Geschichten:Das Blut der Alten - Der Schwur von Perainsweil

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Dorf Perainsweil, 30. Rahja 1043 BF:

Am frühen Abend des letzten Tages des Rahjamondes trafen drei Reiter in dem Dorf Perainsweil ein. Der Standhafte aus dem Osten, der Wehrhafte aus dem Süden und der Unstete aus dem Norden. Alles drei stiegen ab und schritten erhaben auf einen uralten, stark verwitterten Brunnen zu, der eine wahrscheinlich weibliche Person darstellte, die eine Amphore hielt. Der Legende nach, floss aus dieser bei Dürrezeiten fruchtbar-schlammiges Wasser und nährte so Mensch und Tier. Dieser Ort war den Menschen, allen voran den Nebachoten, heilig.

Als Erster trat mit festem Schritt Remus von Brendiltal an den Brunnen heran. Die Stimme des Junkers von Perainsweil war klar und ohne Schnörkel.

Marascha, meine Brüder. Ich heiße euch auf meinem Land willkommen! Viele Ernten hat uns Mutter Peraine geschenkt seit unserer letzten Zusammenkunft.“

Als Zweiter trat Turhan von Turatal an den Brunnen heran. Unbändiger Wille lag in der Stimme des Junkers von Ebengard.

„Stürmische Zeiten haben uns hierher zusammengeführt. Wie ausgedorrtes Land nach der freudespendenden Wonne Rayas dürstet, dürstet uns nach Gewissheit.“

Als dritter trat Baram von Pfiffenstock an den Brunnen heran. Zögernd erhob der Junker von Lichtenwald seine Stimme.

„Meine Brüder, stimmt es, was der Chor der Stimmen uns zuruft? Ist der Sonnenbaron ohne Erben, bei der jungen Tsa?“

„Die Blutlinie des Martok ist nicht versiegt, meine Brüder! Der Ban'bani des Marben lebt. Mein Wort darauf!“, entgegnete Remus.

„Doch ist es die Gewissheit, die uns fehlt“, gab Turhan zu bedenken.

„Woher sollen wir, die edlen Sharu'ben des Sonnenbarons, diese Gewissheit nehmen?“, gab Baram zu bedenken. „Viele Geier umkreisen das Tal der Pferde und fremde Herren gebieten über das Land der Pferdeherren.“

„Die Besinnung auf uns selbst und unsere Stärke war stets unsere Tugend, meine Brüder!“, mahnte Remus. „Es ist nicht an uns ein Urteil über sie zu fällen.“

„Die Südwinde tragen Fäulnis in unsere Gefilde. Die Zeit ist gekommen ein weiteres Mal für unseren Bahr Shir'em einzustehen und seinen Namen mit schwingenden Säbeln und donnernden Hufen in die Lande zu tragen.“ Turhan ballte seine rechte Hand zu einer Faust. „Yar'Amhah, für Martok und sein Blut!“

„Womöglich ist es an der Zeit zu handeln.“ Abwägende Unverbindlichkeit lag in der Stimme Barams.

„Meine Brüder, lasst uns nach Besh hassal Ammay shar reiten und unseren Platz an der Seite des Pferdethrones einfordern. Die Stimmen, die für unseren Marben sprechen müssen uns erhören. Auch die raulsche S'aratan'a kann sich dem Rat'Kahal Sharu'ben nicht widersetzen.“

„So sei es und so wollen wir es schwören!“ Turhan reckt seine rechte Faust in die Höhe. „Für unseren Marben Martok und seine Tar'dshin!“

Nach dem Schwur von Perainsweil stiegen die drei nebachotischen Junker auf ihre Pferde und ritten Richtung Beschelshall. Auch die nahenden namenlosen Tage konnten sie nicht davon abhalten.


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Kleines nebachotisches Glossar:

  • Marascha = Begrüßung (Komme und gehe in Frieden)
  • Ban'bani = Enkel
  • Marben = Baron
  • Sharu'ben = Junker
  • Bahr Shir'em= Ehrentitel des Barons von Herdentor (wörtlich: Herr der Hengste)
  • Yar'Amhah = Ehre
  • S'aratan'a = Vögtin
  • Rat'Kahal Sharu'ben = Rat der Junker (traditionelle Versammlung)
  • Tar'dshin = Blutline