Geschichten:Der uralte Bund (Vorspiel) - Vögelchen

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Markt Randersburg, Ende Hesinde 1043 BF

Salix hatte nicht wirklich viel geschlafen. Auch wenn er im Grunde die ganze Nacht wach gewesen war und diesen Schlaf nachholen hätte müssen entschied er sich dazu zur gleichen Zeit wie üblich aufzustehen. Dass das auch geschehen würde, hatte er mit einigen Gläsern des Dünnweins sichergestellt.

Nach seinem Frühstück hatte er sich zum örtlichen Travia-Tempel begeben und sich bei der Geweihten nach den örtlichen Waisenkindern erkundigt. Tatsächlich hatte die Geweihte einige Kinder unter sich, darunter meistens Kriegswaisen, deren Eltern in der Fehde starben. Der Perricumer erklärte, dass er als Meister der Schreibstube seines Herren eine helfende Hand brauchte und gerne eines der Kinder ausbilden wolle.

Die Geweihte war hellauf begeistert und begann sofort alle ihre Kinder über den Maßen zu loben. Der Adlige hatte sichtlich Probleme sie zu beruhigen. Als er das jedoch geschafft hatte bat er darum die Kinder kennenzulernen, was sofort geschah in dem er in einen der hinteren Bereiche des Tempels geführt wurde.
Dort konnte er die 15 Kinder kennenlernen und sich mit ihnen eingehend unterhalten.

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Der junge Adlige saß in der Schankstube seines Wirtshauses und grübelte, während er an seinem heißen Tee nippte.

Alle der Waisen waren einfache Kinder, die sich noch formen ließen, allerdings waren einige wenige aufgeweckter als die anderen. Beispielsweise der Junge Lingmar, 14 Götterläufe alt, hatte die größte Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Er konnte rudimentär lesen und schreiben und schien mehr von der Fehde zu verstehen als Salix das irgendeinem Kind hätte zugetraut. Scheinbar hatten seine Eltern darauf geachtet keinen blinden Ideologen großzuziehen.

Das gefiel dem Perricumer, für blinden Idealismus hatte er nicht viel übrig. Er stutzte und musste lächeln als ihm die Geschehnisse der letzten Tage in den Sinn kamen. Jemanden wie ihn würde er selbst als Ideologe bezeichnen, wenn er mitbekommen würde was er selbst gesagt und getan hatte. Salix schüttelte den Kopf, er sollte sich Gedanken zu Lingmar machen, nicht über das was er in den vergangenen Tagen getan hatte. Der Junge war ein guter Kandidat um als sein kleines Vögelchen zu agieren. Offiziell eine helfende Hand in der Schreibstube aber eigentlich sollte er für Salix dort Augen und Ohren sein wo der Adlige nicht selbst sein konnte.

Er trank seinen Tee aus und machte sich zu seinem Mittagessen auf, er hatte eine Verabredung, zu der er nicht zu spät kommen wollte und das Kind würde auch nach dem Treffen noch im Waisenhaus hocken.

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So traf Salix zur verabredeten Zeit im Gasthaus „Silberfeder“ ein und ließ sich am Stammplatz von Loderia nieder. Die Hesinde-Geweihte war jedoch noch nicht zugegen. Dieser Umstand änderte sich auch nach einem halben Stundenglas nicht, so dass der Perricumer Adlige doch etwas nervös wurde.

So mach ein Gelehrter nahm es mit der Zeit nicht so genau und ließ auf sich warten – als klares Zeichen seiner Wichtigkeit oder aus Zerstreutheit. Loderia hatte er hingegen nicht so eingeschätzt. So schritt Salix zum Tresen und erkundigte sich bei dem Wirt nach der Geweihten. Dieser wirkte ebenfalls sehr verwundert, denn seit ihrer Ankunft hier in Randersburg, hatte sie noch kein Mittagessen in diesem Gasthaus ausgelassen – so sehr mundete ihr der hiesige Kartoffelstampf.

Ohne Grund würde sie also wohl ihr Leibgericht nicht einfach ausfallen lassen. Die Frage war, was war dieser Grund?

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Lingmar schlenderte durch den Ort. Er wusste noch nicht so recht, was er davon halten sollte, dass ihn dieser Adlige aus der Markgrafschaft Perricum anstellen und Ausbilden wollte. Helfende Hand für einen Meister der Schreibstube, er hatte sich schöneres für seine Zukunft vorgestellt. Aber wie hatte Mutter früher immer zusagen gepflegt? Erstens, es kommt immer anders und zweitens als man denkt.

Er schüttelte den Kopf, warum noch mal lief er hier herum? Er sollte eine Geweihte finden. Eine Dienerin der Herrin Hesinde mit der sich der hohe Herr von Hardenstatt treffen wollte die jedoch nicht erschienen war. Loderia oder so hieß sie, mehr wusste er von ihr nicht außer, dass sie in der „Silberfeder“ zu essen pflegte.

Sein Herr hatte gemeint, dass das seine erste Prüfung sei, „finde heraus was mit ihr geschehen ist“, das waren seine letzten Worte ehe er ihn aus der Schankstube hinausgeschickt hatte. Ein bisschen verwirrt und unsicher, was er nun tun sollte hatte er sich erst einmal auf die Bank gesetzt und überlegt. Dann war er zu dem Entschluss gekommen, dass er sich einfach mal umhören könnte wo diese Hesinde-Geweihte sich herumgetrieben hatte, er würde auch seine Freunde fragen ob sie mehr wüssten.

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So stromerte Lingmar durch die engen Gassen des geschäftigen und zu dieser Zeit zum bersten überfüllten Marktflecken, befragte seine Freunde vom Waisenhaus und bemühte andere Kontakte. Schließlich kam er mit stolzgeschwellter Brust zurück zu seinem neuen Herren, denn er hatte herausfinden können, wo sich die gesuchte Hesinde-Geweihte einquartiert hatte: die Herberge Einhorngruß. Wie passend, dachte sich Salix mit einem Schmunzeln. So machte er sich auf den Weg zu eben jener Herberge.