Geschichten:Der uralte Bund (Vorspiel) – Amselflug (Herrschaftliche Jagd)

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Kaiserlich Randersburg, Ende Hesinde 1043 BF:

Am nächsten Morgen war Thiomara mit Madara als ihrer Jagdhelferin bereit. Beide saßen auf ihren Darpatischen Schecken und die beiden Tuzacker umspielten die Pferde. Thiomara hatte ein dunkelgrünes Jagdkleid mit einem robusten Mieder angelegt und trug dazu einen verstärkten Melonenhut in gleicher Farbe, an dem zwei gelbe Bänder im Nacken flatterten. Ihre Jagdarmbrust hing am Sattel parat und ihr Jagddiskus und ein Hirschfänger am Gürtel. Ihre Tochter hielt eine Saufeder bereit. War die junge Ritterin im Lanzengang, durch ihre Knappschaft, doch geübter. So gesellten sie sich zur Jagdgesellschaft und versuchten ein paar nette Kontakte zu knüpfen, bevor zur Jagd geblasen wurde. Vielleicht würde es ihr gelingen, der alten Zeiten wegen, ein paar Worte mit Gerwulf von Gareth über Davina, die Hochzeit und die merkwürdige Fuchsstatue zu wechseln.

Die herrschaftliche Jagd, eines der Privilegien des Adels, galt als einer der Höhepunkte der winterlichen Hochzeitsfeierlichkeiten. Viele große Namen ließen es sich nicht nehmen teilzunehmen, sei es aus echtem Jagdeifer, oder aber schlicht und einfach um gesehen zu werden. Freilich konnte die Jagd auch dafür genutzt werden, das ein oder andere vertraute Gespräch zu führen – in Zeiten der Großen Fehde nicht unerheblich. Thiomara war daher nicht wenig überrascht als sie vom Fernbleiben des Bräutigamsvaters hörte. Offenkundig war dieser mit anderen Angelegenheiten beschäftigt. Doch nahmen andere namhafte Fuchsritter an der Jagd teil, wie der sighelmsmärker Seneschall Marnion von Sturmfels, der sich mit seinem jugendlichen Sekretär Linnert von Hartwalden-Hartsteen und dem Knappen Tawil von Sturmfels für den Beginn der Jagd bereit hielt. Der Seneschall galt als herausragender Bogenschütze und auch seine Begleiter standen ihm in dieser Kunst in nichts nach.

Auch der Neerbuscher Kronvogt Leomar von Zweifelfels war aus Waldstein angereist. Hoch zu Ross an seiner Seite sein Jagdmeister und Gefährte Edorian von Feenwasser. Um die beiden adretten Adligen wuselten eine Hand voll Tobrischer Wolfshunde, sowie die beiden Knappinnen Ulmberta von Waldtreuffelingen und Leomelia von Mersingen. Die achtzehn Sommer zählende Ulmberta hielt mit durchdringender Stimme die Hundemeute in Schach, während die 14 Sommer zählende Leomelia die Aufregung ob der bevorstehenden Jagd ins Gesicht geschrieben stand. Wie in Waldstein allgemein üblich, waren auch diese Herrschaften mit Jagdbögen bewaffnet, der des Jagdmeisters musste gar ein besonderes Exemplar elfischer Herkunft sein.

Thiomara lenkte ihr Pferd zu den Waldsteinern und sprach die nervöse Mersingerin mit einem spitzbübischen Lächeln, laut genug für die Anderen an. „Den Tod vor Augen – Frei von Furcht, junge Dame! Es geht zur Jagd und das Wild wird sich vor euch fürchten, wenn ihr ihm mit diesen stattlichen Jägern an eurer Seite nachsetzt. Waldsteiner sind eine gute Wahl wenn es zur Jagd geht und auch sonst hat man sie gerne als Verbündete. Besonders wenn die Leuin zur Fehde ruft und das halbe Land ihrem Ruf folgt.“

„Habt Dank, werte Dame, ich darf heute an meiner ersten großen Jagd teilnehmen“, antwortete die Mersingerin sichtbar aufgeregt.

