Geschichten:Der Hof der Burggräfin - Neue Stube, seltener Anblick

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Baustelle des Burggräfliches Schloß zu Ochsenblut, nahe Dorf Kaltensporn, Firun 1036 BF

Ein seltener Anblick. Eine kleine Sorgenfalte auf der Stirn des Ochsenbluter Seneschalls. Diese vielen schlimmen Nachrichten aus Eslamsgrund und dessen Nachahmern. Hier hatte es, Praios sei Dank, nur ein paar wenige Nachahmer gegeben, die auch eigentlich mehr die üblichen Störenfriede waren, aber nun würde dass ein wichtiges Thema auf dem nächsten Hoftag im benachbarten Hesindekloster St. Ancilla in der Gerbaldsmark werden, da musste er sich noch was einfallen lassen. Aber abseits dessen lief hier trotzdem nicht alles nach Plan, wenn auch bedeutend weniger drastisch und anders.
Voltan saß in seiner Stube im Jagdsitz, der nun schon seit Monaten eine riesige Baustelle war und zum neuen Schloss der Burggräfin umgebaut wurde. Diese war mit ihrer Familie vor kurzem schon in das Provisorium eingezogen, da sie es im dem alten Spukschloss nicht mehr ausgehalten hatte. Jetzt war es ein riesiger Organisationsaufwand, das Inventar von Schloss Ochsenblut zu verwalten und teilweise schon hierherzuschaffen. Mit einigen Schlaglöchern.

Eine Kutschladung war nicht eingetroffen, es ging das Gerücht von einem Überfall um. Und Voltan hatte Garde, Sturmflugler und sogar einige Glücksritter ausgesandt, um die Ladung wiederzubeschaffen. Bisher ohne Erfolg. Dazu kamen die schleppenden Arbeiten an der Baustelle. Die beiden Baumeister hatten teilweise unterschiedliche Vorstellungen, und so kam es durchaus mal zu einem halben bis ganzen Tag Verzögerung. Außerdem waren die Kosten doch höher als gedacht und die Einnahmen der letzten Monde niedriger als erwartet. Vor allem weil seine gute Freundin Lomena seit dem Tod ihres Gemahls ihren Aufgaben nicht mehr recht nachkam und lieber den Mörder ihres Mannes jagte. Ihre viel zu junge Tochter tat zwar alles Erdenkliche, aber konnte neben ihrem Noviziat im Raulsknochener Praiostempel beileibe nicht allem nachkommen. Zu allem Überfluss war dort in der Halle der Sonne nun auch noch der Tempelvorsteher verstorben, was die chaotischen Zustände in dem wichtigen Junkertum nicht gerade besserte. Und der so vielversprechende Ausbau des Elfenpfades hing gerade auch an Verwaltungsquerelen und politischen Reibereien fest, auf die er hier aus Ochsenblut nur wenig Einfluss hatte, immerhin war das Projekt beim Großen Kabinett in Auenwacht erfolgreich durchgebracht worden.

Voltan zuckte mit den Schultern, das würde schon alles werden, er hatte schon noch ein paar Asse im Ärmel. Immerhin gab es ja auch nicht nur Rückschläge. Der Hofstaat enwickelte sich prächtig, er hatte genau die richtigen Leute hierhergeholt, und auch die Pagen- und Knappenschar war angewachsen und verrichtete hier gute Dienste. Und ihre Ritter mehrten Ruhm und Ansehen der Burggrafschaft in der ehemaligen Wildermark. Die Burggräfin hatte ihren Schock von vor einem Jahr, als der Kaltensporn direkt neben ihr eingeschlagen war, verwunden, war allerdings seit dem Kabinett auch etwas verändert; irgendwas verbarg sie. Aber nun ja, die Untersuchungen an ebendiesem Kaltensporn durch die Firunkirche in Kooperation mit dem Gerbaldsmarker Hesindekloster St. Acilla ging auch voran, die Gweihten waren in alten Schriften auf ein noch nicht genauer zu benennendes Ritual gestoßen, welches die früheren Grafen von Ochsenblut zu Bekräftigung eines jeden Grafenanspruchs mit dem Kaltensporn durchgeführt hatte. Zumindest war in diesen Schriften von einem „Spornlauf“ die Rede. Dort ging es also voran, und Voltan war gespannt auf das Ergebnis, er liebte mystische Geschichten. Also doch nicht alles schlecht, dachte er sich. Außerdem war seine Arbeitstube hier wirklich gemütlich, und er hatte sich auch schon wieder eine Pfeife angesteckt und nahm nun einen ersten Schluck schamckhaften Tees zu sich. Er legte die Beine überkreuzt auf den Tisch und lehnte sich zurück. Die seltene Sorgenfalte war verschwunden und einem zufriedenen Lächeln gewichen. Ein nicht seltener Anblick.