Geschichten:Des Greifen Tatzen - Brücken und Straßen

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Südlager, Kaiserlich Neue Rabenbrücke, 28. Boron 1044 BF

„Deshalb schlage ich vor die Straße… So zu führen“, erklärte die Ingenieurin und fuhr eine imaginäre Linie auf der Karte entlang, welche auf dem großen Tisch ausgebreitet war. Der Reichsvogt blickte auf die Karte und runzelte die Stirn. Alya ließ sich davon jedoch nicht ablenken, „bedeutet also, dass wir an dieser Stelle hier“, sie tippte auf die Desme, „die zweite Brücke errichten werden“.

„Und Ihr wollt sowohl Straße als auch Brücke direkt ausgebaut haben? Wäre es nicht sinnvoller vorerst eine einfachere Brücke zu errichten damit wir die Baustoffe leichter transportieren können und im Endeffekt die ganze Arbeit schneller geht?“, wollte der blonde Einäugige wissen.

Ayla schüttelte entschieden den Kopf, „nein! Nichts hält so lang wie ein Provisorium und ich für meinen Teil habe vor, die Aufgaben, die mir gegeben wurden, richtig und zügig zu erledigen, Herr Reichsvogt!“. Nun ruhten die Augen des Schreibers sowie der wenigen Offiziere wieder auf dem Reichsvogt, der sich nachdenklich am Kinn kratzte.

„Ja, da habt ihr wohl einen Punkt. Holz werden wir wohl noch keines brauchen aber Stein, soweit ich weiß, haben wir hier keinen Steinbruch. Gebt mir eine Liste an Dingen, die wir benötigen und ich werde mich darum kümmern, dass entsprechend Material hierherkommt“. Bärfried blickte nochmals kurz auf die Karte, nickte dann aber scheinbar zufrieden in die Runde.

„Das habe ich bereits erledigt, Falswegen!“, mit einer Handbewegung und Schnipsen bedeutete seine Gesprächspartnerin ihrem Schreiber besagte Liste an den Reichsvogt zu übergeben. Pflichtbewusst reichte Elidio einen Stapel Papier und stellte sich sodann zurück in den Hintergrund.

Der perricumer Adlige blickte mit einer Mischung aus Anerkennung und Überraschung auf den Stapel, ehe er ihn an eine neben ihm stehende Offizierin weiterreichte. „Gut, darum wird sich zügig gekümmert werden. Die zweite Brücke sowie die Befestigung der Reichsstraße sollten zügig angegangene werden, wenngleich ich befürchte, dass das Wetter uns bald zum Stillstand verdammen wird“. Stellte der Mann, mit einem besorgten Blick, fest.

„Umso wichtiger, dass wir so schnell wie möglich anfangen! Wenn das nun geklärt wäre, würde ich mich empfehlen. Ich möchte mir die Stellen einmal genauer anschauen und schon mit dem Vermessen beginnen“, mit diesen Worten wandte sich die Ingenieurin halb ab, ehe Bärfried die Hand hob und die Ingenieurin, fast schon genervt, in ihrer Drehung verharren musste.

„Das wäre alles, ich werde jedoch mitkommen und mir die Stelle ebenfalls ansehen. Es sollen sich fünf Reiter bereitmachen, wir nehmen die Pferde das geht schneller, als wenn wir laufen“, erklärte dieser und bedeutete mit einem Nicken, dass das Treffen nun vorbei war.

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Bärfried saß in seinem Zelt und hatte die Füße hochgelegt. Vor kurzem war der kleine Trupp, bestehend aus der Ingenieurin, ihrem Schreiber, einigen Assistenten sowie ihm und eine Handvoll Reitern zurückgekehrt. Die Beschauung hatte länger gedauert als er gedacht hätte. Vor allem als Ayla dann angefangen hatte erste Zeichnungen anzufertigen und sich in ihre Arbeit hineinzusteigern. Erst der nahende Untergang der Praiosscheibe ließ sie einlenken, natürlich nicht ohne anzukündigen, dass sie am nächsten Morgen so früh wie möglich wieder hierher zurückkommen wolle, um mit dem Vermessen anzufangen.

Ein Gespräch riss den Reichsvogt aus seinen Gedanken, es mussten die beiden Gardisten sein, die vor seinem Zelt Wache standen.

„Wenn ich es dir doch sage! Die sind ärmer als die Bettler in Perricum! Die ganzen Adligen hier im Königreich scheinen nicht mehr als eine Handvoll an Zeug zu haben!“, bestand eine kratzige Stimme.

„Ach wo! Du willst mir doch nicht erklären, dass der Adel des Königreichs nichts hat. Wenn die alle arm wie die Bettler wären, wie wollen die dann Krieg spielen? Sag mir, wie sie ihre Truppen bezahlen?!“, fragte eine zweite Stimme, die sich fast überschlug, nach.

„Keine Ahnung, aber von meiner Base, die im Süden der Grafschaft eingesetzt wird, hab ich gehört, dass die Kornspeicher… Also eigentlich alle Speicher fast leer seien“, erklärte die erste Stimme.

„Ach so? Hm, also sind die Schlunder doch pleite? Hehe, kloppen sich die Köpfe ein und sitzen dann auf einem Haufen Schulden und Toter. Fast so wie in Wasserburg! Aber dann sind wir ja im Grunde nur noch zum Aufräumen da… Schade, ich dachte wir könnten hier noch was erleben“.

Bärfried schüttelte den Kopf über dieses Gespräch, der Adel verarmt und ohne Mittel? Diese Fehde hatte wahrlich viel von den Beteiligten gefordert. Es war gut, dass das kaiserlich perricumer Heer nun dafür sorgte, dass endlich Ruhe einkehren würde.