„Die gräfliche Administration mag dem Ruf der Fehde gefolgt sein. Kronvogt Leomar von Zweifelfels, als Herr über die königliche Domäne Neerbusch an der Königin statt, hält sich und die ihm von der Krone anvertrauten Lande freilich aus der Fehde raus.“ Die Worte des Jagdmeisters Edorian von Feenwasser klangen belehrender als sie mutmaßlich gedacht waren und kaschierten nicht im geringsten, das der Gefährte des Kronvogts nicht viel von der Fehde hielt.

„Das die Krone und die Königlichen sich aus der Fehde halten, ist der Lage des Reiches nur angemessen. Während sich der Adel unter den Augen der Krone balgen darf und seine Kräfte verzettelt, hat man in euren Kreisen bestimmt andere Dinge zu regeln. Ohne ein recht schlagendes Herz und ohne geregelte Erblinie ist das Reich instabil. Da hält man die Meute lieber mit Fehden, einer Jagd oder einer Hochzeit bei der Stange und sorgt im Hintergrund dafür das nicht all zu viel Porzellan zerdeppert wird. Das aus dem Hause G. nicht einmal das Großfürstliche Füchslein dieser Hochzeit beiwohnt, wundert mich aber schon. Ich hätte mir diesen Knaben doch zu gerne einmal aus der Nähe angeschaut. Euer Rudel hat meine Hochachtung dafür, diesen Knaben nach ritterlichen Maße anzuleiten und als Alternative von Korgonds Gnaden in der Hinterhand ins Spiel zu bringen. Er wird mit dem Rudel als Mentor und Hausmacht bestimmt ein große Rolle im Reich spielen. Wie ihr sicherlich verstehen werdet, setzte ich als Frau aber derzeit natürlich noch auf die gerechte Erblinie und somit auf die Schösse der Kaiserlichen Zwillinge, auf das sie mit Zsahs Segen uns allen einen Rabenmund auf dem Thron ersparen mögen. Darum wundert es mich, dass mir jemand gestern eine Fuchsstatue vor die Füße legte, als wolle mich jemand zu etwas Füchsischem einladen. Ihr vom Fuchsrudel verteilt aber doch keine Speckstein-Figürchen, oder?“ Thiomara holte kurz die kleine nasenlose Figur aus der Tasche. „Ihr wisst nicht zufällig wer mir das recht unphexisch zu kommen ließ und was mir ein Fuchs ohne Nase sagen soll?“

„Ihr sprecht mit tollkühner Zunge, Schlunderin!“, entgegnete Leomar von Zweifelfels ungerührt. „Ein Wesenszug, den ich sehr schätze.“ Der Kronvogt streichelte den Hals seines Pferdes. „Das Fuchsrudel spielt nicht mit irgendwelchen Speckstein-Figürchen, da muss ich Euch leider enttäuschen. Wir sind hier um einer firungefälligen Jagd beizuwohnen und die Vermählung des jungen Gareths zu zelebrieren. Bitte entschuldigt uns, das Jagdhorn wird jeden Moment ertönen und zu unserer heiligen Pflicht rufen.“

Der Kronvogt sollte recht behalten, kurz nachdem sich seine Worte im morgendlichen Dunst verflüchtigten, erschallte das Jagdhorn und markierte so den Beginn der herrschaftlichen Jagd.

Thiomara verabschiedete sich und schaute sich nach der Gruppe um den Bräutigam um. Sie wollte seine Nähe suchen. Dabei hielt sie nach der Verdächtigen Ausschau und machte sich eine Übersicht über die verschiedenen Gruppen.

Shinxiri wollte noch kurz einen Abstecher zu den Greifenfurtern machen. Vielleicht erkannte sie dort eine der netten Damen oder einen der interessanten Herren vom vor abendlichen Gelage wieder, mit dem man noch ein bisschen schnacken konnte.


