauptmann, auch der Travia-Geweihte und einige der Vögte der Güter hätten angeblich Nachrichten von der Baronin erhalten, munkelte man auf der Burg. Sogar der Stadtrat solle ein Schreiben bekommen haben. Irgendetwas musste im Busch sein, soviel stand fest, grübelte Trine und tätschelte dem Mädchen Gedankenverloren die Schulter, und machte sich eilends wieder an die eigene Arbeit.

Einzig einen schien den Trubel, der gerade ausgebrochen war, völlig kalt zu lassen. Der halborkische Schmiedelehrling war scheinbar ganz beseelt davon die Küchenmesser am Schleifstein zu wetzen. Er brummte sogar eine bekannte Weise vor sich hin, die er ganz offenkundig im Travia-Tempel aufgeschnappt hatte, und stampfte dazu martialisch den Takt mit dem Fuß mit. Trine war sich unsicher, ob ihr der plötzliche Sinneswandel der Baronin oder der inbrünstig summende Halbork mehr Kopfschmerzen bereiteten. Beides kam ohne Warnung.