Geschichten:Verschollen in Al'Anfa - Goldfisch an der Angel

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Stadt Erlenstamm zu vorgerückter Stunde

„Also, was ist das denn jetzt für ein Auftrag?“ fragte der hochgewachsene Anführer Elgor. Die Gruppe war kurzerhand in den Stall hinter der Schenke gegangen, um vor neugierigen Augen und Ohren besser geschützt zu sein. Irnfrede, die sich den Leuten als Kunigunde Seilmacher ausgegeben hatte, war nicht ganz wohl bei der Sache, aber in ihrer Verzweiflung war sie bereit auch größere Risiken einzugehen.

„Ich möchte, dass ihr mir helft, einen verschwundenen Rittersmann zu suchen.“

Die Söldner blickten sich kurz an und verzogen ein wenig die Gesichter.

„Einen Ritter?“ fragte Alrike. „Was hast du denn mit einem Ritter zu schaffen?“

Irnfrede wurde nervös. „Ich… nun ja… er hat etwas von mir, was ich unbedingt wiederhaben möchte. Deswegen müssen wir ihn suchen“, log sie.

Alrike grinste: „Lass mich mal raten: er hat dir dein Herz gestohlen?“

Irnfrede wurde knallrot. „Was? Neinnein.. er… schuldet mir noch etwas Geld… wisst ihr?“

Elgor verschränkte die Arme, die anderen Söldner grinsten hämisch.

„Geld. Soso. Wieviel würdest du uns denn für unsere Hilfe bezahlen?“ Irnfrede starrte ihn mit offenem Mund an. Darüber hatte sie sich noch überhaupt keine Gedanken gemacht.

„Ehm… wie wäre es mit… 3 Silbertalern pro Tag?“

Elgors Mine verfinsterte sich. „Für jeden?“

„Ja… natürlich!“

„Und wenn die Suche länger dauert? Hast du überhaupt so viel Geld?“ wollte Firutin wissen.

„Ich? Jaja, ich habe etwas gespart…“

„Musst ja ganz schön viel Kohle verdienen für eine einfache Bedienstete… oder was bist du?“ bemerkte Alrike. Bevor Irnfrede noch etwas entgegnen konnte, packte Elgor sie am Handgelenk.

„Au, lass mich sofort los!“ protestierte sie.

„Seht Euch doch mal diese Hände an!“ rief Elgor. „Die Kleine hat noch nie in ihrem Leben gearbeitet.“

Dann riss er ihre Kapuze nach hinten und griff ihr ins Haar. „Hmmmm, wie das duftet! Die badet anscheinend auch jeden Tag. Leute ich glaube, wir haben hier einen kleinen Goldfisch an der Angel“, grinste er triumphierend.

„Du irrst dich!“ rief Irnfrede entsetzt. „Ich bin nur eine einfache Zofe… wollt ihr mein Geld? Könnt ihr haben, aber bitte lasst mich laufen. Niemand wird hiervon irgendwas erfahren, versprochen!“

Die Söldner lachten dreckig. Der Anführer zog einen Dolch aus einer Beinscheide und hielt ihn Irnfrede an die Kehle.

„Du verrätst uns jetzt sofort deinen richtigen Namen, ansonsten muss ich dir leider das hübsche Hälslein durchschneiden, das wäre doch ein Jammer!“

Irnfrede war verzweifelt und hatte große Angst. Wie sehr sehnte sie sich jetzt Geromel herbei, der würde mit den Schurken kurzen Prozess machen, so wie damals in Vierok. Aber dieses mal war sie alleine. Niemand würde ihr hier zu Hilfe kommen.

„Irn… Irnfrede“, sagte sie leise.

Die Söldner wurden hellhörig. „Und weiter?“

„Irnfrede von Luring-Hirschfurten. Ich bin die Base des hiesigen Barons Ludolf von Hirschfurten, die Tochter von Baron Nimmgalf von Hirschfurten und die Nichte von Graf Drego von Luring.

Für einen Moment herrschte Stille.

„Habt ihr das gehört?“ jubelte Elgor schließlich. „Die Kleine ist ja mit Gold kaum aufzuwiegen. Die wird uns ein Lösegeld einbringen, soviel verdienen wir in 20 Jahren nicht!“

Alrike war etwas skeptisch: „Elgor, das wird großen Ärger geben! Wenn sie die Wahrheit sagt…dann sollten wir vielleicht besser die Finger von ihr lassen!“ Elgor schüttelte energisch den Kopf. „Ich sage Euch, wir fordern das Lösegeld vom Hirschfurten. Und dann nochmal dasselbe vom Luring. Wir hätten für alle Zeiten ausgesorgt.“

Plötzlich blickte er Irnfrede lüstern an. „Alleine die Vorstellung macht mich so dermaßen scharf…“, dann zwang er sie zu Boden und faste er ihr unter den Rock! Irnfrede schrie laut auf.

„Halts Maul!“ brüllte Elgor, und schlug ihr mit dem Dolchknauf ins Gesicht, was eine kleine blutige Schramme an ihrer Stirn hinterließ. Irnfrede wimmerte.

„Elgor, lass den Scheiß!“ rief Alrike. Doch der entgegnete: „Diese Gelegenheit lass ich mir doch nicht entgehen. So eine wie die bekomme ich doch nie wieder!“

„Mein Vater wird dir bei lebendigem Leibe die Haut abziehen, du dreckiges Schwein!“ schrie Irnfrede ihn in einem Anflug von Heldenmut an.

Doch der Söldner ließ sich nicht beirren. „Dazu müsste er mich ja erst mal in die Finger kriegen“, grinste er. „Hagen, Firutin, ihr steht so lange Schmiere. Wenn ich fertig bin, könnt ihr auch noch mal.“

Irnfrede schrie erneut laut auf, doch Elgor hielt ihr gewaltsam den Mund zu. Dann zwang er ihre Beine auseinander. Irnfrede wehrte sich, so sehr sie konnte, aber der Mann war viel stärker als sie.

Da rief Alrike: „Vorsicht! Magie!“

Eine weiße Lichtkugel schwebte heran, und zog die Aufmerksamkeit der Söldner auf sich. Elgor hielt inne. „Verdammt, was soll…“

Im nächsten Moment explodierte die Kugel in einem grellen Lichtblitz. Die vier Söldlinge waren für einen Moment geblendet.

„Aaaargh, meine Augen! Das ist ein Angriff!“ schrie Alrike, und zog ihren Säbel aus einer Rückenscheide. Auch die beiden anderen griffen zu den Waffen.

Plötzlich waren mehrere Zischgeräusche von kleinen metallischen Wurfsternen zu vernehmen. Hagen und Firutin gingen gurgelnd zu Boden. Blut sprudelte aus mehreren Wunden. Alrike warf sich in Deckung. Elgor ließ von Irnfrede ab und erhob sich, den Dolch zur Abwehr bereit, doch auch er war noch geblendet: „Was geht hier…“

Mit einem lauten Knacken bohrte sich ein Pfeil durch seinen Schädel und trat auf der anderen Seite wieder aus. Er machte noch einen Schritt vorwärts, dann brach er in die Knie und fiel tot zu Boden. Alrike sah schemenhaft eine hünenhafte Gestalt auf sich zukommen. Sie rappelte sich auf und machte sich kampfbereit, war aber deutlich im Nachteil. „Warte, ich…“

Doch bevor sie ausreden konnte, fuhr eine riesige Streitaxt nieder und spaltete der Söldnerin den Schädel, so dass die Gehirnmasse in alle Richtungen spritze. In kürzester Zeit hatten alle vier Söldlinge die Reise über das Nirgendmeer angetreten.