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Der Bräutigam Alderan von Gareth nahm zusammen mit seinen engsten Freunden an der Jagd teil. Zu ihnen gehörte der aus Perricum stammende, bekennende Fuchsritter Ardur 'der Ritterliche' von Zackenberg, sowie der Eslamsgrunder Siegwart 'der Poet' von Falkenstein, der Kaisermärker Ugdalf Greifwin 'der Minnesänger' vom Berg und der Reichsforster Danos Gero 'der Tollkühne' von Luring-Gareth. Die jungen Herren wirkten allesamt ein wenig übermüdet, womöglich hatten sie die vergangene Nacht noch den ein oder anderen Humpen gehoben. Trotz ihrer Müdigkeit waren die jungen Ritter voll auf die Jagd konzentriert. Versuche von Adligen, die Gunst der Stunde zu nutzen um sich dem jungen Gareth zu nähern, wurde von eifrigen Gardisten oder aber seiner ritterlichen Begleitung unterbunden, so dass es nahezu unmöglich war an ihn heranzukommen.

Auch Shinxiri sollte feststellen, dass eine Jagd nicht der Ort für gesellschaftliche Konversation war. Wirklich gesprächig war keiner der Greifenfurter, alle waren firungefällig fokussiert auf die Jagd. Mit gebührenden Abstand, aber voller Leidenschaft, preschte die Braut Caya vom Greifener Land mit ihren drei Perricumer Freundinnen Pernula von Zolipantessa, Nedime Eorcaïdos von Aimar-Gor und Xanjida von Sanzerforst – die am Perricumer Markgrafenhof als 'Perricumer Amazonen' berühmt wie berüchtigt waren - sowie einer weiteren jungen Dame, bei der es sich um Yrsya von Luring-Gareth handeln musste, an ihr vorbei. Dicht gefolgt von der Leibritterin der Braut, Elenore Greifgulda von Schnakenborn.


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Als Thiomara so ihren Blick schweifen ließ, erkannte sie in der Ferne Gwendare von Bergensteen mit ihren beiden Jagdhunden. Zu ihrer Überraschung ritt mit der Waldsteiner Ritterin eben jene Frau, die ihr auf vor zwei Tagen auf dem Burghof entgegen kam und die ihre Kinder ausfindig machen wollten. Unweit der beiden Frauen erkannte die Schlunderin ihren Sohn Anaxagoras, der offenbar schon die Fährte der unbekannten Frau aufgenommen hatte.

Thiomara und Shinxiri gaben den Pferden die Sporen, um zu den beiden Frauen aufzuschließen und sich der Unbekannten vorzustellen, während Anaxagoras sich zurückhielt.

Gwendare von Bergensteen begrüßte die beiden Reiterinnen mit einem Nicken, während die Angesprochene mit freundlicher Stimme antwortete:

„Es ist mit eine Freude, mein Name ist Jolande von Grevinghoff, Ritterin der Mark Greifenfurt.“ Die Greifenfurterin war in einem schlichten, dunkelbraunen Wams angetan.

Thiomara sprach Gwendare gleich auf die Hunde an. „Wie ich sehe geht es euren Hunden wieder besser. Ihnen wurde scheinbar nur ein harmloses Mittelchen verabreicht. Wie eine rasche Analyse zeigte, waren eure Hunde nur etwas lethargisch und sollten zum Vomitus neigen, um euch dienstbar zu machen. Sie waren nicht wirklich in Gefahr. Ich frage mich welch hasenherzigen Absichten hinter solch einem Vorgehen stecken. Und ihr reitet nicht mit der Braut, Jolande aus der Greifenfurter Mark? Wenn es euch solch eine Freude ist, darf ich mich mit meiner Tochter doch bestimmt für die Jagd eurer Gesellschaft anempfehlen? Wir alten Häsinnen sind den Jungspunden doch sicher noch einige Kniffe voraus.“ Zwinkerte Thiomara der Bergensteen zu.

