Heroldartikel:Die Errettung längst vergessener Seelen – Ein Augenzeugenbericht seiner Hochgeboren Erlan von Zankenblatt

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niedergeschrieben durch den Schreiber des Barons, Travian aus Syrrenholt

Hartsteen, Efferd 1028 BF

Noch aufgewühlt in Geist und Gemüt, berichtete mir mein Herr von jenen unsagbar erschütternden Geschehnissen, welche sich im Efferdmonde im Hartsteener Lande zugetragen haben. Nun ist es meine Pflicht, eben jenes getreulichst zu scribieren und nach hochgeborener Weisung dem Garether Herold als Augenzeugenbericht einzureichen.

Man hatte sich in jenen Tagen zur Grablegung des ruhmreichen Ritters und Barons auf Hutt, Sighart von Hartsteen,

Sighart von Hartsteen

eingefunden. Bericht erstatten möchte ich jedoch mitnichten von jenem traurigen Anlasse, sondern von Geschehnissen, die sich bereits einige Stunden weiter in der Zeit zutragen sollten. Seine Hochgeborene Herrschaft warden unmittelbar nach dem Boronsdienst abgereist und verweilte am selbigen Abend zusammen mit etlichen Edelleut und Edelfrowen auf dem Wehrgut ‚Raulskrone‘, unweit der Stadt Hartsteen inmitten der so geheißenen Wildermark. Der Baron wollte so schnell als möglich diese Gegend verlassen, galt sie doch nach den Geschehnissen der jüngsten Zeit als verwaist und bar jedweden Rechts und Ordnung.

Zur nächtlichen Stunde gab es jedoch großes Geschrei im bis dahin so friedlichen Innenhof, und sogleich erblickte man mit Schrecken die arg zerschundene Gestalt des Marben Eslam han Bresh' a Danal, Baron zu Brendiltal. Jener ward in tolldreister Weise von gedungenen Söldnern angegriffen und seiner Weggefährten beraubt worden. Zornig hielt der Marben eine himmelblaue Armbinde in die Höhe, die er einem seiner Gegner entreißen konnte. Es ist wohl allgemein bekannt, dass diese Farbe als Flor der ruhmreichen Ritterbundes der Trollpfortensieger dient. Obschon der Baron zu Brendiltal als ungestüm allerorten bekannt ist, wurden seine vehementen Anschuldigungen wider den ruhmreichen und ehrenvollen Bund der Sieger an der Trollpforte mit Bestürzung aufgenommen und seitens der anwesenden Bundesbrüder heftigst dementiert. Doch von einem Abstandnehmen von dieser tolldreisten Behauptung wollte der stolze nebachotische Baron nichts wissen.

Gespannte Stimmung überschattete fortan den Abend. Dies wurde zudem noch durch die Anwesenheit eines sinistren Magus verstärkt. Jener, Bartholomäus mit Namen, ward nach eigener Aussage gesandt von ihrer liebreizenden Hochgeboren Comtessa Simiona da Marvinko, Baronsgemahlin zu Leihenbutt. Er habe eine private Nachricht an seine Hochgeboren Hilbert von Hartsteen. Dieser ward ob des Zwiegespräches nicht recht munter und es taten sich schließlich, nach mahnenden Worten der örtlichen Inquisitorin, die schwärzesten Abgründe auf, in denen jener Magus schließlich entkam. Wohl unsicher sind die Wege dieser Tage allerorten! Seine Hochgeboren von Zankenblatt versuchte daraufhin mit mancherlei Späßen und Moritaten seinen Bundesbruder aufzuheitern, doch dies war vergebens. So machte man sich auf, das jeweils zugewiesene Nachlager aufzusuchen.

Die Nacht brachte indes weitere erschreckende Ereignisse, zeigten sich doch Geisterwesen, die den anwesenden Reisenden ein Versprechen vor Boron abverlangten. Es galt, die Ruhe verstorbener Soldaten herbeizuführen und diese aus ihrem Dienst zu entlassen, der sie noch über den Tod hinaus gefesselt hielt. Am frühen Morgen fanden sich daraufhin verschiedenste Gruppen zusammen, die auszogen, die Wildermark zu bereisen, jede mit der steten Gemahnung vor Augen, ein borongefälliges Werk zu vollbringen. Denn, so hörte man allenthalben, der stille Gott habe selbstselbstens eine Vision gesandt, um die Recken aufzuschrecken und an ihre Pflichten dem alveranischen Pantheon gegenüber zu gemahnen.

Hochgeboren von Zankenblatt wollte sich diesem alveranischen Aufruf nicht verwehren und fand sich mit Herrschaften zusammen, die auf ausdrücklichen Wunsch seiner Hochgeborenen im folgenden wohlwollende Erwähnung finden sollen, als da wären die nivesiche Rondrageweihte Ärskaljami von Kylänjaks Stamm vom Orden der Schwerter zu Gareth, nebst der Korporalin vom Orden des heiligen Zorne Rondras Genyana Blaustein. Der Noionit Magister Rupo Felizian Siebenfeder gehörte ebenso zu der Gruppe wie Seine Hochgeboren Cordoran Baron von und zu Beldenhag.

