Geschichten:Ein neuer Marschall - Schlunder Regimentsrechnung

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Königsstadt Wandleth, Mitte Travia 1036 BF

Erschöpft ließ sich der der Schlunder Graf auf den bereitgestellten Reisestuhl fallen. "Ich komme langsam in das Alter, in dem mir die Treppen von den Großen echte Probleme machen. Warum müssen wir den Heerbann denn hier oben besprechen?"

Der angesprochene - Reoderich - war trotz seiner über siebzig Götterläufe keineswegs außer Atem. Der Graf wusste, dass sein Hausritter sobald das Eis getaut war, noch täglich in den Wassern des Fandols schwimmen ging. "Hier oben auf den alten Steinen des Grafenthurms haben alle Schlunder Grafen den Heerbann ausgerufen - das hat Tradition, mit der wir beim Heerbann gegen den Erzverräter nicht brechen wollen."

Keuchend stand Graf Ingramm auf und reckte sich über die Brüstung. "Ich brauche wohl eine Kiste oder sowas, sonst wird mich keiner sehen - wenn wir ihn denn ausrufen. Nochmal: Warum müssen wir das hier oben besprechen?"

Der alte Ritter nahm den Dienern Essen und Bierkrüge ab und deutete ihnen mit einem Kopfnicken zu verschwinden. "Im Wiesenschlösschen gibt es zu viele Ohren - große und kleine - die um Posten, Köpfe und Gelder schachern wollen. Der Schlunder Heerbann muss stehen und verkündet werden, sonst reiten wir alleine gegen Haffax. Denkt doch nur mal daran, was in Answinkrise passierte!"

Nach dem einem tiefen Schluck ergab sich der Graf seinem ältesten Ritter. "Dann lass uns mal rechnen. Der kleine Anaxios hat es wohl irgendwie zu Auenwacht geschafft, in Allianz mit den Greifenfurtern die Kanzlei von nur einem Regiment Schlunder Landwehr zu überzeugen. Wir haben 3 Banner Schlägelschwinger und das eine Bergbanner. Dazu die Wandlether und die Natterngarde sowie das Banner aus Erlenstamm", der Graf zählte mit halben und ganzen Fingern mit, "und je ein Halbbanner aus Hartsteen, Viehwiesen und die Feuerläufer aus Ruchin. Das sind doch schonmal achteinhalb - den Rest kriegen wir mit den Rittern zusammen."

"Das ist ein wenig optimistisch, würde ich sagen. Ich gehe nicht davon aus, dass uns alle Barone ihre vollen Truppen schicken, von der Königsstadt und dem eigentlich nur halb besetzten Bergbanner mal ganz zu schweigen", er bog einige Finger des Grafen wieder zurück. "Gehen wir da mal von der guten Hälfte aus - also Schlägelschwinger plus drei Banner geübte Truppen der Vasallen, dazu ein Banner Ritter. Das sind sieben."

Nach einem grimmigen Pfiff wedelte der Graf mit dem ihm nun fehlenden drei Fingern. "Zuersteinmal nehmen wir die Brilliantzwerge in die Pflicht und stocken die Schlägelschwinger auf vier auf, das können wir finanzieren. Dann müssen wir die Königin an ihr Versprechen erinnern, das Bergbanner auf zwei aufzustocken - die benötigten Armbrüste und Bolzen liefern wir als Anreiz zum Selbstkostenpreis."

Triumphierend hielt Ingramm den letzten Finger in die Höhe "Dann fordern wir von jedem Vasall und auch der Königsstadt ein Halbbanner Fußtruppen, sollen die doch selber ausbuddeln, ob sie ihre vorhandenen Truppen schicken, oder ob sie neue Landwehr ausheben. Und wenn die Zeit nicht mehr zum Aufstocken reicht, erhöhen wir auf ein ganzes Banner pro Vasall."

Dem Graf war, als würde der alte Grafenthurm ihm tatsächlich die benötigte militärische Größe geben, als er mit fester Stimme zu seinem Ritter sprach: "Die Hammermeisterin der Schlägelschwinger wird die Landwehr führen. Sie hat Ahnung und ist nicht in den Intrigen der Barone gebunden."

Der Hausritter wiegte zweifelnd den Kopf hin und her. "Es hat aber Tradition, dass einer der Barone die Schlunder Truppen führt."

"Und wen soll ich da nehmen? Luidor führt sein eigenes Regiment, Anaxios darf nicht, Elea hängt am Zipfel der Kaiserin und Alissa hat so einige Qualitäten - das Führen von Truppen gehört aber nicht dazu. Und Rondradan macht sich schon in den Rock, wenn er von Gryffenwacht runtersteigen muss", pfiff der alte Graf missmutig.

"Was ist mit dem neuen Kronvogt? Er ist kein Baron, aber scheint Ahnung von der Sache zu haben..."

Ingramm schüttelte seinen Rauschebart. "Der ist nicht von hier. Den würden die anderen nicht akzeptieren. Wir bleiben vorerst bei der Hammermeisterin - wenn die Barone diese Erzader haben wollen, sollen sie vorbeikommen und auf die Steine klopfen. Und Ihr Reoderich, als ältester meiner Hausritter führt den Ritterbann an. Sorgt dafür, dass es mindestens ein Banner wird, der Königin zur Ehr' - und wenn wir dazu noch ein paar Knappen zu Rittern schlagen müssen. Kniet nieder."

Da Reoderich auch auf einem Knie seinen Graf überragte, ging er kurzerhand auf beide Knie und senkte den Oberkörper soweit hinab, bis dass er zu ihm aufschauen konnte. Der Graf setzte an: "Reoderich von Hartwalden-Sturmfels, ihr seid der älteste Ritter am Wandlether Hofe, der mir Axt und Schwert zu Füßen gelegt hat, deshalb bitte ich Euch, mir auch als erster Ritter das nach Eurem Vorgänger benannte Schlunder Ritterbanner 'Leander von Murimel' gegen den Erzverräter zu führen."

Reoderich blinzelte eine Träne weg. "Hochgeboren, das war nicht mein Anliegen, als ich auf den Grafenthurm zu dieser Absprache rief."

Der Zwerg lächelte über seinen ganzen Rauschebart. "Und deshalb seid Ihr die beste Wahl. Darauf ein Bier!"