Geschichten:Ein neuer Marschall - Beratungen auf Burg Trollhammer

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Burg Trollhammer, Mitte Rahja 1035.

Nach der Rückkehr aus Albernia hatte Baron Nimmgalf von Hirschfurten noch einiges aufzuarbeiten. In den nächsten Wochen wollte er sich der Aushebung der Reichsforster Truppen widmen. Dazu hatte er seine Junkerin und Adjutantin in militärischen Fragen Tsaiane von Talbach zu sich bestellt. Die beiden Herrschaften berieten nun im Salon der Burg. Da sie unter sich waren war der Tonfall etwas vertrauter als es in der Öffentlichkeit der Fall wäre.

„Willkommen zurück, Nimmgalf! Wie war die Reise?“

„Die Reise an sich war recht einprägsam, was allerdings im Wesentlichen an meiner Begleitung lag. Die Launen meiner Stieftochter schwankten regelmäßig zwischen „ich muss unbedingt die Wahl gewinnen und Fürstin werden“ bis zu „alles doof hier – ich will sofort wieder heim!“

Du kannst dir sicher denken, dass ich nicht allzu begeistert davon war, den Launen der jungen Dame mehrere Wochen lang ausgesetzt zu sein. Wenigstens hatte ich so die Gelegenheit, ausgiebig mit meiner langjährigen bekannten Lyn ni Niamad von Brendiltal zu sprechen, die mich auf der langen Reise begleitet hat.“

„Es ist schade, dass die Wahl des albernischen Prinzen letztlich nicht auf Irnfrede gefallen ist. So wird sie dir und Ederlinde noch eine Weile erhalten bleiben, bis sich ein geeigneter Ehegatte findet.“ Sie schmunzelte.

„Ja, aber das soll jetzt nicht das Thema sein. Wohlan, ich hörte bereits von Ederlinde von einigen Beschlüssen vom Kabinett zu Auenwacht, wohin ich dich ja als meine Vertreterin entsandt hatte. Jedoch hätte ich gerne mehr Details. Also?“

„Nun, dass der Staatsrat zurückgetreten ist, weißt du ja bereits, und seinen Nachfolger Horulf von Luring kennst Du ja.“

Nimmgalf nickte. „Mehr zum Heerbann, bitte.“

„Das Kabinett hat entschieden, dass die Grafschaft Reichsforst für den Groß-Garetischen Heerbann drei Regimenter stellen soll. Das ist deutlich mehr als die anderen Grafschaften zu stellen haben, denn außer der Kaisermark mit zweien haben die jeweils nur eines zu stellen. Der ursprüngliche Vorschlag sah anders aus, jedoch wurde durch das Verhandeln und Lavieren einiger dir wohlbekannter Adeliger die Sollzahlen stark nach unten geschraubt – außer für Reichsforst!“

„Pfff. Elende Schacherer und Aasgeier. Von Rittermut und Ehre keine Spur. Hier geht es um die Verteidigung unserer Heimat, und die kümmern sich in erster Linie um ihr eigenes Geldsäckel? Bloß nicht zu viel investieren, sollen die anderen doch die Drecksarbeit machen… Das widert mich einfach nur an!“ Nimmgalf war seine Verachtung gegenüber solcher Niedertracht ins Gesicht geschrieben. „Ich hoffe du hast denen gesagt, was du davon hältst, Tsaiane?“

„Ich habe es versucht, aber die waren viel zu sehr darauf bedacht zu schachern und zu feilschen, als dass meine warnenden Worte viel Gehör gefunden hätten.“

„Enttäuschend! Ich wünschte nur ich wäre dort gewesen, dann hätte ich diesen kleinkarierten Feilschern schon was erzählt. Aber sei es drum, wir müssen sehen, dass wir die drei Regimenter aufstellen, und zwar so schnell es geht.“

Tsaiane holte ein paar Pergamente aus einer verstärkten Ledertasche. „Hier habe ich die aktuellen Zahlen der letzten Truppeninspektion.

Nimmgalf las sich die Dokumente aufmerksam durch.

„Gut, demnach haben wir vier volle Schwadronen Gardereiterei hier in Samlor stationiert, davon etwa die Hälfte als berittene Schützen.“

„Im Übrigen bestens ausgebildet!“ warf Tsaiane ein.

Nimmgalf nickte „Sicher! Es sind schließlich Reichsforster. Des Weiteren haben wir also noch vier Schützenkompanien in Untergras…“

„Wovon sich die Armbrusterkompanie allerdings noch im Aufbau befindet.“

„Und in der Luringer Kaserne schließlich die Infanterie mit einem Bataillon Hellebardiere und eines mit Piken und Partisanen, also zusammen etwa 200 Mann. Das liest sich doch schon ganz gut für den Anfang.“

„Insgesamt haben wir bis Ende Praios ca. 12 Banner stehende Truppen in Reichsforst.“ Fasste es Tsaiane zusammen.