So kam es also, dass sich eine bunt gemischte Schar aufmachte, gen Wehrheim zu ziehen, denn dorthin schickte sie die göttliche Vision. Man einigte sich recht bald darauf, dass man abseits der Wege reisen wolle und übergab das Kommando an die ortskundige Ritterin des Zornesordens.

Hochgeboren von Zankenblatt witterte dräuende Gefahren allenthalben. Daher verbarg er sich und seinen weithin leuchtenden Wappenrock wohlweislich unter einem unscheinbaren braunen Lodenumhang. Die Reise gen Wehrheim hätte beinahe drei Tage dauern sollen. Doch schon am ersten Tage zeigte sich, dass die Queste unter göttlichem Schutz stand, denn die Zeit nahm sonderbarerweise einen langsameren Fluss. Die Dämmerung wollte schier kein Ende nehmen, und die Reisenden konnten lange Zeit weiterreiten, ohne die geringste Müdigkeit zu verspüren. Während der nächtlichen Ruhe ward den Recken ein Wahrtraum gesandt, der besagte, dass es galt, einen ehemaligen Feldherrenhügel zu erreichen. Jener ist im Volksmunde geheißen der Wertlinger Blick, von dem dereinst das Robanbanner wehte und die Worte “Hüte Dich Hela, wir kommen!“ erschallte. So erreichte man nach nur einer einzigen Übernachtung bereits das verheerte Wehrheim. Ach und Weh, welch hehre Stadt erhob sich dereinst an den Ufern des Dergel. Doch für Wehklagen ward es nicht die rechte Zeit. So galt es nun unverzüglich das Mythraelsfeld zu durchqueren. Die Wallstatt ward indes zerpflügt von niederhöllischen Entitäten und nur widerstrebend gingen die Pferde bei Fuß. Doch das Ziel ward bald ersichtlich. Die kleine Gruppe sah sich derweil inmitten schemenhafter Soldaten wieder, Kompanie um Kompanie, die als Vision der vergangenen Schlacht erschienen. Auch diese zog es zum Feldherrenhügel. Die Schemen waren verschwommen. Sie zeichneten sich mal stärker mal schwächer ab, doch es spiegelte sich unübersehbar die unheilige Schlacht zu Wehrheim wider, die in den kommenden Stunden erneut durchlebt wurde, denn von Osten marschierten die dunklen Horden der Dämonenknechte heran. Auch deren Ziel galt dem Wertlinger Blick. Auf eben jenem Hügel erhob sich dereinst ein Gedenkschrein, der in Gedenken an einen Ahnen von Wertlingen errichtet wurde. Und in diesem Schreine galt es nunmehr eine der Bannerstangen zu finden, die als Feldzeichen den verblichenen Soldaten die Einkehr in Borons Hallen verwehrten. Doch die Zeichen des jüngsten Kampfes hatten auch hier ihre Spuren hinterlassen. Der Schrein war zerborsten. Doch die Reisenden im Zeichen des Herren Boron waren zugleich in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart gefangen. Somit strahlte der Schrein bisweilen in seiner ehemals heilen Pracht, nur um in wenigen Augenblicken wieder in jenen trostlosen Trümmerhaufen zurückzufinden. Doch inmitten dieser zwiefachen Realität, hin und her gerissen von den Visionen der sich nun ausweitenden Schlacht, galt es die Bannerstange zu finden und zu erlangen. Doch eben jene ward ebenfalls durch den dunklen Feind zum Ziele erkoren, so dass sich die wackeren Streiter alsbald einer gar grauslichen Albtraumkreatur erwehren mussten.

