Geschichten:Greifendämmerung - Ein Drittel Unglück

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»Ehrwürden, diese Figuren aus Bospranjenholz stellen die alveranischen Begleiter des Götterfürsten dar: Urischar und Schelachar, die Greifen Garafans, Ucuri sowie die hohen Drachen Darador und Branibor. Ich habe sie alle selbst gefertigt in den vergangenen acht Wochen, habe sie im Heiligtum von Väterchen Ingerimm geschnitzt im Schein meiner eigenen, geheiligten Laterne und habe mein ganzes Können und meine karmatische Energie hineingelegt, um sie Euch darzureichen als Opfer.« Alrik von Scheupelburg nickte zufrieden. Genau so würde er dem Custos Lumini des Luringer Praios-Tempels gegenübertreten. Bei Morgenaufgang - lange würde es nicht mehr dauern.

Alrik, Geweihter des Ingerimm aus Spinnried und weithin bekannter Meisterschnitzer, hatte seine kleine Ansprache mitten auf dem Luringer Marktplatz geübt, mit Blick zum Horizont, der sich im Osten leicht zu erhellen begann. Er hatte nicht laut gesprochen, aber er war gehört worden. Drei Gestalten, die im Schatten des Zwingers angehalten hatten, als sie den vierschrötigen geweihten hatten kommen hören, stießen sich jetzt mit den Ellenbogen an. Sie setzten sich in Bewegung und schnitten ihm den Weg zum Sankt-Quelbans-Tempel ab.

»He, Meister, wartet mal«, rief der Erste den Geweihten an. »Zeigt mal Eure Figuren.«

»Ja, zeigt die mal«, sagte der Zweite, als er herangekommen war. Er zeigt auf die große, kastenförmige Umhängetasche, deren Seiten man so herunterklappn konnte, dass die Tasche zur ledernen Decke werden konnte.

Der Dritte kam heran. »Onkel Alrik?«

Der Angesprochene wandte sich dem Mann zu: »Rondger! Schön dich zu sehen. So früh schon auf?«

Die drei lachten. »Noch, Onkel. Noch. Wir … hatten Dienst.«

»Ach so. ich muss dann mal. Die Sonne geht bald auf.«

»Nicht so schnell«, sagte der Zweite mit befehlender Stimme. Zeigt doch erst einmal die heiligen Figürchen.«

Alrik entzog sich der zugreifenden Hand und schaute seinen Neffen an: »Rondger, ich muss mich beeilen. Wir haben beschlossen, Praios ein Opfer darzubringen, um der Seele der armen kleinen Jermorane willen.«

»Wieso?«, wollte der Erste wissen.

Rondger antwortete: »Meine Base hat Drillinge bekommen. Die Amme und die Tanten haben alles versucht, um die Geburt hinauszuzögern, damit die Geburt des Kindes - da dachten alle noch, es käme nur eins - nicht während der Namenlosen Tage stattfände. Tja, aber Kinder sind, wie sie sind. Jermorane kam zu früh. Auf ihre beiden Schwestern hingegen lacht die Neujahrssonne des ersten Praios.«

»Faszinierend. Meister, darüber muss ich mehr hören«, sagte der Zweite und ergriff nun doch den Arm Alriks.

»Nicht, ich muss die Opfergabe bei Sonnenaufgang Seiner Ehrwürden Sharban übergeben. Jermorane ist doch die Erbin! Ihre ältere Schwester ist magisch begabt und sie selbst am fünften Namenlosen geboren. Meine Schwägerin - deine Mutter, Rondger! - hat es in ihren Todesvisionen genau gesehen: Welch Unglück!«

»Pah, Unglück! Das ist reine Ansichtssache. Jetzt komm mit«