Geschichten:Damian der Tjoster

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Rittergut Zollsteyn, Königlich Monvaldorn, 8. Rahja 1045 BF

Die Praiosscheibe brannte ohne Erbarmen auf den Dornstieg und allen die sich auf ihm fortbewegten herab. Damian von Malagant ächzte auf, allerdings weniger wegen der Schwüle, sondern vielmehr weil er, nicht ganz unberechtigt, befürchtete, dass der Caldabreser seine Frisur ruinieren würde. Wenngleich der breitkrempige Hut mit Pfauenfeder sicherlich einiges hermachte, so war dem schönen Ritter seine Haarpracht in natura lieber.

Doch wenn die Familie rief – in Person ihres Oberhaupts – dann konnte sich auch Damian dem leisen, aber doch nachdrücklichen, Schnurren nicht entziehen. Also hieß es nun die Zähne zusammenbeißen und auf die überdachten Veranden und Terrassen hoffen, auf dass sein Caldabreser unnötig werden würde. Ein Blick nach vorne ließ seine Stimmung heben, denn er konnte schon die ersten Gebäude sehen, lange würde es nicht mehr dauern und sein Martyrium hätte ein Ende!

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In luftiger Seide gekleidet und frisch gebürstet hatte sich Damian auf einer Diwan-ähnlichen Bank niedergelassen. Der frühe Abend war bereits angebrochen und die Praiosscheibe würde bald hinter dem Horizont verschwinden. Die Temperaturen hatten sich merklich abgekühlt, eine wahre Wohltat für Körper und Geist.

Lucian von Malagant schenkte ihnen beiden gerade zwei Weinpokale mit bestem Wyrmberger ein. „Schön, dass du es einrichten konntest mich zu besuchen“. Stellte der Hausherr fest, während er seinem Bruder einen der beiden Pokale reichte. Dieser zuckte mit den Schultern, „es hat sich ganz gut in meine übrige Planung eingepasst“.

Der Junker lächelte kurz, lehnte sich dann zurück und prostete dem schönen Ritter zu. „Jetzt wo du schon da bist, hätte ich einen kleinen Vorschlag dir zu unterbreiten“. Genüsslich nippte er an seinem Wein und fuhr dann fort, den augenscheinlich gelangweilten Blick seines jüngeren Bruders auf sich ruhend. „Die Krönungsfeierlichkeiten rücken immer näher und ich gedenke diesen beizuwohnen. Doch der Weg ist weit, beschwerlich und nicht ganz ungefährlich“.

Damian pustete sich eine Locke aus dem Gesicht, während er einen kleinen Handspiegel aus seiner Tasche holte und vorgeblich seine Haarpracht prüfte. „Mein lieber Bruder, dann empfehle ich dir einige deiner Wachen auf diesen… Langen Weg nach Schloss Auenwacht mitzunehmen“.

„Ah, da hast du einen Punkt, doch fühlte ich mich sicherer, wenn ich einen wahren caldaischen Ritter an meiner Seite wüsste, der noch obendrein aus meiner Familie stammt“. Ein süffisantes Lächeln umschmeichelte Lucians Mundwinkel. „Und wenn du schon einmal dort bist, könntest du dich für das Turnier anmelden“.

Der schöne Ritter würdigte seinem Bruder noch immer keinen Blick während er sprach, „Damian der Tjoster… Ich weiß nicht, da müsste ich meine Pracht ja in einer dieser scheußlichen Gestechrüstungen verstecken“. Seine Stirn legte sich kraus, „und denk an meine Frisur! Diese Helme sind wahrlich nicht dafür gemacht worden mein Haupt zu zieren“, stellte er mit einem fast schon entrüsteten Unterton fest.

„Das sind natürlich gewichtige Argumente, die du da vorbringst“, stellte Lucian anerkennend fest. „Doch gebe ich folgendes zu bedenken: der Sieger des Turniers erhält den prestigeträchtigen Titel Ritter Gareths. Ein melodisches Schmuckstück, welches sich an keinem besser machen würde als an dir“. Ihm war nicht entgangen, dass Damian ihm immer wieder interessierte Blicke zuwarf. „Was die Familie Monserval wohl dazu sagen würde, wenn DU ihn führen würdest?“.

Nun verharrte Damians Blick gänzlich auf seinem Familienoberhaupt. Ein Blitzen durchfuhr seine Augen, „ich gebe zu, ein wahrhaft reizvoller Gedanke, den du mir in den Kopf gesetzt hast!“. Prüfend schaute er in den kleinen Handspiegel und murmelte einige Male den Titel vor sich hin. „Wahrlich… Reizvoll“, er lächelte Lucian vielsagend entgegen.