Geschichten:Falk von Wegfeld

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Burg Leihenbutt, 7. Efferd 1044 BF:

Es war einer dieser Empfänge, der wohl eher eine Randnotiz gewesen wäre. Baron Haldan von Rallersgrund zu Rallerspfort hatte sich angeschickt, um mit einer kleinen Delegation Baron Hernulf-Answin von Hirschfurten zu Leihenbutt seine Aufwartung zu machen. So ein Treffen zwischen Baronen, besonders wenn sie Nachbarn waren, war keine Seltenheit und gestaltete sich eher eintönig. Doch es war die Zeit der großen garetischen Fehde – alles war anders.

Baron Hernulf-Answin hatte sich am linken Kopfende der Festtafel niedergelassen. Seine Gemahlin ließ er knapp mit dem Verweis auf ihre Gesundheit entschuldigen. Baron Haldan lächelte nickend, wohl wissend, dass die Gemahlin des Leihenbutter Barons schon länger nicht mehr auf Burg Leihenbutt verweilte, sondern es vorzog in der barönlichen Residenz in der Stadt Leihenbutt zu residieren. Die Entfremdung der Eheleute hatte sich bereits bis nach Rallerspfort rum gesprochen. Rechter Hand des Hirschfurters saßen seine Vertrauten, der Rechtsgelehrter Sibelian Mallorn, der Kämmerer Zoltan Bodiak und die Peraine-Geweihte Yalinda von Lichtenhayn-Zweifelfels. Am rechten Kopfende und somit dem Leihenbutter Baron direkt gegenüber saß Baron Haldan von Rallersgrund. Rechter Hand des Rallersgrunders hatten sein Bruder Rahjan von Rallersgrund und die beiden Ritter Aromir von Trutzen, sowie Erlan von Lichtenhayn. Da beide Delegationen durch die Lichtenhayner familiär verbunden waren, hatte die Vorbereitung dieses Empfangs ausgesprochen erleichtert.

So parlierten die Herrschaften über vielerlei und umkreisten dabei erstmal die eigentlichen Themen des Zusammentreffens. Was wohl der eine von dem anderen begehrte? Wollte Baron Haldan mehr Einfluss für das Handelshaus seiner Familie? Oder gar offene Kredite einfordern? Oder aber eine sichere Flanke zur Grafschaft Waldstein? Und Baron Hernulf-Answin? Welche Interessen möchte er in Rallerspfort verfolgen? Hatte es gar mit der Gemahlin von Nimmgalf von Hirschfurten zu tun, die im ersten Fehdejahr zur Junkerin in Rallerspfort geworden war und deren Lande die Baronsburg gar umschlossen. Fragen, die an dem Tage unbeantwortet bleiben sollten.

Während also Mundschenkin Elftraud von Krolock guten Perricumer Roten kredenzte und die Diener Rehrücken auftischten, tauschten die Herrschaften, zuweilen recht lebhaft, ihre Meinungen zu diesen oder jenen Thema aus. So bemerkten sie auch erst im letzten Augenblick, als über die Balustrade unterhalb der Decke des Festsaals eine Person runter fiel und bäuchlings auf dem so appetitlich hergerichteten Rehrücken zum Liegen kam. Mundschenkin Elftraut stieß einen schrillen Schrei aus, denn die Person, die sich nun etwas ungelenk auf dem Rehrücken trappiert hatte, war niemand geringeres als ihr Vater, der Hofherold Falk von Wegfeld – und in seinem Rücken steckte ein Messer. Ja, groß war die Aufregung, als alle Anwesenden – bis auf die Peraine-Geweihte - aufsprangen und nach ihren Waffen griffen. Besagte Geweihte konnte derweil nur noch den Tod des Herolds feststellen und kümmerte sich dann anschließend um die vollkommen derangiert wirkende Mundschenkin. Während dessen war Trautmann von Wegfeld mit den Leihenbutter Gardisten in den Festsaal gestürmt. So waren es die beiden Lichtenhayner – die Leihenbutter Hofgeweihte und der Rallerspforter Hausritter – die die Gemüter zu beruhigen vermochten. Doch an einer Fortführungen der Verhandlungen war zu dieser Stunde nicht mehr zu denken.

Hoch empor und tief gefallen. So schloss sich ein weiteres Kapitel im ewigen Buch der Toten.