Geschichten:Kaiserturnier 1041 BF - Die Pflicht ruft

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Adaque von Mersingen, Gattin des Weidener Barons Firian Böcklin von Buchsbart zu Schneehag und ihres Zeichens Mutter von nicht weniger als 4 Kindern, hatte nicht viel übrig für Etikette. Seit sie die Baronsgemahlin von Schneehag war und von Garetien nach Weiden umgesiedelt war, schätzte sie die robuste und unverschnörkelte Art des Weidener Adels. Die gebürtige Garetierin kam ganz nach ihrem Vater Albur, der trotz seines Wohlstands immer auf dem Boden geblieben war. Im Privatleben auf Burg Firnhag war Adaque eher der hemdsärmlige Typ. Das Ehepaar war, wenn keine hohen Gäste anzutreffen war, sehr oft mit Dingen beschäftigt, die im garetischen Hochadel eher selten persönlich ausgeführt wurden.

Heute aber ging das nicht und allein das mit brokatenen Borten verbrämte Festgewand in den Farben der Böcklins fühlte sich steif und unbequem an. Über dem leinenen Untergewand trug die Baronin ein kurzärmeliges schwarzes Festgewand aus kräftigem Leinen. Die Borten an den Ausschnitten kratzten und das lederne Mieder drückte ihr die Luft ab. Unvorstellbar sich Tag für Tag in so unbequem zu kleiden.

Doch selbstverständlich wusste Adaque was sich gehörte. Dem Vorschlag am kaiserlichen Turnier teilzunehmen, hatte sie erst nach langer Diskussion mit Firian zugestimmt. Gleich zwei ihrer Pferde erwarteten Fohlen und einer der Greifvögel hatte ein frisches Gelege. Sie hatte sich dazu in den vergangenen Jahren weit mehr um die Kindererziehung gekümmert als um ihre kämpferischen Qualitäten. Firian liebte seine Kinder zwar und noch oft sprach er Adaque gegenüber von der Unbarmherzigkeit seines streng firungläubigen Vaters. Doch nicht selten war auch Firian sehr hart und wandte allein Firuns Lehren bei der Kindererziehung an. So war es Adaque alleine deshalb schon sehr wichtig gewesen den Kindern auch die andere Seite - quasi Ifirn - zu zeigen. Sie würden noch früh genug lernen und erleben was die Welt für ein brutaler Ort war.

Die Burg mit all ihren Bewohnern und die Kinder waren jedenfalls mehr als genug Arbeit, da war Adaque, außerhalb der Jagd, die auch sie in den verschiedensten Formen liebte, gänzlich die Lust an Waffenübungen vergangen. Vor etwas mehr als einem halben Götterlauf hatte sie endlich wieder mit den Waffenübungen begonnen doch die alte Gewandtheit und Ausdauer waren noch lang nicht wieder erreicht. Die letzte Bewährungsprobe in einem Turnier war lange her und Adaque fand den Gedanken grässlich, sich auf dem Turnierplatz zu blamieren. Ganz abgesehen davon, dass sie ihren Waldrappen Madaleth nur ungern der Gefahr eines Tjostes aussetzte. Madaleth war seiner Reiterin ans Herz gewachsen. Und wenn er auch lange nicht mehr so ungestüm war wie vor fünf Götterläufen, als sie das letzte Turnier in Garetien gemeinsam bestritten, so überschätzte er seine Kräfte doch manchmal. Die Sorge, ihm könne etwas geschehen, minderte Adaques Lust am Tjosten beträchtlich.

Doch für Firian, einem Firun zugewandten Weidener, war es offenbar undenkbar, dass seine einst streitbare Gattin nur schmückendes Beiwerk darstellte. Sie würde sich also nicht nur auf dem Parkett des Festsaales sondern auch auf dem Turnierplatz beweisen müssen. Zunächst aber stand die Etiketteprobe an.

An der Hand ihres Gatten betrat sie den Festsaal. Ihr Blick schweifte durch die langen Tischreihen. Sie suchte bekannte Gesichter. Nichts war schwerer zu ertragen als den Abend an der Seite eines Langweilers verbringen zu müssen.

