Geschichten:Heerzug wider die Finsternis - Teil 33

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Dramatis personae:


Die Namenlose Stadt, Zeit und Raum unbekannt

Nimmgalf atmete schwer, seine Seite schmerzte fürchterlich. Der Grakvaloth hatte ihn übel erwischt. Dennoch - er musste Simiona aufhalten, koste es was es wolle. So hielt er so gut es eben ging auf die gewaltige Treppe zu, die zu dem titanischen Tempelportal führte, durch welches Simiona geschritten war. Er wusste, hier würde es enden – so oder so.

Er stieg die hohen Stufen empor und sah sich dabei stets um – zu groß war die Gefahr, dass Simiona ihm noch eine Falle gestellt hatte. Doch nichts weiter geschah, und so erreichte er nahezu am Ende seiner Kräfte die Tempelhalle. Was er dort sah schockierte ihn zutiefst.

Vor ihm lag eine gewaltige Halle, die von schrittdicken Säulen gestützt und von etlichen nie verlöschenden Fackeln erleuchtet wurde. Am Ende der Halle saß eine hünenhafte Kreatur auf einem archaischen Thron – an Armen und Beinen gefesselt mit steinernen Ketten. Ob das Wesen lebte oder tot war – ob bei Bewusstsein oder schlafend, vermochte Nimmgalf nicht zu sagen. Sein Erscheinungsbild war gewaltig. Vor dieser Kreatur hatte sich Simiona aufgebaut. Die Trollklinge steckte in einer Art Altar - dort musste sie eben erst von ihr hineingerammt worden sein. Simiona hatte die Arme in einer beschwörenden Geste erhoben. Ein merkwürdiger Singsang war zu vernehmen – die Quelle war jedoch nicht auszumachen. Im Schutz der Säulen schlich Nimmgalf leise näher, um mehr verstehen zu können.

„… Erwache, Kerb’old! Erwache aus deinem Äonenschlaf! Isch bin gekommen, um disch zu erwecken und aus diesem Gefängnis zu befreien! Die Zeit ist gekommen, da unser Herr und Meister wiederauferste´en, und seine verräterischen Geschwister strafen wird. Wir werden die Eterniumketten des ALL-EINEN sprengen, und ein neues Zeitalter wird anbreschen. Unser Zeitalter. Das Dreize’ nte Zeitalter wird man es nennen. ERWACHE!“

Ein tiefes Grollen und Rumpeln ging durch die Halle. Violette Blitze lösten sich aus der Trollklinge und zuckten hin und her. Einige schlugen in den schweren Ketten ein, mit denen Kerbhold gefesselt war. Der Koloss selbst wurde nun in ein seltsames fremdartiges Leuchten getaucht. Auch Simiona war wieder von dieser unheiligen Aura umgeben. Langsam kam Bewegung in den gefesselten Giganten. Schließlich öffnete er die Augen.

Simiona verfolgte das Erwachen der Kreatur mit geschlossenen Augen wie in Trance: „JA! Ja, isch spüre Deine Macht! Die Macht des ALL-EINEN ist immer noch stark an diesem Ort. ERWACHE, oh Hüter des letzten aller Ge`eimnisse des Kosmos. NENNE MIR DEN NAMEN DES ALL-EINEN, UND DU WIRST FREI SEIN FÜR IMMER! Dann wird der Götterbann gebrochen sein! Sieh die Trollklinge – das Schwert, dass Du selbst einst vor Äonen erschufst. Nimm sie als mein Geschenk an. Mache sie zu deiner Waffe gegen die Feinde des All-Einen. Führe mit i`r Deine Armeen in die letzte Schlacht. ERWACHE!“

Nimmgalf hatte genug gehört. Er musste dringend einschreiten bevor es zu spät war. Seine letzte Chance war an die Trollklinge zu gelangen. Vorsichtig schlich er sich an den Altar heran. Nur noch wenige Schritt, dann hätte er die Klinge erreicht.

Da fiel Kerbholds Blick auf ihn. Wie ein ertappter Dieb stand er plötzlich hell erleuchtet in purpurnem Schein. Simiona öffnete wutentbrannt die Augen. Ruckartig ballte sie die Faust. In diesem Moment war es Nimmgalf, als würde sein Körper von einer titanischen Hand zusammengequetscht. Er bog sich nach hinten und konnte sich kaum noch bewegen.

„So, Du lebst also immer noch!“ Simiona schritt langsam auf ihn zu. In ihrem Blick loderte tiefer Hass! „Du bist tatsäschlisch stärker als isch gedacht `atte, Nimmgalf! Aber es wird dir nischts nützen. Es war ein Fe`ler mir zu folgen. Dein letzter Fe`ler!“

Sie riss die Faust zur Seite und Nimmgalf wurde ruckartig durch die Halle geschleudert. Er prallte hart auf dem Boden auf und rutschte noch ein paar Schritt weiter. Für einen Moment war er benommen und schüttelte den Kopf, dann rappelte er sich wieder hoch. Simiona schritt langsam weiter gefährlich auf ihn zu. „Si… Simiona... warte...“ röchelte er.

