Geschichten:Rabenschar - Gluckenhanger Rufe

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Burg Gluckenhang, 16. Praios 1044 BF

Ihre Hochgeboren Rondira von Sturmfels blickte aus dem Fenster. Hier hatte sie vor gut vier Götterläufen gestanden und mit der Almosenmeisterin über den Anteil ihrer Spende gesprochen. Seitdem war viel Wasser den Darpat herabgeflossen. Ihr Zwist mit der Gnitze hatte sich in den Hintergrund geschoben, was nicht unbedingt an einer Versöhnung der beiden Damen lag, sondern viel mehr an dem Umstand, dass sich dieser Emporkömmling aus dem Süden immer mehr aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte.
Das hatte der Baronin von Gluckenhang wiederum erlaubt sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Wie beispielsweise die guten Beziehungen zum garethischen Zweig des Hause Sturmfels. Unter ihrer Verwandten Korhilda hatten sich der darpatische und der garethische Zweig wieder gemeinsam angenähert. Doch seit dem der entrückte Gigantensohn auf dem Sturmfels thronte trieben die zarten Ästchen wieder in unterschiedliche Richtungen.
Rondira ließ ihren Blick dem Fluss folgen und musste unwillkürlich lächeln, welch Ironie, jetzt wo Korhilda und ich sogar in der direkten Nachbarschaft zueinander liegen, erübrigen sich unsere Bemühungen. Dann schüttelte sie ihren Kopf und wandte sich vom Fenster ab. Auf dem Tisch lag noch immer das Schreiben ihrer kleinen Schwester, welche als Haushofmeisterin am markgräflichen Hof zu Perricum saß.
Vor wenigen Tagen hatte der Seneschall zu einer Generalaudienz geladen. Beinahe der gesamte Hofstaat und weitere Persönlichkeiten der Mark waren anwesend gewesen, als die Enkelin und der Sohn der Schlange vom Darpat ein Feldzeichen vorzeigten. Es sollte das neue vereinende Symbol der Markgrafschaft werden und entsprechend bedeutungsschwer war der Hintergrund dieses Banners. Angeblich war es die Standarte des Caralus! Plötzlich fiel es der Baronin wie Schuppen von den Augen und sie taumelte benommen einige Schritte rückwärts.
DAS was es gewesen, was sie damals in IHRER Baronie geholt hatten!
Rondira fasste sich und schluckte ihre aufsteigende Wut herunter. Jetzt war weder die Zeit sich aufzuregen noch die Einrichtung umzugestalten. Gefasst setzte sie sich an den Tisch, griff Schreibzeug und Papier und setzte einen Brief auf. Sie würde sicherlich nicht tatenlos mitansehen, wie der Seneschall ganz offen seine Nachfolgerin in Position brachte!