Geschichten:Des Fuchsens Land - Ein alter Fuchs und Tunichtgut

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'Speichelleckerin...

Lustknäblein...

Grünschnabel...

Träumerich...

Neuankömmling...

Opportunistin...

Heuchler...

Ritterchen...

Möchtegern...

Prinzenliebchen...

Wendehals...

Mitläuferin...

und...

allenfalls Halbgetreue.'

Selo wandelte durch die Reihen der vielen Frischlinge bzw. Welpen im Rudel, zeigte abwechselnd mit dem rechten und dem linken Zeigefinger auf sie und gab ihnen im Gedanken Spitznamen und Zuschreibungen. Einige Blicke deuteten aber auch an, das nicht jede dieser unliebvollen und spöttischen Bezeichnungen ausschließlich in seinem Kopf vor sich gegangen waren.

Viele neue Gesichter hatten sich dem Glanz des Rudels angeschlossen, jetzt wo es chic und populär war. Er kichertlachte in sich hinein, wie berechenbar und durchschaubar sie doch alle waren. Er aber gehörte hier zu den alten Rüden und Fähen der ersten Stunde, die mit Sigman vom Altar Korgonds losgezogen waren. Deshalb konnte er sich auch solche Dinge hier leisten. Das mussten die ach so ritterlichen Ritterinnen einfach schlucken. 'Willkommen im Rudel, ihr kleinen Großgeister, großen Kleingeister. Suhlt euch nur im Abglanz derer, die diesen Weg schon für euch gegangen sind.', dachtsprach Selo, während er einige der sich hier tummelnden in ihren Schmuckgewändern und -rüstungen beiläufig auf die Schultern tippte, so dass sie sich dem Nichts zu wandten, als er schon längst an ihnen vorbei war.

'Wer zu spät kommt...' Fröhlich wandelnd strebte er dem Platz zu, den sich hier viele wünschten, ganz nah beim Prinzen, zumindest nahe genug um ihm seid Jahren ein stetes Flüstern zu sein. Je älter Prinz Sigman wurde, desto mehr erinnerte er ihn an dessen Vater Alarich. Weit aus hübscher anzusehen und auch tatsächlich tugendhafter und glanzvoller als es der Vater jemals sein konnte, aber letztlich, war dieser goldenen Frucht der verdorbene Kern deutlich anzusehen. Selo lächelte, als er dem Fuchsprinzen immer näher kam und ihm singend in dessen Ohr flüsterte: "Seht nur mein Prinz, wie sie euch lieben – für das was ihr verkörpert. So eine prachtvolle Blüte unter all den Dornen und Gestrüppen. Der Garten Groß-Garetien erfreut sich endlich wieder der Pracht einer Blume namens Tugend und Anstand."

Selo kicherte selbst ob seiner Schmalzigkeit und meinte aufgrund dessen auch ein Schmunzeln in des Prinzen Mundwinkeln zu erkennen. Wenn er lächelte, sah er seinem Vater noch ähnlicher, doch Alarich würde alsbald nichts mehr zu Lachen haben. Ein wohliges Gefühl machte sich in Selo breit, Alarich, was du konntest, kann ich schon lange. Eine Krone für einen Narr – die Krönung meines Schauspiels steht bevor.

"Was sagtet Ihr, Euer Hochgeboren Selo?", fragte der Prinz leise und leicht nach hinten gewandt. Selo fühlte sich ertappt.