Geschichten:Heerzug wider die Finsternis - Teil 30

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Dramatis personae:


Burg Leihenbutt in der Nacht zum 14. Rondra 1032 BF, kurz vor Morgengrauen

So schnell sie konnten waren Nimmgalf und seine beiden Offizierinnen hinter Simiona her gestürmt. Als sie in das oberste Geschoss des Bergfrieds kamen hielten sie überrascht inne. Vor ihnen befand sich ein gewaltiges Konstrukt. Ein monumentaler Steinbogen groß genug, um einen Ochsenkarren passieren zu lassen, der mit seltsamen Zeichen und Runen versehen war, und in dessen Mitte die Realität merkwürdig verzerrt erschien, gerade so als würde man in bewegliches Wasser blicken. Simiona berührte noch gerade zwei oder drei der Runen und drehte sich dann zu ihnen um. Ihre Züge wirkten entspannt, aber das konnte auch Täuschung sein. „Gib auf, Simiona! Hier endet dein Weg. Es ist vorbei.“ So trat Nimmgalf entschlossen einen Schritt vor. Thara spürte die eigenartige Macht, die Simiona und das Tor verströmten, und trat ebenfalls einen Schritt nach vorne.

Simiona lächelte nur. „Sei doch kein Narr, Nimmgalf! Dieses Sternentor ist unser Weg in die Zukunft. In eine gemeinsame und bessere Zukunft! Es ist unser Schicksal, Scherrie! Du brauchst mir nur dein Schwert zu geben und schon…“ „Ich werde das übernehmen, Kommandant!“ Entschlossen machte Tsaiane ein paar Schritte auf Simiona zu. Mit einer knappen Handbewegung schleuderte Simiona Tsaiane ruckartig zur Seite, so dass sie hart an der Wand aufprallte und bewusstlos zu Boden stürzte. Nimmgalf hielt die Trollklinge vor sich. „Das war deine letzte Freveltat, Dämonin! Durch diese Klinge hast Du keine Macht über mich!“

Es brauchte nur den Hauch einer Bewegung, es ging alles so leicht ... „Sie vielleicht nicht… aber ich!“ Nimmgalf spürte, wie er von hinten gepackt, und ihm ein Dolch an die Kehle gehalten wurde. „Thara? Aber was…“ „Im Gegensatz zu Euch habe ich noch nicht vergessen, wie Ihr mich damals bei der Turnei zu Weidleth gedemütigt habt, als Ihr es nicht für nötig befandet, von Eurem hohen Ross zu steigen und Euch mit mir mit gleichen Waffen zu messen“, raunte sie ihm mit Eiseskälte in der Stimme ins Ohr. Diesen Dolch hier“, sie drückte den Stahl noch etwas fester unter Nimmgalfs Kinn, „habt Ihr mir als Versöhnungsgeschenk angeboten und einen Rang als Offizierin in Eurer kleinen Privatarmee dazu. Das alles habe ich nur als Anzahlung verstanden, denn jetzt erst zahlt Ihr den wahren Preis für Euren Hochmut!“

Damit entwand sie ihm die Trollklinge, und schritt damit erhobenen Hauptes auf Simiona zu. Diese nahm das Schwert triumphierend entgegen. „Thara, NEIN! Ihr wisst nicht, was Ihr da tut!“ keuchte Nimmgalf entsetzt. „ZU SPÄT!“ lachte Simiona. „Die Stunde meines vollendeten Triumphes ist nah! Bald schon werden alle im Staub krieschen vor meiner `errlischkeit. Bald schon wird ein neues Zeitalter heranbreschen, und nur die Starken werden wa`r`aft `errschen!“ Während Thara Nimmgalf nun mit ihrem Schwert in Schach hielt, aktivierte Simiona nun das Sphärenportal. Wind kam plötzlich auf. Ein Wind der nicht aus dieser Sphäre zu wehen schien. Die verschwommene Wirklichkeit im Inneren des Steinbogens zerriss und machte dem grauen Wabern des Limbus Platz. Als sie die Trollklinge vorreckte, zuckten violette Blitze hervor und leckten gierig über das Blatt. Sie selbst war nun von einer purpurnen Aureole umgeben, die sie im Sphärenlichte leuchten ließ.

„Au revoir, Scherrie! Isch `abe nun ein Rendezvous mit dem Schicksal!“ Damit durchschritt sie das Sternentor und verschwand im grauen Wabern des Limbus.