Auch Firian merkte man an das er sich in seinem Gewand zur Zeit nicht vollständig wohl fühlte. Es war sicherlich für den ein oder anderen Adeligen mehr, besonders die aus dem reichen Süden, recht einfach gehalten. Es bestand mehr aus Leder als aus edlen Stoffen wie Samt oder Brokat. Auch war es weniger wallend und unpraktisch geschnitten. Ja es würde sicherlich einige geben, die sagten er würde ein zwar sehr edles aber doch ein Gewand tragen was man eher bei einer Jagd mit der Kaiserin tragen sollte als bei einem Bankett mit ihr.

An Schmuck trug Firian lediglich den Bergkristallanhänger mit dem Zeichen Firuns um den Hals und dazu an jeder Hand jeweils einen schweren Silberring. Der eine war ein Siegelring mit dem Böcklinwappen. Der andere trug das Wappen seiner Baronie. Einige wenige wussten, dass es ein Geschenk von Goldo Paligan an Firian war. Warum dieser dem Weidener Baron dieses Geschenk gemacht hatte wusste dagegen so gut wie niemand.

Auch Firian sah sich zunächst etwas um.

"Magst du gleich zu Tisch oder vorher noch ein wenig umschauen ob befreundete Gesichter hier sind. Hauptsache wir müssen nicht mit dem Leufelser reden!"

Lächelnd blickte Adaque ihren Gatten an. „Nun, ich wäre dir dankbar, wenn wir das vermeiden könnten.“

Mit einem Blick auf die gedeckte Tafel fragte sich Adaque ob sie in diesem Mieder überhaupt einen Bissen herunterbringen würde. Stehen war deutlich angenehmer als sitzen.

„Ich bin dafür, dass wir uns unser Abendmahl erst einmal verdienen und zumindest diejenigen begrüßen, den wir es schuldig sind. Was meinst du?“

"Guter Vorschlag. Dann lass uns erst die Pflicht tun und kurz unseren Knicks bei der Kaiserin machen. Da hinten habe ich gerade den Blauenburger gesehen. Schaun wir doch mal ob wir uns zu dem gesellen können." ie Baronin nickte. „Dann lass uns mal der Kaiserin aufwarten und uns dann ein paar angenehme Tischnachbarn suchen.“

Firian führte Adaque also zunächst einmal vor die Kaiserin. "Seine Hochgeboren, Baron Firian Böcklin von Buchsbart zu Schneehag, mit seiner hohen Gemahlin Adaque von Mersingen mittleres Haus!"

Nur wenig vor ihnen war der Baron von Wolfenbinge an der Reihe gewesen. Dieser hatte natürlich sowohl bei dem umstehenden Lakaien als auch bei der Kaiserin seinen Eindruck hinterlassen.

Als Firian und Adaque schließlich vor der Kaiserin ankamen nickte sie der Ehrerbietung der beiden nur kurz zu und schenkte den Worten der Beiden nur ein kurzes, knappes Lächeln.

Als sie ein paar Schritte weitergegangen waren raunte Firian seiner Frau ins Ohr

"Ob es nun gut oder schlecht ist das die Kaiserin noch nicht recht weiß für was für stehen kann ich noch nicht so wirklich sagen. Mal sehen wie lange das noch so bleibt!"

Anschließend nahm auch er die Suche nach angenehmen Gesprächspartnern auf. Viele Gesichter waren ihm unbekannt. Von den bekannten Gesichtern gab es welche wie das des Blauenburgers. Dieser war jedoch umringt von einer ordentlichen Menge an Adeligen so das dieser schon ebenfalls ein Stück auf Firian und Adaque zukommen musste damit ein Gespräch möglich war.

Bei den bekannten Gesichtern gab es aber auch die, denen Firian sich von sich aus nicht näheren wollte. Mehr als einen kurzem Blick und einem knappest möglichen Gruß der gerade noch oberhalb einer beleidigenden Nichtbeachtung lag, gewährte er zum Beispiel Walthari von Leufels vorerst nicht.

Mal sehen vielleicht würde sich ja auch ein Gespräch mit einem unbekannten Gesprächspartner ergeben....



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Texte der Hauptreihe:
1. Pra 1041 BF zur abendlichen Phexstunde
Die Pflicht ruft
Nolor und Ruada auf dem Bankett


Kapitel 69

Ugdalf von Löwenhaupt-Hauberach und Herzog Hagrobald
Autor: (Tobias K., Sabine Z.)