„Ich denke, die gute Gwendare und ich könnten sicherlich noch etwas Verstärkung gebrauchen.“ Die Greifenfurter Ritterin lächelte Mutter und Tochter an, während die Bergensteen zustimmend nickte. „Ich gehöre nicht zum engsten Vertrautenkreis der Braut. Sie hat die Mark schon als Kind verlassen um an den großen Höfen Garetiens und Perricums ausgebildet zu werden. Daher reitet sie mit ihren 'Perricumer Amazonen' wie mir scheint. Aber verdenken möchte man es ihr nicht, schließlich möchte man doch diesen besonderen Moment im Leben eines jeden mit denen verbringen, die einem lieb und teuer sind.“

Thiomara zog ein Fläschchen mit Gebranntem aus ihrem Kleid und nahm einen Schluck. „Das ist richtig und so sollte es auch sein. Und so schließen sich Waldstein, Greifenfurt und Schlund zusammen. Weidmannsheil! Woher kennen sich die Damen eigentlich?“ Mit der Frage gab sie die Flasche an die Ältere weiter.

Während die Bergensteen einen kräftigen Schlug nahm, lehnte Jolande dankend ab.

„Habt Dank, aber während der Jagd nehme ich nichts zu mir, was meine Sinne beeinträchtigen könnte. Eine Angewohnheit, die ich offensichtlich nicht von meiner Schwertmutter habe.“ Mit einem Schmunzeln blickte die Greifenfurterin zu Gwendare, die ebenfalls lächelte. „Ich würde zu einen guten Brand niemals nein sagen“, gab diese zurück.

„Ich sollte euch bei Zeiten meinem Sohn vorstellen. Das ist auch so ein Asket. Ich erinnere mich an Euch. Ich habe euch vorgestern auf dem Burghof gesehen. Ihr hattet es mit einer Tasche eilig, während sich eure Schwertmutter mit diesem rätselhaften Fuchs an mich ran machte. Seit ihr noch rechtzeitig gewesen?“

„Rätselhafter Fuchs sagtet ihr?“ Jolande blickte erst überrascht zu Thiomara und dann irritiert zu ihrer Schwertmutter. „Gwen, was hat das zu bedeuten?“

„Ich hatte gehofft unser Gespräch im Vertrauen geführt zu haben.“ Ein tadelnder Blick traf Thiomara. „Ich hatte mit Ehrwürden Silvano und der Dame von Amselhag ein … Gespräch über eine Fuchsstatue. Das soll uns jetzt aber nicht weiter beschäftigen. Schließlich wollen wir doch die Jagd genießen.“ Der Bergensteen war diese Thematik vor ihrer Schwerttochter sichtlich unangenehm.

„Was geht hier vor?“ Die Greifenfurter Ritterin blickte abwechselnd zu Gwendare und zu Thiomara. „Ich habe auch so eine Fuchsstatue bekommen … allerdings ist sie kaputt, es fehlte eine Pfote.“

„Von mir ist sie nicht, das schwöre ich bei den Göttern!“

Jolande war nun vollends verwirrt und blickte fragend zu Thiomara.

„Was immer hier gespielt wird, last uns ein Stück reiten und dann unter acht Augen reden. Dann erzählen wir euch alles. Jetzt ist keine Zeit für Befindlichkeiten, gute Gwendare. Die Jagd wird gerade erst interessant. Ein Fuchs dem die Pfote fehlt und einer ohne Nase. Das sind keine zufälligen Beschädigungen. Was wenn es noch mehr gibt? Für irgend einen Hochzeitsbrauch oder ein Spielchen für die Gäste, scheint mir das mit den vergifteten Hunden etwas zu weit zu gehen. Wie habt ihr diese Figur erhalten und was könnte dahinter stecken? Ihr habt doch sicher nachgeforscht, Jolande.“

„Sie stand auf einmal vor der Tür meiner Schlafkammer und starrte mich aus steinernen Augen an. Ich habe mich daraufhin im Gesinde umgehört ob die etwas gesehen haben. Eine Magd berichtete mir von einer älteren Frau, die vor meiner Kammer kurz vorher gesehen wurde. Sie trug ein Bündel bei sich. Der Beschreibung der Frau folgend, habe ich dann verschiedene Schenken und Gasthäuser abgeklappert, aber ohne Erfolg.“

