Geschichten:Rabenschar - Erkenntnisse in Dürsten-Darrenfurt

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Schloss Darrenfurt, Baronie Dürsten-Darrenfurt, 28. Rondra 1044 BF

Der junge Baron saß an seinem Tisch und blickte gedankenverloren aus dem bodentiefen Fenster, von hier konnte er sogar die nahe Stadt Darrenfurt erblicken. Bis gerade eben hatte Ardor von Taunig ihm einige Posten in den Kassenbüchern der Baronie erklärt und hatte sich dabei so sehr in dem Konvolut an Zahlen verloren, dass Thorondir irgendwann einfach nicht mehr zugehört hatte und in den Pausen, die sein Kämmerer nur einlegte, um Luft zu holen, zustimmend gebrummt.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Ardor dann wohl ein Einsehen – oder war er tatsächlich fertig geworden? – und hatte sich von seinem Baron verabschiedet. Dieser genoss nun sichtlich die Ruhe, welche sich im Zimmer ausbreitete, und ließ sich die Sonne auf das Gesicht scheinen. Als er gerade am wegdösen war klopfte es an der Tür. Sofort riss der Baron die Augen auf und setzte sich gerade hin.

„Herein!“, rief er durch die Tür, innerlich die Augen verdrehend, befürchtete er doch, dass sein Kämmerer etwas vergessen hatte und nun zur zweiten Runde ansetzen wollte. Zu seiner Überraschung trat jedoch Voltan von Altmark in die Tür, sein Hoffalkner und wichtige Stütze.

„Euer Hochgeboren! Ich hoffe Euch nicht zu stören?“, wollte der Junker zu Sichelblick mit ruhiger Stimme und einem Lächeln wissen. Als Thorondir den Kopf schüttelte nahm Voltan dies als Einladung einzutreten und die Tür hinter sich zu schließen. Nach einer Verbeugung seinerseits und einer Handdeutung seitens des Barons setzte sich der Falkner auf einen der freien Stühle, vor Thorondirs Tisch.

„Ich freue mich berichten zu können, dass der neue Blaufalke aus Baburin eingetroffen ist. Er wartet auf Euch in der Falknerei, wenn Ihr in den nächsten Tagen Zeit habt, könnt Ihr Euch von seiner Schönheit und Agilität überzeugen“. Der Blaufalke aus Baburin war der neuste Zugang der Hoffalknerei und ergänzte die vorhandenen Tiere hervorragend.

Mit Zufriedenheit nickte der Baron, „das höre ich wirklich gerne. Immerhin musste ich entsprechend lang auf das Tier warten, ich denke der morgige Tag wird sich für eine Inaugenscheinnahme hervorragend eignen. Bereitet alles vor, ich möchte das Tier pünktlich zum Sonnenaufgang fliegen lassen“.

Der Junker von Sichelblick nickte verstehend, „natürlich, Euer Hochgeboren! Ich werde alles vorbereiten“. Kurz schien Voltan nachzudenken, dann hob er erneut an, „da gibt es noch etwas, worüber ich mit Euch sprechen möchte“. Der Baron hob interessiert eine Augenbraue und bedeutete dem Mann fortzufahren. „Euer Hochgeboren haben sicherlich mitbekommen, dass die Markgrafschaft nach den letzten Selbstinszenierungen des Seneschalls in Bewegung gekommen ist. Die verschiedensten Gruppierungen, die noch nicht gänzlich klar auszumachen sind, befinden sich in Aufruhr und scheinen sich zu formieren oder zumindest zu sondieren. Wie ich zum Beispiel erfahren habe, hat sich vor gut zwei Wochen eine Gruppe von Adligen, welche Günstlinge und Vertraute des Markgrafen sind, auf Gut Marschenhof zusammengefunden“. Voltan schien Thorondir einen kurzen Moment Zeit zu lassen, damit dieser das gesagte einordnen konnte und fuhr dann fort.

„Ich sage bewusst Markgraf, Euer Hochgeboren. Die Landvögte von Knoppsberg und Arvepass, sowie Angehörige des Heermeisters haben sich dort versammelt und scheinen sich dort verbunden oder zumindest ihrer Position versichert zu haben. Allesamt Familien, die dem Markgrafen immer schon treu zur Seite standen beziehungsweise viel zu verdanken haben und ein Interesse haben diesen und seiner Familie weiterhin treu zu unterstützen“.

Thorondir nickte verstehend und hob die Hand, um seinem Gegenüber verstehen zu geben, dass er genug gehört hatte. „Ich sehe schon, worauf Ihr hinauswollt, auch ich habe dem Markgrafen viel zu verdanken. Allein durch die Einigung von Morganabad hat er in meiner Baronie und bei mir selbst einen gewichtigen Stein im Brett, es ist demnach nur logisch, dass auch ich mich zu diesem Kreis zählen sollte und auch will, der Markgraf ist ein oft gescholtener Mann, der dessen nicht verdient, er hat die Markgrafschaft groß gemacht, so dass wir letztlich sogar für die Kaiserin in Garetien für Ordnung sorgen.“, erkannte der Baron und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, während Voltan nur zustimmend nickte.

Nach einem kurzen Moment fuhr der junge Baron weiter, „ich werde ein Treffen mit der Halbschwester des Markgrafen organisieren lassen. Wenn des Markgrafen Treue sich auf ihrem Gut getroffen haben, wird wohl sie die richtige Ansprechpartnerin sein, um zu verkünden, dass seine Erlaucht auf uns zählen kann“.

„Eine hervorragende Idee, Euer Hochgeboren. Doch wenn Ihr mir die Anmerkung gestattet, würde ich vorschlagen, dass Ihr euch an Rondira von Sturmfels wendet. Angeblich fand dieses Treffen vor allem dank ihrer Bemühungen hin statt“.

Thorondir nickte, tauschte noch ein paar Worte mit seinem Falkner aus und entließ diesen dann mit freudigem Blick auf den Ausflug Morgen. Der Falkner selbst verließ zufrieden den Raum und schloß die Tür hinter sich. Der Baron war ein aufrechter und guter junger Mann, mit den richtigen Ansichten, denen er selbst häufig mit gutem Rat zu Wachsen verhelfen konnte. Ab davon dass er die Positionierung des Barons für das (folge)richtige hielt, hielt er dies für sich und die seinen auch für die beste Option. Er hatte mitbekommen, dass die Haselhainer Baronin ebenfalls umtriebig wurde und sich vermehrt mit den Alxertis aus Gnitzenkuhl verbandt. Ob dies ebenfalls eine irgendwie weiter geartete politische Bemühung war konnte Voltan noch nicht einschätzen, wichtig war, Haselhain positionierte sich nicht klar zum Markgrafen, beinahe schon traditionell. Wenn nun also der Baron und er sich dem Markgrafen bekannten… Voltan dachte diesen Gedanken vorerst nicht zu Ende. Aber verschiedene Dinge deuteten auf eine schwierige Zeit für die Pfiffenstocker hin, wenn sie eine ungute Wendung bekämen – die Sichelinger Lade, die Bündnispolitik der Baronin, die Umtriebe des Barons in Garetien – da konnte es nicht falsch sein, dem Markgrafen seine Treue zu versichern, falls Haselhain ins Wanken geraten würde. Voltan war zufrieden.