Geschichten:Das Erbe Simyalas – Im Bann der Libelle

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Serrinmarschen, 1044 BF:

Die Praiosscheibe stand schon tief am Himmel als Kronvögtin Celissa von Falkenwind über den Knüppeldamm ritt, der sich quer durch die Serrinmarschen zog. Begleitet wurde sie von ihren beiden Hausrittern Arngrimm von Waldtreuffelingen und Iriane von Weißenstein, den Knappen Fiana und Firumir, sowie der Pagin Geria. Die Kronvögtin und ihr Gefolge hatten, vom Markt Weißenstein kommend, bei Ritter Iring Wildmut von Gesselingen auf dessen Burg Rast gemacht und waren später als ursprünglich geplant gen Kronfeste Serrinstein aufgebrochen, dem Sitz des kronvögtlichen Hofes.

Die Serrinmarschen waren für ihren dichten Nebel berüchtigt, der völlig unversehens auftauchte und alles Licht verschluckte. Das tückische dabei, es gab keine Vorzeichen. Es konnte noch so sonnig und klar sein, von einem Moment auf den anderen übernahm der zähe Nebel die Macht über das Marschland. Im Abstand von zwei bis drei Meilen standen entlang des Weges auf aufgeschütteten Hügeln die insgesamt fünf Motten - hölzerne Wachtürme, die einst zur Abschreckung von finsterem Gesindel errichtet wurden, welche aus den Marschen die Reisenden und Handelszüge auf der Straße überfiel. Heutzutage waren die Türme nur noch sporadisch besetzt; der südlichste war gar in Jahre 1033 BF ausgebrannt. Diese Motten boten den Reisenden Schutz vor dem Nebel, wenn man sie denn rechtzeitig erreichte.

"Ich finde die Marschen unheimlich", sprach die kleine Geria mit zittriger Stimme. "Der alte Gesselingen hat doch so gruselige Sachen gesagt. Über die dunklen Elfen die hier leben, die auf monströsen Libellen reiten und Menschen essen."

"Glaubst du wirklich was der Alte erzählt?", entgegnete Iriane belustigt, "Der wollte uns doch nur Angst einjagen."

"Aber...", mehr brachte die sichtlich ängstliche Geria nicht heraus.

"Wartet", rief Arngrimm, "hört ihr das?"

"Also ich hörte nichts", sagte Fiana achselzuckend.

"Eben... kein Vogelgezwitscher."

Es dauerte nur wenige Augenblicke, da kroch von beiden Seiten des Knüppeldamms eine Nebenwand an die Gruppe heran.

"Beeilt euch, dort ist eine Motte", befahl Kronvögtin Celissa, die auf einmal große Schwierigkeiten ihr nervöses Pferd unter Kontrolle zu haben.

Der Nebel legte sich feucht und schwer auf die Kleidung, kroch gar bis auf die Haut. Er schmeckte nach Torf und Morast und schien alles zu durchdringen. Bevor sie nicht mehr einen Finger breit sehen konnten, erreichten die Serrinsteiner die ersehnte Motte. Im Untergeschoss banden sie ihre Pferde an und schlossen das hölzerne Tor, das schon mal bessere Tage gesehen hatte. Über eine wackelige Holzleiter kletterten sie ins oberer Geschoss. Die Beklemmung wurde größer, als der Nebel begann durch die Ritzen der Motte zu kriechen. Wie schemenhafte Klauen, die nach den Ausharrenden griffen.

"Hört hier das?", fragte Arngrimm in die Runde.

"Was meinst du?", wollte Fiana wissen.

"Dieses Sirren und Zirpen … ."

"Das sind die dunklen Elfen auf ihren monströsen Libellen … die wollen uns holen." Geria begann zu weinen.

"Schluss jetzt", zischte Iriane ungehalten.

"Seht …. der Nebel … er weicht zurück." Fianas Stimme überschlug sich fast.

So schnell wie der Nebel gekommen war, war er auch wieder verschwunden. Fast schon ungläubig öffnete Fiana die hölzerne Tür der Motte. Friedlich lagen sie da, die Serrinmarschen.