Jene maß wohl über zwei Schritt an Höhe und bestand in unmenschlicher und widernatürlicher Art aus den einzelnen Leiber und Gliedmaßen dutzender gefallener Soldaten. Es war ein widerwärtiger Leichengolem, welcher die Recken bedrängte. Seiner Hochgeboren Erlan von Zankenblatt jedoch oblag es, den argsten Schmerz erleiden zu müssen, trug jene unheilige Kreatur doch das Haupt des verschollenen Carolan Lucardus von Gorsingen, eben jenes treuen Junkers des Barons von Syrrenholt. Das Herz des schwer gebeutelten Barons verkrampfte sich und er brach zusammen. Womit hatte das sein treuer Junker und Bundesbruder verdient? Gleichzeitig tobte um die Gruppe herum die Schlacht von Wehrheim in immer realistischer werdenden Zügen, Geschoße flogen ihnen um die Ohren, zerstörten die Mauern des Tempels, bis sie sich schließlich zusammen mit den getreuen Soldaten des Reiches, die nun in Borons Hallen weilen, mit aller Macht gegen den anstürmenden Feind werfen mussten, um dem Baron von Beldenhag drinnen im Tempel die Zeit zu geben, die Bannerstange zu finden Besagte Wesenheit betrat den einstigen Feldherrenhügel und beanspruchte die Bannerstange als die ihre. Es wurden nur wenige Worte gewechselt – was sollte man auch mit einer Ausgeburt der Niederhöllen verhandeln? So kam es zu einem hitzigen Gefecht, das die anwesenden Recken mit vortrefflicher Klinge zu führen wussten. Doch, obschon rondrianischen Mutes, es gelang ihnen nicht, des Unwesens Herr zu werden. Baron Erlan von Zankenblatt kauerte noch immer mit gebrochenem Herzen am Boden. Obzwar er sah, dass es um ihre Sache schlecht bestellt war, konnte er lange Zeit nicht helfend eingreifen. Was sollte getan werden? Carolan war immer ein treuer und verlässlicher Vasall gewesen. Nun galt es, die Klinge gegen ihn zu erheben? Doch, das was sich dort auftürmte hatte nichts mehr gemein, mit dem einst so ehrenhaften Ritter und Gefolgsmann. Seine Hochgeboren sah, wie seine Gefährten gegen das Untier ankämpften, jedoch wurde eine Finte nach der Anderen abgeblockt. “Vielleicht kann man sie übertölpeln? Von Gorsingen war ja bei Lebenszeit auch mit einem eher schlichten Gemüt gesegnet,“ schoss es dem Baron zu Syrrenholt kurz durch den Kopf. In diesem Sinne gelang es dem unscheinbaren Baron aufspringend vom Boden sein Rapier inmitten des modernden Herzens zu stechen. Die Waffe drang tief in das verwesende Fleisch des Golems. Doch dieser strauchelte nicht. Erst, als Hochwürden Ärskaljami ihrerseits das Heft des noch immer steckenden Rapiers ergriff und sie mit der Macht der Herrin Rondra erfüllte, fiel der Untote in sich zusammen. Die Bannerstange ward darauf alsbald gefunden und geborgen, der Ritt zurück zum Wehrhof eine einzige Hetze.

Die übrigen Gäste, die ebenfalls erfolgreich Bannerstangen und altertümliche Feldzeichen herbeischaffen konnten, berichteten von heroischen Taten, deren Wiedergabe ein anderer Chronist vollführen möge. Als Schreiber zu Syrrenholt verbleibe ich im Auftrage meines Herrn. Es galt nunmehr, in einer liturgischen Feier, die ruhelosen Seelen ihres Eides zu entbinden. Dazu wurden alle Feldzeichen in Form eines großen Boronsrades angeordnet. In das ehrfurchtsvolle Schweigen hinein erneuerte jeweils ein tapferer Recke den alten Schwur des Banners und entband so die Seelen von ihrer Pflicht. Sodann erschien ein Sendbote des schweigenden Gottes selbst und verlas die Namen derer, die dereinst aus dem Buch der Lebenden ausgetragen, aber bislang noch nicht in das Buch der Toten eingetragen waren. Geisterhaft erschienen die Genannten, gezeichnet von den Wunden der vergangenen Schlacht und schritten an den versammelten Gästen vorbei, die ihnen stumm mit rondrianischem Gruß die ihnen zustehende Ehre entboten. Schließlich verschwanden die Geister der Toten in den Nebeln und die Seelen konnten nunmehr den Weg über das Nirgendmeer finden und damit eingehen in Rondras Hallen. Heil den tapferen Streitern des Reiches! Heil und Gloria! Über den Verbleib der Bannerstangen entbrannte nach Vollendung der Liturgie ein heftiger Disput, angeführt seitens seiner Hochgeboren von Mühlingen, der diese machtvollen Artefakte zur Unterstützung seiner Schwadronen beanspruchte im Dienste des Reiches. Doch ein Schiedsspruch lautete anders.

Zum Abschluss dieses Berichtes sei darauf verwiesen, dass es sich seine Hochgeboren von Zankenblatt nicht hat nehmen lassen, die immer noch im Raume stehende Anschuldigung an die ruhmreiche Bruderschaft derTrollpfortensieger anzusprechen und Abbitte vom Baron von Brendiltal zu fordern. Es hatte sich gezeigt, dass besagte Anschuldigungen jeglicher Grundlage entbehrten. Der Baron zu Brendiltal zeigte wenig Einsehen, obschon sein Kommentar hierzu viel sagend war: “ Entschuldigungen ist nur etwas für die Schwachen.“

So hat es sich zugetragen in den Landen, die da geheißen werden die Wildermark. Seine Hochgeboren belieben abschließend zu vermerken, dass seine Hochgeboren mitnichten fortan unter einem Leibgrimm zu leiden habe. Jenes Schmerzen innerhalb seiner hochgeborenen Brust, dass sich verständlicherweise nach solcherart abenteuerlichen Ereignissen seiner bemächtigt habe, sei - Peraine sei’s gedankt – verheilt.