Geschichten:Der Ritt in den Reichsgau Teil 7

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Teil VII: Auf Burg Leihenbutt

Gerade von ihrem Jagdausritt zurückgekehrt übergab die Comtessa Simiona di Silastide-Marvinko gutgelaunt dem Stallburschen die Zügel und betrat erhabenen Schrittes das Palas der Burg. Im Salon übergab sie dem Diener Hut, Mantel und Handschuhe, dabei ein fröhliches Liedchen trällernd. Erneut hatte sich ihre neue Balestra als äußerst treffsicher erwiesen, die erlegten Koschammern, Rotpüschel und Löffler waren bereits auf dem Wege in die Küche.

Sie trug die Waffe in der dafür vorgesehenen Eichenholzkiste immer bei sich und schüttelte nur leicht den Kopf, als der Diener die Hand ausstreckte, um ihr die Kiste abzunehmen. Sie würde sie niemals jemand anderem anvertrauen, zu sehr war sie in ihr tödliches Präzisionsinstrument vernarrt. So verstaute sie den Koffer in ihrem Privatgemach an einem Ort den sie zu recht als unauffindbar einschätzte. Auf dem Wege zum Kaminzimmer im oberen Geschoss, in welchem sie ihren Nachmittagstee einzunehmen gedachte, lief ihr einer der Pagen über den Weg, der gerade ein großes Bündel mit Nimmgalfs persönlichen Sachen in den Salon brachte. Als er sie bemerkte, verneigte er sich trotz der Last demütig, was ein wenig grotesk wirkte.

„Mein guter Praiowin, sage er mir, wo befindet sisch mein Mann derzeit? Und wo’ in des Wegs mit diesen ganzen Sachen?“

Ohne aufzuschauen antwortete der Page: „Der Herr befindet sich gerade in der alten Waffenkammer im Bergfried. Warum kann ich Euch leider auch nicht sagen. Zuvor wies Hochgeboren mich jedoch an, seine Sachen für eine mehrtägige Reise zu packen.“

„Er will verreisen? Merkwürdisch, das Turnier in We’r’eim beginnt doch erst in zwei Wochen. `at er was über sein Ziel gesagt?“

„Ja er sagte: Praiowin, packe meine Taschen, ich werde morgen früh gen Reichsgau reiten.“

Die eben noch so fröhliche Miene der Comtessa war plötzlich wie versteinert. Ihre Gedanken begannen zu rasen.

Praiowin hielt immer noch das Bündel mit den Kleidern und spürte langsam seine Arme schmerzen. Vorsichtig erhob er das Wort:

„Um Vergebung Herrin, aber ich müsste jetzt weitermachen.“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren drehte sich die Comtessa um, und lief in Richtung Bergfried.

Nimmgalf stand in der alten Waffenkammer und strich gerade mit dem Finger leicht über den Schaft einer langen stählernen Lanze, die in einer Halterung an der Wand hing und starrte einen Moment lang auf den Staub, der sich gesammelt hatte.

„Die Kriegslanze meines Großvaters!“ dachte er bei sich. „Oh, welch glorreiche Schlachten er damals geschlagen hatte. Wie gerne wäre ich damals auf Maraskan dabei gewesen, als Großvater Seite an Seite mit dem Schwertkönig persönlich stritt. Bald schon werden Leihenbutts Banner erneut im Winde wehen, und wieder wird die Lanze in unsterblichen Ruhm eintauchen, und so die Flecken auf meinem Ehrenschild reinigen, das verspreche ich dir, Großvater.“

In diesem Moment ging knarzend die Türe auf, und die Comtessa betrat die Kammer. Nimmgalf drehte sich um. „Oh, du bist zurück? Was hast du uns denn diesmal leckeres geschossen?“

„Sage mir, dass das nischt wa`r ist, Nimmgalf!“

„Äääh, was soll nicht wahr sein?“ fragte er ein wenig verwirrt.

„Du willst nischt wirklisch nach Reischsgau reiten, das wirst du doch nisch, oder?“

„Aber natürlich werde ich das, Liebling. Ich muss es einfach tun. Für meine Ehre.“

Simiona war fassungslos. „Aber warum denn auf einmal so plötzlisch?“

"Die Pulethaner, allen voran der Gallsteiner, haben mich aufgefordert, gemeinsam mit ihnen den Gerüchten um diesen von Wetterfels nachzugehen, um zu beweisen, dass er und nicht die Pfortenritter für dieses schändliche Attentat verantwortlich sind. Es ist meine Pflicht als Ehrenmann, dieser Aufforderung nachzukommen.“

„So ein Unsinn! Gar nischts ist deine Pflischt!“ Simiona war wütend. „Wenn diese Pulet`aner sisch unbedingt ereifern müssen, bitte se`r, aber DU brauchst disch da wirklisch nischt einzumischen. Jeder Blind sie`t doch, dass die Pfortenritter mit der ganzen Sache nischts zu tun `aben, weil...“ sie verstummte.

„Weil was?“

„Weil das doch viel zu offensischtlisch wäre. Begreifst du das denn nischt? Niemand würde Eusch ernst`aft verdäschtigen.“

„Und eben weil ich nicht eine Sekunde lang daran glaube, dass die Pfortenritter irgendwas damit zu tun haben, werde ich nach Reichsgau reiten, und dort des Pfalzgrafen Schuld und unsere Unschuld an der Sache ans Licht bringen. Zu versuchen, mich umzustimmen ist zwecklos, ich habe bereits dem Gallsteiner geantwortet, dass ich kommen werde“, antwortete Nimmgalf selbstsicher.

Simiona sah ein, dass sie da nichts mehr ändern konnte und ging langsam auf ihn zu. „Dann vesprisch mir wenigstens, dass Du gut auf disch aufpassen wirst, Scherrie. Isch könnte es mir nie verzei`en, wenn dir dabei etwas zustoßen würde.“ flüsterte sie traurig.

Nimmgalf wollte sie in den Arm nehmen und trösten, doch er zögerte einen Moment. Warum plötzlich diese Fürsorge?

„Simiona, verheimlichst Du mir etwas?“

Sie blickte ihm lange in die Augen. Dann sagte sie: “Aber natürlich nicht, Scherrie. Isch liebe disch doch.“