Geschichten:Silors Bande - Abwägungen

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Baronie Uslenried - Rondra 1046 BF:


An diesem Spätsommernachmittag hatte die Praiosscheibe die Luft angenehm erwärmt und es lag eine gewisse Trägheit über dem Lager. Silor von den Nebeln hatte sich in seine Baumhütte am Ende des Tals, oberhalb der sprudelnden Bachquelle, zurückgezogen und lag auf den warmen Holzplanken, sein Gesicht dem Blätterdach der Winterlinde zugewandt. Seine Augen waren geschlossen und er wog die Möglichkeiten und Risiken eines Überfalls auf einen Praiosgeweihten ab.

‚Die Frauen und Männer werden unruhig und ich sollte ihnen daher möglichst bald etwas zum Planen geben‘.

‚Ein Geweihter als Gefangener wird die ganze Grafschaft aufschrecken. Sie werden uns jagen und uns brennen sehen wollen‘.

‚Wir können neben dem Silber für das Papier auch noch Lösegeld oder Nahrung oder Bier verlangen. Das wird die Bande zufrieden machen‘.

Hartwulf bestimmt nichts dagegen den Streitzigs und den Rallerquells zu schaden und der Eulensteiner, so unsympathisch der Kerl auch sein mag, versprach mir, Unruhe in der Grafschaft würde er belohnen‘.

‚Vielleicht ist der Geweihte damals an der Verurteilung von Brinwulf beteiligt gewesen. Ob ich ihn dann leben lassen würde? Ob sie mir etwas über den Verbleib der Aufzeichnungen und des heiligen Dolchs meines Meisters sagen könnte‘?

Die letzte Überlegung gab den Ausschlag – sie würden es wagen. Die Bilder von damals, seine Einsamkeit und seine Verzweiflung nach dem Tod von Brinwulf stiegen in ihm auf, machten ihn traurig, aber auch wütend. Es wurde Zeit Rache zu üben, es wurde Zeit die unerledigten Aufgaben anzugehen und das verübte Unrecht zu sühnen‘.


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Trutzmeier drehte das am langen Spieß steckende Wildschwein langsam über der Glut des Feuers. Immer wieder pinselte er die knusprig werdende Schwarte mit einer Mischung aus Öl und Gewürzen ein und legte ein wenig Feuerholz nach. Er durfte keinesfalls zu viel Hitze erzeugen, ansonsten würde die Schwarte verbrennen.

Ismene war dabei die gesammelten Donfstengel zu verkleinern und in verschließbare Gläser mit hochprozentigem Alkohol zu stecken. Sie hatte von ihrer Mutter eine Menge über die Kräuter des Waldes gelernt. Sie wusste von vielen Pflanzen gegen welche Leiden sie halfen und wie man sie haltbar machen konnte. Mit ihrem Wissen konnte sie bereits einige Male die Heilung von Verletzungen und Krankheiten unterstützen. Das Leben im Wald, vor allem im Winter, war der Gesundheit nicht zuträglich.

Die Jägerin bearbeitete den getrockneten Darm eines Rehs, prüfte seine Festigkeit und drehte das Gewebe zu einer gleichmäßigen Bogensehne ein. Drei dieser Schnüre lagen bereits neben ihr, aber sie wusste, dass Feuchtigkeit schnell zum Verschleiß führte und sie daher immer eine Reserve aufgerollt in ihrer Gürteltasche mit sich tragen musste.

Die drei Gesetzlosen unterbrachen ihre Tätigkeiten, als sie Silor gewahr wurden, der die Leiter von seinem Baumhaus hinabstieg. Wie immer war er in eine helle Wolltunika gekleidet und sein langes schwarzes Haar hing lose über den Rücken. Mit entschlossenem Schritt trat er zu seinen Gefolgsleuten und wartete bis er von allen die ihm gebührende Aufmerksamkeit hatte.

„Ihr treuen Frauen und Männer hört, was ich wegen unserer möglichen Beute nach genauem Abwägen eurer Argumente, entschieden habe. Wir werden uns das Silber aus Weißenstein holen und wir werden es an dem von Waldemar ausgewählten Platz machen. Ja, die Obrigkeit wird uns dafür jagen, ja es wird für uns gefährlicher als die bisherigen Raubzüge und ja dafür wird es uns viel Geld und Beute einbringen und sich daher für alle lohnen. Wir werden den Praiosgeweihten gefangen nehmen und so neben dem Geld für das Papier auch noch Lösegeld oder eine ganze Wagenladung Rotbier oder Decken oder andere Gegenstände im Austausch verlangen“.

Nach einem kurzen Schweigen brach unter den Räubern Jubel aus und nur die ein oder andere konnte sich einen skeptischen oder ängstlichen Blick nicht verkneifen.

„So, nun ist es an Euch einen Plan zu überlegen, festzulegen wer den Tulamidenstreich ausführen soll und was ihr alles benötigt“.

Silor ließ sich auf den Holzstämmen nieder und Oderik brachte ihm das erste duftende Stück des Bratens mit einer dicken Scheibe Brot und Pilzragout mit Kräutern gewürzt. Sein Schatten Haucke stellte sich hinter den Hauptmann und grunzte zufrieden.

Bald saß die ganze Bande am Feuer und schmauste voll Genuss und Vorfreude darüber wieder zur Tat schreiten zu dürfen. Neues Bier wurde dringend benötigt. Borfred befragte Waldemar ausgiebig über den Praiosschrein und seine Umgebung. Auch die Entfernung vom Lager bis Burg Rallerstein war ein lange diskutiertes Thema. Die meisten waren begierig am Überfall teilzunehmen und die Gruppe brauchte lange, bis sich alle einige waren. Schließlich wurden Kunihild, Borfred, Oderik, Ulfried und nach langem Abwägen auch Ismene für den Zug auserwählt. Borfred sollte der Anführer sein und in dieser Funktion ermahnte er die junge Ismene mehr als einmal, dass hier ein ruhiger Verstand und vor allem Gehorsam gefragt seien.

Es waren noch einige Tage Zeit, bis der Aufbruch bevorstand. Diese Tage wurden genutzt, um die Rucksäcke mit Proviant und Ausrüstung zu füllen. Borfred übte intensiv den Nahkampf mit Ismene, Ulfried und Oderik, Kunihild schnitzte einige Pfeile, um ihren Köcher ausreichend befüllt zu haben.



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3. Ron 1046 BF
Abwägungen
Rückkehr des Spions


Kapitel 7

Der Überfall