Geschichten:Der Götter Werk und Yolandes Beitrag – Märchenstunde (Erster Teil)

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Schloss Dryadenstein, Peraine 1042

„Ah, Yolande!“, grüßte Helidora von Pranteln mit einem gekünstelten Lächeln auf den Lippen oberflächlich wie immer, „Wie schön, Euch wieder einmal hier auf Schloss Dryadenstein zu sehen.“ Die Edle hauchte der Raukenfeslerin jeweils einen Kuss auf die rechte und dann auf die linke Wange. „Wie geht es Euch und Euren Kindern in... hm...“ Sie schien einen Augenblick nachzudenken, gab es dann aber recht schnell auf. „Wo lebt Ihr noch gleich, Yolande?“

„In Samlor“, half Yolande seufzend aus, während die Edle ihr deutet sich zu setzen.

„Ah ja, in Samlor“, Helidora nahm selbst platz, griff nach dem Glas Wein neben sich, nippte daran und behauptete, „Ich erinnere mich. Aber ist es dort nicht etwas... hm... provinziell?“

„Nun“, innerlich verdrehte Yolande die Augen während sie sich nieder ließ, „Ich und meine Kinder sind dort sehr zufrieden.“

„Ach Gareth“, seufzte die Edle da sehnsuchtsvoll, „Ja, Gareth ist ja nun wirklich kein Ort für Kinder...“ Erneut nippte sie an ihrem Glas. „Und mein Bruder?“, sie blickte Yolande abschätzend an, „Erfreut sich mein hochgeschätzter, heißgeliebter Bruder noch immer seines erbärmlichen Lebens?“

Die Raukenfelserin zuckte mit den Schultern: „Ich habe zumindest nichts anderes gehört...“

„Das passt zu ihm!“, sie nippe erneut an ihrem Glas Wein, „Aber Euch und Eure Kinder in...“

„Samlor“, half Yolande erneut aus.

„... einfach so zurückzulassen! Mir... mir fehlen die Worte!“, sie seufzte theatralisch, „Oh, Yolande, wie konntet Ihr diesen selbstsüchtigen Mann nur heiraten?“

Die Raukenfelserin sparte sich eine Antwort. Gefragt worden war sie gewiss genauso wenig wie Helidora bei ihrem Traviabund mit dem Säufer.

„Wie kommt Ihr und Eure Kinder denn ohne ihn zurecht?“

„Gut“, erwiderte Yolande nickend, „Abgesehen davon, dass Zachan, mein Jüngster, seinen Vater nicht kennt...“

„Ach“, winkte Helidora da ab, „Mein Bruder ist doch gewiss als Vater genauso ungeeignet wie als Gatte auch.“ Sie hielt einen Moment inne und holte Atem. „Und ich weiß wovon ich reden, ich habe auch so ein absolut untaugliches Exemplar...“ Sie seufzte. „... und wäre froh, wäre ich ihn endlich los...“

Yolande schwieg sich dazu aus.

„Und dann noch diese Bälger!“, entfuhr es Helidora entnervt und sie verdrehte sie Augen, „Ständig sind sie im Weg, immerzu schreien und quengeln sie, immerzu muss man sich um sie kümmern, dabei sind sie zu nichts zu gebrauchen und vermiesen einem jedes bisschen Kurzweil ganz gleich welcher Art. Oh, Yolande, wie haltet Ihr das nur aus?“

„Aber Helidora“, versuchte die Raukenfelserin zu beschwichtigen, „Wie ich Euch auch das letzte Mal und die Male davor schon sagte: Ich nehme mich gerne Eurer Kinder an. Ob ich nun zwei oder fünf Kinder groß ziehe, das macht nun wirklich keinen Unterschied mehr...“

Die Edle winkte aber ab und erklärte seufzend: „Was sollen denn die Leute denken...“

„Das Ihr eine vielbeschäftigte Frau seid, Helidora, und das Ihr als treu sorgende Mutter, nur das Beste für Eure Kinder wollt und was läge da näher als Eure geliebten Kinder in Obhut zu geben, weil es Eure Aufgaben bedauerlicherweise nicht erlauben sie selbst groß zu ziehen?“

„Hm“, machte die Edle da nachdenklich.

„Und Gareth ist nun wirklich kein Ort für Kinder...“

„Ja, aber...“

„Samlor.“

„... ist so provinziell!“, beschwerte sich die Edle.

„Ihr könnte auch warten, bis Eure Kinder ins Pagenalter kommen...“

„Bis dahin bin ich vor Langeweile gestorben!“, Helidora nahm einen großen Schluck Wein und fügte pathetisch hinzu: „Das überlebe ich nicht!“