Geschichten:Der Ritt in den Reichsgau Teil 4

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Teil IV

Als die große schwarzgoldene Schar von Reitern durch die Stadt am Fuße der Burg des vieltürmigen Hassal’han Ammayin zog, öffneten sich bereits die Tore der alten Tulamidenfeste, um einen Reiter den Hügel herunterzulassen: Simold ritt dem Brendiltaler entgegen, parierte in den Trab und brachte schließlich sein Pferd zum Stehen.

“Eslam, sagk mier, dass Du nät wirklisch vorhasdt, was in däm Brief standt!”, forderte der Jüngere den Brendiltaler ohne jegliche Begrüßung zur Antwort auf.

“Doch”, zuckte Eslam von Brendiltal mit den Schultern.

“Sagk mal, hast Du bärayts dän Kongräss in Waydän värgässän? Wass hat di‘ Ämär (Emer) zu Dier gesagkt?”

“Viell”, zuckte er abermals mit den Schultern.

“Eslam, die wärdän Disch - unsz fier värruckt erklärrän.”

“Dasz tun sie sowisso.”

“Wirr habän hierr abäer noch am Friedän zu tun. Der Aufstandt, die Rondrakirschä...”

“Kommst Du jätzt mit, um auf misch aufzupassän, oder lässt Du misch alleinä auf die Garäthy los?”, fiel Eslam Simold ins Wort.

Einen langen Moment herrschte Schweigen. Die Ammayin des Brendiltalers warteten gespannt auf die Antwort des Haselhainers. Mit zusammengekniffenen Augen ließ dieser den Blick über die Reiter schweifen, lenkte ihn auf die Banner und wieder auf Eslam. Simold sog die Luft tief ein und atmete langsam wieder aus, drehte sich im Sattel um, blickte abermals auf die Korosan, um sich danach wieder zögerlich mit einer Drehung des Oberkörpers abzuwenden. Er hob die Hand und gab ein Zeichen hinauf zu den lilienförmigen Zinnen. Einen Moment geschah gar nichts, doch hörte man schließlich das Trappeln von vielen Hufen und das klirren von Rüstungen aus dem Innern der Burg. Aus dem Tor galoppierten in ruhigem Tempo eine Gruppe von zwanzig Reitern, um hinter ihrem Baron auszufächern bis sie die Korosan schließlich einschlossen.

Die Brendiltaler blickten sich aufmerksam um. Noch immer war kein Wort gefallen. Nur eine fragende Geste Eslams an Simold wechselte zwischen den Männern.

Der Haselhainer ritt neben Eslam: “Die nähm isch midt, dass sie auf misch aupassän... Und Du Eslam, Du biest verruckt”, schüttelte er, fast fassungslos, den Kopf und gab seinem Pferd die Sporen.

Ein lautes, grimmiges Lachen war alles, was Eslam von sich gab, als er sein Ross gen Reichsgau antrieb und seinen beiden Bluthunden folgte. Die Banner Haselhains, Brendiltals und der Pulethaner flatterten im Wind, als nahezu fünfzig nebachotische Krieger über die Lande zogen, um ein Unrecht zu sühnen und Praios’ Gesetz zu ehren.