„Isch `ätte disch schon viel frü`er töten können! Wie ein lästiges Insekt `ätte isch disch einfach zerschmettert. Aber scheinbar war isch viel zu gut`erzig mit dir, Scherrie! Wir `ätten gemeinsam Seite an Seite über Garetien, ja über ganz Aventurien `errschen können. Aber Du warst zu feige, um meinen Weg mitzubeschreiten! Jetzt za`lst Du den Preis für deine Feig`eit.“ Erneut packte sie ihn in ihren telekinetischen Griff, und schleuderte ihn durch den Raum. Diesmal prallte er hart an einer Säule auf. Schmerzerfüllt spürte er, wie zwei seiner Rippen brachen. Er schrie auf. Unter großen Schmerzen zog er sich an der Säule hoch. Erneut kam Simiona auf ihn zu. Rechts von ihm stand der Altar mit der Trollklinge nur ein paar Schritt entfernt.

„Nun, da Du jetzt zur Stunde meines größten Triumphes zugegen bist, wird dir die große Ehre zuteil, den Beginn eines Neuen Zeitalters mitzuerleben: DAS ERWACHEN DES NAMENLOSEN GOTTES!“

In diesem Moment zuckten purpurne und schwarze Blitze durch die Tempelhalle. Ein unendlich gequälter Laut, der aus den Tiefen des Kosmos zu kommen schien, übertönte alles. Für einen Moment war Simiona abgelenkt und blickte wieder zu Kerbhold. „Es hat begonnen! KERBHOLD, SPRISCH NUN ZU MIR! NENNE MIR DEN NAMEN DES ALL-EINEN! BEFREIE DISCH VOM JOCH DER GÖTTER!“

Nimmgalf nahm seine letzte Kraft zusammen und stolperte auf den Altar zu. Seine Hände umfassten den Griff der Trollklinge. Schon spürte er eine fremdartige Energie, die seinen Körper durchströmte, und ihn für einen Moment die Schmerzen vergessen lies.

„NEIN!“ schrie Simiona. Aus ihren Händen schoss sie zuckende, violette Blitze auf Nimmgalf, die ihm furchtbare Verbrennungen zufügten. Dieser spürte wieder den Schmerz und schrie laut auf. Doch mit eisernem Willen und trotz der furchtbaren Schmerzen zwang er sich, den Griff nicht loszulassen. Ein Ausdruck von Entsetzen stieg in Simionas Miene auf, als ihr Griff versagte und sie spürte, dass sie keine Macht mehr über ihn hatte.

„Diese Klinge… wird … mein Schicksal sein!“ rief er und zog mit einem letzten großen Kraftakt die Klinge aus dem Stein.

„Und ebenso Deines! STIRB, SIMIONA!“

Damit schleuderte er mit aller Gewalt das große Schwert auf die Frevlerin. Die Trollklinge raste auf sie zu und drehte sich dabei mehrfach in der Luft. Simiona schrie auf und wollte ausweichen, doch es war zu spät. Die Klinge bohrte sich in ihre Brust, trat am Rücken wieder aus und nagelte sie an der Säule im Zentrum der Halle fest. Mit einem letzten gewaltigen Todesschrei, der orkanartige Sturmböen erzeugte und etliche der Fackeln verlöschen lies, hauchte sie ihr Leben aus. Und immer noch zuckten Blitze aus ihren leblosen Händen. Dann endlich verließ ihre Seele den verderbten Leib. Simiona war nicht mehr.

Ein gewaltiges Beben kam auf, als Simionas Seele zum Namenlosen gerissen wurde. Nimmgalf torkelte in Richtung Ausgang, doch dieser erschien ihm nun meilenweit entfernt. Das Beben wurde stärker. Erst kleinere, dann immer größer werdende Stücke lösten sich aus dem Mauerwerk, von den Säulen und von der Decke. Neben ihm schlugen mehrere Brocken ein und verfehlten ihn nur um haaresbreite. „Fliehen – nur fort von hier“, waren seine einzigen bestimmenden Gedanken.

Schließlich stolperte er über ein Trümmerstück und fiel zu Boden. Als er sich auf den Rücken drehte, sah er, wie ein tonnenschwerer Gesteinsbrocken von der Decke herab genau auf ihn stürzte. „Das also ist das Ende…“ dachte er noch und schloss die Augen.

Nur zwei Schritt über ihm prallte der Brocken an einer unsichtbaren Wand ab.

„Schnell! Ich weiß nicht, wie lange ich den FORTIFEX noch aufrecht erhalten kann!“ rief Magister Serafan Feuerblitz mit gekreuzten Armen vom Eingang aus. Tsaiane lief auf Nimmgalf zu und half ihm aufzustehen. „Tsa…Tsaiane? Aber wie habt Ihr… wie kommst Du…?“ stammelte Nimmgalf, der gerade nicht in Gänze erfassen konnte, was geschah. „Wir sind Dir nachgegangen durch das Portal. Mir schien, Du könntest etwas Hilfe gebrauchen!“ „Aber… warum?“ fragte er verwirrt. „Weil ich Dich liebe, Nimmgalf!“ flüsterte sie und küsste ihn.

„Beeilt Euch! Dafür ist später noch Zeit“, rief der Magier. „Ich kann nicht sagen, wie lange der Sphärentunnel noch hält. Hier bricht gleich alles zusammen, wir müssen so schnell wie möglich fort von hier!“

Von Tsaiane gestützt erreichte Nimmgalf mit seinen beiden Rettern schließlich das Tor in den Limbus. Daheim erwartete sie ein freies Leihenbutt. Keine Macht der Welt konnte sie jetzt noch aufhalten.


ENDE



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14. Ron 1032 BF
Kosmische Gewalten
Im Angesicht der Ewigkeit


Kapitel 50

Epilog
Autor: IBa