"Nun stellt sich mir die Frage, wenn ihr erlaubt, wo eigentlich eure Unterkunft ist und ob ihr noch weitere Spuren gefunden habt. Wenn es wie bei eurer Schwertmutter gelaufen ist, wird es nicht viel bringen, der Überbringerin nachzulaufen. Da hat sich jemand sehr viel Mühe gemacht, um nicht selber in Erscheinung zu treten. Wohl aber Spuren bei der Erpressung zu den Übergaben hinterlassen. Habt ihr mir eigentlich den Brief schon gezeigt, Gwendare? Dazu hinterlassen wurden, ein nahezu ungefährliches Gift und ein Heiltrank für eure Hunde. Für das Hinterlegen des Heiltrankes hatte jemand Zugang zu euren Gemächern und ein Auge auf die Ausführung der Aufgabe. Wenn das alles über Mittelsleute abläuft, braucht es ein großes Netzwerk und sehr viel Aufwand für simple Specksteinfiguren, deren Botschaft sich noch nicht ergründen lässt. Scheint als habe man uns für etwas ausgewählt und markiert. Verstümmelte Füchse deuten mir auf jemand hin, der etwas gegen jemand hat, der den Fuchs als Zeichen trägt. Da fallen mir das Haus Gareth, das zum Ehebund gut vertreten ist, das Fuchsrudel, das auch wieder rum tollt, die in der Fehde aktive Kaisermark oder die Phexkirche, die in ihrer Halle die Trauung vollzieht ein. Wir sind unterdessen von außerhalb. Die Frage ist wie viele Figuren im Spiel sind. Man könnte den Fuchs noch die Ohren oder die Augen, die anderen drei Pfoten, vielleicht den Mund noch oder den Schwanz nehmen. Was die Anzahl leicht eingrenzen mag. Aber wie machen wir sie ausfindig. Wir haben Gwendare als Bindeglied. Wer benimmt sich noch auffallend?"

„Ich habe ein Zimmer oberhalb der Schänke 'Zum Goldenen Stiefel'. Da ich die Statue erst gestern am Morgen gefunden habe, blieb mir noch nicht so viel Zeit für weitere Nachforschungen, außer eben die Befragung des Gesindes. Morgen Abend findet in Kaiser-Hal-Park ein Bardenfest statt. Das wollte ich aufsuchen, denn dort finden sich sicher Menschen die Frau Hesinde nahestehen. Die könnten mehr über diese kaputten Fuchsstatuen wissen.“ Die Greifenfurter Ritterin zuckte mit den Schultern und wirkte ratlos.

Gwendare tastete in ihrer Brusttasche herum, wurde aber augenscheinlich nicht fündig. „Ich muss den Zettel in meinem Zimmer gelassen haben. Ihr könnt ihn haben sobald die Jagd vorüber ist.“

„Also, wenn ich mich recht erinnere, beklagte sich die Magd, die ich befragte, bitterlich über die Küchenmeisterin der Pfalz … Elene hieß sie glaube ich. Diese ist Stammgast in der Schenke, wie sie sagte. Wahre Schimpftiraden gegen das Fuchsrudel soll diese losgelassen haben und warum denn der Gareth ausgerechnet eine Greifenfurterin heiraten würde. Eine Befürworterin des Bundes scheint sie nicht zu sein, diese Reichsforster Ziege. Ohne die Mark wäre das Herz des Reiches schutzlos und der Ork würde hier herrschen.“ Jolande tippte sich nachdenklich an die Nasenspitze. „Sie beklagte sich auch über die vielen Schnüffler, die sich unter das Gesinde der Pfalz mischen würden.“

„Jetzt bin ich neugierig. Wie hat die Magd die ältere Frau genau beschrieben und warum habt ihr angenommen sie in Schänken oder Gasthäusern zu finden? Und beschreibt mir bitte auch eure Magd.“

„Am auffälligsten waren wohl ihre langen, schlohweißen Haare und sie war eher klein. Auch blitzte um ihren Hals etwas Amulettartiges“, erklärte Jolande nach kurzem überlegen. „Naja und wo trifft man alle am Abend? Na in den Schänken, auch der normale Adel und die Gemeinen machen das doch so.“

„Kommt euch die Beschriebene bekannt vor Gwendare?“

„Nein, ich bedaure“, gab diese Achselzuckend zurück.

