Geschichten:Der Ritt in den Reichsgau Teil 8

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Teil VIII

Linea von Travesried war eine ausgesprochen gute Reiterin. Sie hatten keine Probleme, dem stämmigen Streitross des Junkers zu folgen. Es war ein nebachotisches Schlachtross, ein wahrhaft edles, aber auch wildes Tier. Rondrigo kam mit dem Pferd noch nicht so richtig zurecht, aber er hatte es dennoch unter Kontrolle.

Viel Kraft schlummerte in dem dunkelbraunen, schweren Leib und er war sich sicher, dass das Tier mit ihm machen würde, was es wollte, wenn er ihm nicht zeigen konnte, wer der Herr war.

Der Junker und sein Gast galoppierten gut gelaunt durch den lichten Wald, der das Gut Breitenhof umgab. Obwohl es nur ein Ausritt zur Zerstreuung war, hatte der Junker seinen Schwertgurt und ein verstärktes Lederwams angelegt. Das feige Attentat auf ihn und seine Freunde, welches nun schon einige Zeit zurück lag, hatte ihn Vorsicht gelehrt.

Die Reiter zügelten ihre Rösser, als sie die ersten Häuser des Gutes erreichten. Die Bewohner verneigten sich artig, als ihr Herr an ihnen vorbei ritt und sie grüßten die junge Dame höflich. „Wenn Ihr es gestattet, werde ich später mit den Leuten sprechen und sehen, ob es Kranke unter ihnen gibt.“ Linea hatte die Einwohner genau beobachtet, die meisten von ihnen schienen jedoch bei bester Gesundheit.

Rondrigo zögerte zunächst, nickte dann aber. „Euer Herz ist wahrhaft groß, geehrte Linea. Die barmherzige Herrin Peraine scheint wirklich ihre Hand über Euch und Euren Großmut zu halten.“ Von den Komplimenten des Junkers etwas in Verlegenheit gebrachte Linea errötete zu ihrem Ärger. Eigentlich konnte man sie nicht so schnell aus der Fassung bringen, doch irgend wie, war es dieses Mal anders als sonst.

„Ihr übertreibt, Junker.“

Beide stiegen ab und sofort eilte ein Stallknecht herbei, um sich um die Tiere zu kümmern. Das nebachotische Ross spürte die Verunsicherung des jungen Mannes und schnappte wütend nach ihm. Rondrigo war dankbar, dass er das Pferd wenigstens halbwegs dazu bringen konnte seinen Befehlen größtenteils zu gehorchen, obwohl er von der wirklichen Kontrolle über das eigenwillige Ross noch sehr weit entfernt war.

„Jetzt wird es Zeit für eine Erfrischung! Kommt, Linea.“

Rondrigo schritt voran und hielt der hübschen Dame die Tür galant auf. „Die Wunde fühlt sich schon viel besser an. Das Brennen hat aufgehört. Die Salbe, die Ihr gemacht habt, ist eine wahre Wohltat.“

Linea wusste um ihre Künste und nahm das Lob wissend an.

Travin reichte den Herrschaften je einen kleinen Krug mit frischem Bier und verneigte sich kurz. „Herr Junker, dieser Brief ist für Euch vor einer Stunde gekommen.“

Neugierig nahm Rondrigo das Schreiben entgegen und entdeckte ein ihm bekanntes Siegel auf dem Schriftstück. Das Wappen des Barons von Dunkelsfarn.

Sofort verfinsterte sich der Gesichtsausdruck des Ritters. Ausgerechnet jetzt! Was konnte der griesgrämige Fredo Adersin von Dunkelsfarn nur wollen?

Er nahm sich viel Zeit die wenigen Zeilen zu lesen und nachdem er geendet hatte, las er die Worte noch einmal.

„Was ist los, Herr Rondrigo? Ich hoffe, es sind keine schlechten Neuigkeiten?“

„Wie man es nimmt.“

Der Baron von Dunkelsfarn kam nach Breitenhof, um den Junker abzuholen. Man hatte nun endlich deutliche Hinweise, wer der Urheber des Attentats von Breitenhof war.