Geschichten:Der Waldsteiner Adel blickt nach Gareth – Elgor Leomar von Hohentann

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Schloss Schwanenkron, Baronie Schwanenbruch, Ende 1045 BF:


Am frühen Morgen herrschte geschäftiges Treiben auf dem schmucken Schloss Schwanenkron. Baron Elgor Leomar von Hohentann wurde von seinen Bediensteten für die Abreise zur Krönung des Großfürsten nach Gareth standesgemäß ausstaffiert. Die Schlossbewohner waren auf das unvermeidliche Chaos routiniert vorbereitet.

"Himmel, wo ist mein Mantel?", schrie Elgor und wühlte verzweifelt durch seine Schränke.

Sein jüngerer Halbbruder, Hofkaplan Bosper Cyberian von Hohentann, trat mit einem breiten Lächeln ins Zimmer. "Guten Morgen, Bruder. Dein Mantel hängt dort drüben, wo du ihn gestern gelassen hast."

Elgor sah verwirrt zu Bosper. "Bosper, du … du sollst nicht meinen Kleiderschrank durchstöbern."

"Richtig, richtig", sagte Bosper und rieb sich den dicken Bauch. "Aber es ist ja auch wichtig, dass du nicht nackt zu der Krönung gehst."

"Ja, ja, schon gut", murrte Elgor und zog seinen Mantel an.

Bosper beobachtete ihn amüsiert, aber auch mit einem Anflug von Unbehagen. Der Praiot hoffte, sein Bruder würde bei den Krönungsfeierlichkeiten nicht von einem Fettnäpfchen ins nächste taumeln. "Du weißt schon, dass die Krönung eine hochoffizielle Veranstaltung ist, oder?"

Elgor schnaubte. "Als ob mich das interessieren würde. Ich gehe nur hin, weil es von mir erwartet wird. Das ist alles."

"Natürlich, Bruder. Du bist ja auch der Baron von Schwanenbruch", sagte Bosper und unterdrückte ein Lachen.

Elgor stieß einen leisen Fluch aus, als er versuchte, seinen Gürtel zuzubinden. "Verdammt, ich werde nie verstehen, warum man diese Kleider so eng machen muss."

"Es nennt sich Eleganz, Bruder“, bemerkte Bosper und genoss die Aussicht, wie Elgor mit seinem Gürtel kämpfte. Gedanklich fügte er hinzu: ‚Etwas, von dem du keine Ahnung hast‘.

"Schon gut, Bosper. Lass uns einfach gehen", sagte Elgor und warf seinem Halbbruder einen finsteren Blick zu.

"Sehr gerne", antwortete Bosper und führte Elgor zur Kutsche, die für ihre Abreise bereitstand.

Auf dem Weg über den Schlosshof passierten sie die Stallungen, wo die Pferde ungeduldig auf ihre Reise warteten. Elgor betrachtete die majestätischen Tiere mit Begeisterung. "Das ist es, was ich am meisten an der Krönung liebe. Die Pferde und das Festmahl danach."

"Du und deine Einfältigkeit", murmelte Bosper und öffnete die Kutschentür. "Steig ein, Thalessia wird auch gleich hier sein."

Elgor stieg mit einem Anflug von Würde in die Kutsche und setzte sich hin. "Bosper, sag mir nochmal, warum ich eigentlich zur Krönung muss."

Bosper hielt inne. "Weil du der Baron von Schwanenbruch bist, Bruder. Und weil es von einem Adligen erwartet wird, bei solchen Anlässen präsent zu sein."

"Das ist doch alles nur Tamtam", schnaubte Elgor. "Was bringt es schon, zur Krönung eines Großfürsten zu gehen? Als ob es irgendjemanden interessiert, wer da auf dem Thron sitzt."

Bosper lächelte wieder. "Du hast recht, Bruder. Dere dreht sich auch ohne uns weiter. Aber manchmal ist es schön, einfach dabei zu sein und zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Präsenz zu zeigen, neue Kontakte zu knüpfen, alte Freundschaften zu erneuern."

Elgor seufzte und lehnte sich zurück. "Na gut, ich werde mich bemühen, nicht allzu gelangweilt auszusehen."

Bosper klopfte ihm auf die Schulter. "Das ist die richtige Einstellung, Bruder. Und wer weiß, vielleicht passiert ja doch etwas Aufregendes."

Mit leichtem Augenrollen wandte sich der Hofkaplan von seinem einfältigen Bruder ab. In diesem Moment rauschte auch schon Elgor Gemahlin Thalessia von Nadoret heran und stieg mit in die Kutsche. Die beiden Hausritter Alrik Raul von Hohentann und Gerit von Weißenstein trabten mit ihren Pferden heran und blieben hinter der Kutsche stehen – hinter ihnen positionierten sich die beiden Knappen Korena von Tannenheim und Firjan von Streitzig.

Als der junge Kammerherr des Barons, Balderich von Nadlau, schwer bepackt die Kutsche erreichte und das Gepäck verstaute, nahm ihn Bosber etwas unsanft zur Seite. „Du weißt, was du zu tun hast, enttäusche mich nicht!“, zischte der Hofkaplan. Balderich nickte eifrig und kletterte dann auf die Kutsche.

Bosper hoffte inständig, dass diese Reise kein Fiasko werden würde. Und wenn doch, so hatte er bereits Vorkehrungen getroffen.