…....Thiomara unterbrach nach einer Weile.“Hört ihr die Hörner? Die Bracken haben Beute gewittert. Vielleicht sollten wir unsere Gedanken etwas zerstreuen und dem Wild nachsetzen, bevor sich das Fuchsrudel holt, was das Brautpaar noch im Revier gelassen hat. Gwendare, euch gebührt der erste Schuss! Auf, auf!“ Thiomara nahm ihr Jagdhorn zur Hand und blies ein „Auf, auf zur fröhlichen Jagd“ an, als sie, von den Hunden begleitet, los preschte. Dabei hängte sie ein paar Tönchen, nur für ihren Sohn an.


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Anaxagoras hatte sich, nach dem die Jagdgruppe in den Wald geritten war, zur Meditation in die Kutsche zurückgezogen, die am Jagdplatz bereitstand. Albrax der Kutscher, zechte mit ein paar anderen Lakeien an einem Feuerchen und gab gerade eine reichlich ausgeschmückte Erzählung der Brachenhatz des Praiosmar von Hinn zum besten, in der sein Onkel Gurthag scheinbar immer wieder die Jagdgruppe mit seiner Hügelzwergenschläue rettete. Sein Geist entspannte sich bald und er lauschte dem Wind, dem Wald und den Hörnern der Jagd. Bis er Mutters Signal vernahm. So ließ er seinen Geist in die Form der Schwarzdrossel gleiten und entflog bald dem kleinen Fensterchen. Seine Schwingen trugen ihn hoch hinaus über den winternackten Wald auf der Suche nach den verschiedenen Gruppen. Er wollte sich erst einen Überblick verschaffen, wer sich wo befand. Später dann würde er sich anschicken ein wenig bei den Jägern zu lauschen. Er wusste nur noch nicht, ob lieber bei dem fürstlichen Sanz, dem tollenden Fuchsrudel oder doch lieber, bei der Braut, mit ihren reizenden Amazonen. Da ließ er sich ganz vom Wind leiten.

Beim Erklingen des Jagdhorns des Jagdmeisters hatten sich die meisten Gruppen im schnellen Galopp in alle Himmelrichtungen zerstreut. So ritten die Waldsteiner um Kronvogt Leomar von Zweifelfels über Felder und Wiesen, während sich der Bräutigam und die seinen in Richtung des ausgedehnten Wäldchens aufmachten. Die Gruppe der Jungritter hatte es offenbar nicht eilig, so dass die Amsel den Reitern folgen konnte.

„Du siehst aber noch ordentlich verkatert aus, Danos“, witzelte Udgalf über den Jüngsten der Runde. „Ist dir das Rallerspforter Quellwasser nicht bekommen, oder was?“

„Ach halt den Mund“, brummte der Luring-Gareth ungehalten, „Immerhin haben wir unsere Mission erfüllt. Phex sei es gedankt. Halt stopp, ich glaub mir wird übel.“

„Haltet ein, der hohe Herr hoch zu Ross muss sein Innerstes nach außen kehren.“ Die gekünstelte Stimme von Ardur wirkte wie Hohn für Danos, was auch so und nicht anders gemeint war.

„Lasst ihn, den Kater hat er sich hart erarbeitet und die Lorbeeren für die gestrige Nacht sind mehr als verdient.“ Wie immer war es Siegwart in der Manier eines echten Falkensteiners, der um ausgleichende Worte bemüht war.