Einen Augenblick lang erstarrte Thara im purpurnen Lichtschein und sah ihr hinterher. Die Zeit nutze Nimmgalf, um mit einem Hechtsprung in Reichweite von Tsaianes Reitersäbel zu gelangen. Thara schlug nach ihm und verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Der Baron kam wieder auf die Beine, und trat der Verräterin mit blanker Klinge entgegen. „Ihr habt einen schrecklichen Fehler begangen, Thara von Bodiak!“ Nimmgalfs Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn.

„Ich?“ Thara lachte auf. „Ihr wart doch derjenige, der mich an seine Seite geholt hat. Jetzt tragt die Konsequenzen!“ Damit hieb sie wieder auf ihn ein. Nimmgalf parierte und schlug seinerseits einen waagrechten Hieb, dem Thara aber auswich. Sie beide waren ungerüstet, ein einziger Treffer konnte entscheidend sein.

„Gebt auf, Thara! Ihr könnt nicht entkommen.“

„Das werden wir noch sehen, Hochgeboren!“ Damit setzte sie zu einer schnelle Attackeserie an und hieb wie eine Furie los, um Nimmgalf in Bedrängnis zu bringen. Dieser konnte nur noch mühevoll parieren und wich nach hinten aus. Schnell stieß er an die Wand des Portalraums nahe der Stelle an der Tsaiane zu Boden gegangen war. Ein triumphierendes, gefährliches Glänzen trat in Tharas Augen. „Was seid Ihr jetzt ohne Lanze, Rüstung und Pferd noch wert, Nimmgalf von Hirschfurten?“ Sie grinste ölig, und machte einen Ausfallschritt nach vorne, um Nimmgalf den entscheidenden Treffer zu verpassen. In dem Moment geriet sie in Stolpern. Tsaiane, die gerade wieder zu sich kam, hatte ihr ein Bein gestellt. Nimmgalf konterte den Hieb und drehte die beiden Klingen windmühlenartig so, dass sie direkt in Tharas Hals trafen.

Thara schrie entsetzt auf. Dieses Mal war der Schmerz anders, als die unzähligen Male bisher, und die ehemalige Kriegerin und Arenakämpferin in ihr spürte augenblicklich, dass diese Treffer sie töten würden. Blut rann ihr in Strömen über die Schultern, und in erzürnter Schwäche musste sie hinnehmen, dass sie zu Boden glitt. „Du elender Bastard, der Namenlose soll dich holen!“ Ein blutgesättigtes Röcheln bahnte sich seinen Weg über Tharas Lippen. Sie versuchte sich auf ihre Handflächen zu stemmen, um sich wieder aufzurichten. Doch Nimmgalf musste wichtige Muskeln durchtrennt haben. Ihr Körper versagte. „Mögest du einen qualvollen Tod finden“, schickte sie dem Verhassten mit letzter Kraft hinterher. Sie spürte, dass ihr allerdings die Genugtuung von Nimmgalfs Tod nicht mehr vergönnt sein würde. Simiona einen Vorsprung verschafft, das hatte sie noch, den Rest musste diese nun alleine erledigen. Nimmgalfs Schwertstreiche hatten den Weg, der eigentlich noch vor Thara lag, jäh und erbarmungslos abgeschnitten.

Und nun blieben ihr nur noch Wimpernschläge, um sich auf ihr eigenes, unerwartetes Ende vorzubereiten. Thara ließ es zu, dass die Vergangenheit wie ein Sturm aus Bildern auf sie eindrang; Menschen, die sie gekannt hatte, die ihr einmal etwas bedeutet haben mochten, Tobimor, mein Sohn! besondere Momente, die eine Signatur in ihrer Erinnerung hinterlassen hatten, „Icchhh... chhhh wi... will ... leben!“ bevor die Realität vor ihren Augen eigenartig geronn und eine finale Schmerzexplosion sie dann in Fetzen riss.

Völlig außer Atem ging Nimmgalf kurz zu der immer noch benommenen Tsaiane. „Seid Ihr verletzt?“ „Es wird schon gehen“, stöhnte sie. Er konnte merken, wie sie unter Schmerzen die Zähne zusammen biss. „Ich muss Simiona folgen! Ich muss verhindern, dass sie den schlimmsten Frevel aller Zeiten begeht. Sollte ich nicht zurückkehren…“ Tsaiane umfasste seine Hand: „Geht! Tut was Ihr tun müsst. Ich werde mich um alles weitere kümmern. Die Götter mit Euch, Nimmgalf von Hirschfurten!“


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14. Ron 1032 BF
Begegnung mit dem Schicksal
Duell der Magier


Kapitel 47

Das Tor zu den Sternen
Autor: IBa, Sonja.B