Geschichten:Ein neuer Marschall - Schwertfest

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Dramatis personae:


Kaiserstadt Gareth, 15. Rondra 1036 BF, Schwertfest

Es war ein warmer Sommertag und zum Schwertfest, einem Feiertag der Göttin Rondra, hatte sich das Turniergelände mit etlichen Menschen gefüllt. Während sich das einfache Volk hinter den Absperrungen einfand um dem Spektakel beizuwohnen, und ihre Lieblinge anfeuerten, und diejenigen von Stand sich einen bequemen Platz auf der Tribüne suchten und sich unter einem Baldachin vor der heißen Sonne schützen konnten, kämpften die Turnierteilnehmer auf dem Feld der Ehre mit Schwertern oder Zweihändern, Streikolben, Äxten oder mit einem einfachen Stab; und viele von ihnen schwitzten unter ihren Rüstungen. Ein älterer Ritter hatte sogar einen Hitzschlag erlitten, so daß er von den Peraine-Geweihten vom Feld getragen werden mußte.

Auf der Tribüne befand sich auch eine junge Zofe, die sich eben bei einem älteren Mann erkundigte: "Woher weiß man, wer gewonnen hat?" Alda von Leuenwald wandte den Blick nicht von den Kämpfern ab.

"Der Turnierherold zählt die Treffer mit", gab ihr Kordian von Steinfels zur Antwort. "Und derjenige, der mehr hat, gewinnt."

"Aber verletzen sie sich nicht dabei?", fragte Alda besorgt.

"Aber nein", lachte Kordian. "Man kämpft mit stumpfen Waffen und die Rüstung schützt vor ernsthaften Verletzungen."

"Und wer, glaubt Ihr, wird das Turnier gewinnen?"

"Ich tippe auf Glaubert von Eschenrod. Hat sich in den Turnieren bisher immer sehr gut geschlagen."

"Ist das der, den man auch den Reitenden Berg nennt?"

"Genau das ist er", antwortete stattdessen der junge Ritter, der auf Aldas anderer Seite Platz genommen hatte. "Nur daß der Reitende Berg diesmal auf seine eigenen Füße angewiesen ist", spottete er.

Kordian blickte den Jüngeren böse an. "Ein bißchen mehr Respekt, Hernulf!"

In diesem Moment beendete der Turnierherold den aktuellen Kampf und rief: "Die Siegerin ist Jolantha von Zweifelfels mit zwei Treffer Vorsprung." Während die beiden Streiter sich vom Kampffeld begaben, kündigte der Herold die nächsten an: einen hiesiger Ritter der gegen einen jungen Mann mit Kriegerbrief antrat.

In diesem Moment gesellte sich eine Frau mit einer Augenklappe zu ihnen und Kordian blickte auf. „Ah, Frau Veriya. Ihr nehmt nicht an den Kämpfen teil?“ Die Angesprochene verneinte. „Nein, diese Ehre sollen sich andere geben“, erklärte sie. „Wie verliefen die Kämpfe?“

Während die beiden Streiter auf dem Feld ihr Können zeigten, erklärte ihr Kordian in kurzen Worten den bisherigen Verlauf des Turniers. Als er geendet hatte, erklärte der Herold mit den Worten „der Sieger ist Helme von Garnelsand mit einem Treffer Vorsprung“ auch diesen Kampf für beendet und lies die nächsten Kämpfer auf das Feld.

„Wohlgeboren“, fragte Veriya schließlich. „Hat der Markvogt endlich einen Befehlshaber für das kaisermärker Aufgebot gefunden?“ Anscheinend interessierte sie sich mehr für die Antwort dieser Frage, als um den Verlauf des Turniers. Kordian wandte seinen Blick von den Kämpfenden ab und antwortete.

„Das Zedernkabinett hat Marbert von Isppernberg vorgeschlagen. Ich vermute, daß der Markvogt ihn bestätigen und ihn dann auch zum Oberst ernennen wird. Schließlich war er ja schon einmal Feldobrist …“

Veriya nickte verstehend. „Isppernberg also ...“

Eine Weile lang sagten sie nichts und sahen den Kämpfern zu. Dann aber fragte Herulf: „Was ist eigentlich an der Geschichte dran, daß der Markvogt dem Kanzler Spalotin als Sekretär angeboten hat?“ Da er die letzten Wochen bei seinem Vater in Leihenbutt verbracht hatte, war er nicht auf dem neuesten Stand: Er war erst gestern nach Gareth zurück gekommen. „Das habe ich von Morena gehört. Und sie meinte, daß der Einfluß des Markvogtes geschwunden ist.“

„Ja, das stimmt schon irgendwie was sie sagt“, antwortete Kordian bedächtig. „Barnhelm ist beim Kanzler auf taube Ohren gestoßen. Stattdessen hat der Luring diesen Schroeckh-Sohn als Sekretär übernommen.“

Kordian wollte noch etwas sagen, doch unterbrach ihn wieder Alda, die nicht so viel von Politik verstand und sich mehr für das Turnier interessierte. „Wer ist denn dieser Kämpfer da?“, fragte sie und deutete auf einen Mann um die vierzig.