„Männer, wir haben der Tradition meines Hauses genüge getan.“ Alderan wirkte sehr zufrieden. „Jetzt heißt es, die Perricumer Amazonen in der Jagdkunst zu übertreffen. Seit ihr dabei?“

Ein lautes Johlen setzte ein und die fünf jungen Männer preschten los. Die Amsel schoss knapp über den Wipfeln hinter den edlen Herren her. Eine Weile wollte er noch auf sie Acht geben. Bis er das vereinbarte Signal seiner Mutter vernahm. So zog er noch ein mal in die Höhe, um sich eine Übersicht zu verschaffen, wo sich andere Jäger befanden, um dann dem Signal seiner Mutter zu folgen.


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Thiomara und Shinxiri hatten unterdessen den beiden anderen Damen die Initiative bei der Jagd überlassen und hielten sich etwas zurück. Gwendare sollte ruhig etwas Ablenkung finden. Thiomara war eher darauf aus den Hornsignalen zu lauschen und zu lokalisieren wo sich welche Jagdgruppe aufhielt. Shinxiri hielt die Umgebung im Auge und gab Rückendeckung, um bei Gefahr schnell mit der Jagdlanze einzugreifen.

Als ihnen das Jagdglück endlich holt war und Gwendare und Jolande sich um die erste Beute kümmerten, verkündete Thiomara mit dem Horn ihren Erfolg und rief mit ein paar Nebentönen ihren Sohn zu einer Unterredung. Bald schon zwitscherte eine Amsel mit weißem Kopfgefieder in einem nahen Gebüsch. Thiomara stieg ab um die Beine ihres Pferdes zu inspizieren und gab den anderen Jägerinnen zu verstehen, das sie gleich nachkommen würde, als diese weiter reiten wollten. So konnte sie sich zu einer kurzen Unterredung mit Anaxagoras zurückziehen. Thiomara analysierte die Erkenntnisse ihres Sohnes so, das ein altes Haus wie die Gareths, bestimmt alten Ritualen von Bünden, Vorherrschaft und Dynastie anhingen, die nach Korgond wieder mehr Beachtung fanden. So musste der Bräutigam bestimmt eine fuchsgefällige Quest für den Segen im alten Familien-Heiligtum ableisten. Das die Fuchsfiguren nur Teil eines Junggesellenabschiedsbrauches waren, wollte Thiomara jedoch nicht glauben. Sie gab Anaxagoras ein paar Aufgaben und ein Ersatzgewand aus ihrer Satteltasche mit auf den Weg und schloss sich schnell wieder den Jägerinnen an.


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Anaxagoras genoss den Waldspaziergang zurück zur Kutsche und ließ sich von Albrax in die Stadt zum Phextempel fahren und dort absetzen. Auf dem Vorplatz des Tempels suchte er den Kontakt zu den Gauklern und belustigte mit ihnen die Kinder mit ein paar Tricks. Er gefiel sich in der Rolle des Jahrmarktzauberers. Während des Studiums hatte er sich immer gerne ein paar Münzen damit dazu verdient. Danach lud er ein paar Gaukler, zu denen er Vertrauen gefunden hatte und auch einige der Kinder, die sie angelockt hatten, zu einem kleinen Mahl in eine nahe Taverne ein. Dabei tischte er, zu der heißen Suppe, die der Wirt servierte, ein Detektiv-Geschichte auf. So hatte ihn angeblich eine reiche Adelige beauftragt, die Vergiftung ihrer geliebten Hunde aufzuklären und ihn dafür gutes Silber geboten, das er gerne für gute Hinweise mit ihnen teilen mochte. So beschrieb er die kleine, schlohweißhaarige Frau, die seine Mutter beschrieben hatte und die er gerne als Verdächtige finden wollte. Nachdem er seine Gäste beköstigt hatte und hoffentlich Ambitionen geweckt hatte, sich mit offenen Augen und Ohren ein wenig Silber zu verdienen, verabschiedetet er sich und besuchte den Phextempel. Mutter hielt es für eine Gute Idee, nun einen Priester des Listigen in ihre Ermittlungen einzuweihen. Nicht das man doch irgend einem Ritus der Phexkirche hinterher stöberte.