„Hm, das ist natürlich zu wenig um die geforderten drei Regimenter zu stellen. Wieviele Ritter samt Gefolge könnten wir denn noch mobilisieren?“

„Mit Einberufung des Grafenbanns würden sich wohl noch in etwa vier Schwadronen Ritter und leichte Reiterei rekrutieren lassen, dazu noch zwei Banner Krieger zu Fuß, die dem Grafen durch Lehnseid verpflichtet sind.“

Nimmgalf rechnete im Kopf: „Damit kämen wir schonmal auf 18 Banner. Den Rest müssten wir über die Landwehr aufstellen, das hieße so ein bis zwei Banner pro Baronie. Das wäre also durchaus machbar.“

„Sollten die Wehrsteuern es ermöglichen könnten wir auch kurzfristig noch Landsknechte anwerben“, schlug Tsaiane vor. „Söldner? Hm, das würde ich nur ungerne veranlassen, bzw. nur wenn es gar nicht anders gehen sollte.“

„War ja auch nur ein Vorschlag, der unsere Möglichkeiten auszeigen sollte.“

„Wie auch immer. Wir werden hier eine Armee aufstellen, die das Herz des Reiches seit der Dämonenschlacht nicht mehr gesehen hat. Der Boden wird unter den Hufen der schweren Streitrösser erzittern – der Sturmherrin zum Wohlgefallen.“ Die Worte des Barons zeugten vor Entschlossenheit und Tatendrang.

„Hast du dir schon überlegt, wer die Regimenter kommandieren soll?“

„Die Gardetruppen werde ich Odo von Luring-Mersingen überantworten. Er ist ein Soldat von echtem Schrot und Korn. Obschon wir in der Vergangenheit einige Differenzen hatten, könnte ich mir keinen besseren für diese Aufgabe vorstellen. Der junge Raulfried von Schwarztannen soll ihm assistieren. Für die Landwehr hatte ich Melina von Ehrenstein vorgesehen – meine Schwester im Bunde der Pfortenritter. Sie hat schon einiges an Erfahrung vorzuweisen und geht kein unnötiges Risiko ein.“

„Und den Ritterbann?“

„Nun, das wäre an sich meine Aufgabe, doch als Heermeister kann ich mich nicht nur einem einzelnen Regiment widmen. Das wird also jemand anders tun müssen.“

„Dann lass mich es anführen.“

Nimmgalf zögerte. „Glaub mir, Tsaiane, ich wüsste niemanden, der dafür besser geeignet wäre als du. Es ist nur…“

„Ja?“

„Eine solch gewichtige Position muss einfach jemand aus dem Hochadel besetzen. Daher werde ich wohl meinen alten Freund Erlan von Zankenblatt bitten dies zu übernehmen.“ Tsaiane ließ etwas enttäuscht den Blick sinken.

„Natürlich wirst Du als seine Stellvertreterin fungieren und wirst dafür sorgen, dass er nur „sinnvolle“ Befehle gibt, verstehst du was ich meine?“

„Schon klar. Ich soll dafür sorgen, dass er keinen Mist baut.“

Nimmgalf lächelte. „Ich weiß, dass ich mich da voll und ganz auf dich verlassen kann.“ Er wandte den Kopf nach hinten und zog die Luft ein. „Wohlan ich rieche schon den guten Bratengeruch aus der Küche, meine Mägde werden uns sicher gleich auftischen“, verkündete er erfreut. „Du isst doch mit, oder?“

Tsaiane nickte, war aber immer noch etwas nachdenklich. Nimmgalf ergänzte: „Oh, da fällt mir noch was ein: ich werde in Kürze gen Garteh aufbrechen, da ich beabsichtige in diesem Jahr seit längerem wieder mal am Kaiserturnier teilzunehmen. Mal schauen, ob es dieses Mal für den Sieg reicht.“

Tsaiane blickte auf: „Dann drücke ich dir aber die Daumen. Zeig ihnen aus welchem Holz die Reichsfoster Lanzen geschnitzt sind“, lächelte sie.

„Vielen Dank. Außerdem beabsichtige ich an der Hochzeitsfeier meines Vetters Helmar teilzunehmen, die in den ersten Praiostagen auf Pfalz Goldenstein stattfindet. Dass Du mich hier während meiner Abwesenheit in allen militärischen Belangen vertreten wirst, brauch ich ja nicht extra zu erwähnen.“

Tsaiane nickte. „Du kannst dich auf mich verlassen, Nimmgalf.“