Geschichten:Thornia von Hasenwaldeck

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Burg Waldtreuffelingen, 3. Efferd 1044 BF:

Ganz in Schwarz, im Trauergewand, stand die Alt-Junkerin Thornia von Hasenwaldeck auf dem steinernen Balkon des Haupthauses der Burg Waldtreuffelingen und blickte über den Großen Fluss hinweg. Am gegenüberliegenden Ufer lag der Kosch. Acht Götterläufe was es nun her, dass ihr geliebter Gemahl, Gumbrecht von Waldtreuffelingen, beim Waldsteiner Grafenturnier im Finale des Schwertkampfes von Wulf von Streitzig getötet wurde. Einfach so, um dem Niederadel zu zeigen, wo sein Platz war. Welch Stich in das Herz, der bis dahin lebenslustigen Frau. Nie hatte sie sich von diesem Verlust erholt. Etwas war mit ihr an eben jenen Tage gestorben. Ausgerechnet ein Streitzig, ausgerechnet Baron Wulf. Die Hasenwaldecks waren seit Generationen mit den Streitzigs verfeindet. Es hätte nicht schlimmer kommen können.

So verging auf Burg Waldtreuffelingen auch kein Tag, an dem Thornia nicht ihre Galle über die Streitzigs ausspie. Auch der überraschende Tod von Baron Wulf konnte ihrer geschundenen Seele keinen Frieden schenken. Nun war es Seneschall Coswin von Streitzig, dem ihr ganzer Hass galt. Im ebenso viel Inbrunst versuchte Thornia ihren Sohn Ulmenfried, der ihren Gemahl als Junker von Waldtreffelingen und königlicher Flussvogt nachfolgte, zum Handeln zu bewegen – gegen das Haus Streitzig natürlich. Doch die Waldtreuffelingens waren schon seit je her eher träge und behäbig. Politisches Lavieren war ihre Sache nicht. So sehr auch Ulmenfried der Tod seines Vaters schmerzte, so war er nicht bereit dafür eine Fehde mit dem Haus Streitzig von Zaun zu brechen. Also musste Thornia die Sache selber in die Hand nehmen. Durch ihre Schwester Giselda, die über die gräflichen Güter in der Reichsstadt Hirschfurt vogtete, ließ sie über die letzten Götterläufe Informationen über das jüngere Haus Streitzig im allgemeinen, und Wulf und Coswin von Streitzig im Besonderen, sammeln. Nun, acht Götterläufe nach dem Tod ihres Gemahls war es so weit. Thornia wandte ihren in die Ferne schweifenden Blick ab und fokussierte eine ledernes Mäppchen voller Dokumente, das sie fest umschlossen bei sich trug. Es war Zeit.

„Und du willst wirklich nicht, dass ich dich mit dem Flusssegler zum Serrinstein bringe?“ Ulmenfried blickte seine Mutter fast flehentlich an.

„Ach Pappalapapp, ich nehme die Kutsche. Ich werde auf dem Weg noch in Weißenstein meiner Mutter einen Besuch abstatten.“

„Was willst du denn überhaupt auf dem Serrinstein?“

„Eine Unterredung mit der Kronvögtin führen. Die Falkenwinder mögen die Streitzig auch nicht mehr so besonders, seit sich dieser Seneschall so aufführt. Es gibt einiges zu besprechen!“

„Du hast seit acht Götterläufen die Burg nicht mehr verlassen, seit … also seit mein Vater … ich meine … .“ Ulmenfried stockte.

„Mein Junge, es gibt Dinge, die ich tun muss!“

So verabschiedete sich Thornia von ihrem Sohn Ulmenfried, ihrer Tochter Rohrgerda und ihrem Enkel Gneisbald. Keiner der Anwesenden konnte ahnen, dass es kein Wiedersehen mehr geben würde. Denn nach dem Besuch Thornias bei ihrer Mutter im Weißensteiner Praios-Tempel, brach die Kutsche mit der Witwe zwar in Weißenstein auf, doch kam sie nie auf der Kronfeste Serrinstein an. Die Leute sagen, die Elfen aus den Serrinmarschen hätten sie geholt.

So schloss sich ein weiteres Kapitel im ewigen Buch der Toten.


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Autor: Bega