„Ein Geweihter der Rondra“, gab Herulf stattdessen zur Antwort und gab sich künstlich bestürzt. „Eigentlich solltest du doch einen Priester der Göttin anhand seines Wappenrocks erkennen können, Alda.“

„Ich weiß, daß das ein Geweihter ist.“ Alda blickte Herulf böse an. „Ich wollte nur seinen Namen wissen.“

„Das ist Rondred Löwenhaupt“, beendete Kordian die Diskussion, nicht ohne Herulf einen Blick zu zuwerfen, das noch Ärger bedeutete.

Kurz darauf erklärte der Herold diesen Geweihten zum Sieger dieses Kampfes und stellte sogleich die nächsten vor. "Der nächste Kämpfer ist Glaubert von Eschenrod, ein erfahrener Krieger, der bereits so manche Schlacht geschlagen hat." Ein Hüne betrat das Feld und das Volk empfing ihn mit Jubel. Mit seinen zwei Schritt und seinem massigen Körper überragte er die meisten der Anwesenden.

"Sein Gegner ist Belgos al'Ceelar“, rief er weiter.

Gegenüber dem Hühnen betrat ein Mann den Platz, der neben dem Reitenden Berg eher klein und stämmig wirkte. Sein Kettenhemd war teilweise verrostet und sein Schild zeigte drei blutrote Speere. Da ihm aber seine linke Hand fehlte wurde ihm das Schild mit Riemen an seinem Unterarm befestigt. Für Alda wirkte dieser Al'Ceelar finster und kaltherzig.

"Und wer ist das?", fragte sie und Kordian brummte. "Ein Söldner. Hat kürzlich vom Keres den Ritterschlag erhalten. Aber er wird dennoch immer ein Söldner bleiben. Die sind nämlich alle gleich. Sind letztlich nur auf Geld aus und haben keine Ehre im Leib. So etwas hätte es früher nicht gegeben", fügte er noch hinzu.

"Vielleicht hätte er für sein Wappenschild statt den Speeren lieber einen Hund wählen sollen", meinte Hernulf. "Schließlich ist er ja der Kettenhund des Keres."

Doch dann blickten sie alle gespannt auf den Kampf. Al'Ceelar war mit einem Schwert bewaffnet und blieb auf Abstand und beobachtete genau seinen Gegner. Dieser schwang seinen Morgenstern und ging zum Angriff über. Al'Ceelar wich zurück und der Schlag ging ins Leere. Auch beim nächsten Angriff wich er zur Seite aus und brachte wieder Abstand zwischen sich und den Reitenden Berg. "Feigling", kommentierte Hernulf.

Das ging so eine ganze Weile weiter, immer wieder wich der Tauristar zurück, bis der Eschenroder schließlich zum Sturmangriff überging. Al'Ceelar wehrte den Angriff mit seinem Schild ab – die Kugel des Morgensterns schlug so hart darauf, daß der obere Teil des Schildes absplitterte – und Belgos gelang es seinerseits mit einer kleinen Drehung seinen ersten Treffer zu landen. Doch schlug der Eschenroder mit seinem Schild zu und Al'Ceelar spuckte Blut. Doch der Kampf ging weiter. Der Tauristar brachte sich wieder auf Abstand. Und diese Taktik schien langsam aufzugehen: Glaubert von Eschenrod wurde immer müder und seine Schläge wurden unpräziser, während der leichter gerüstete Belgos immer wieder zur Seite auswich. Und irgendwann gelang es ihm Treffer zu landen, die der Eschenroder nicht parieren konnte und bevor dieser zurückschlagen konnte, war Belgos wieder auf Abstand.

Irgendwann beendete der Turnierherold den Kampf: "Der Sieger ist Belgos al'Ceelar mit zwei Treffern Vorsprung." Das brachte nicht nur unter dem Volk Bestürzung hervor, auch auf der Tribüne stöhnte man empört auf.