Geschichten:Musizieren für Anfänger

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22.Praios 1048 BF

Es war ein herrlicher Sommertag auf Burg Erlenstamm. Irnfredes Mann Barjed war schon vor zwei Tagen zu einer Reise nach Gräflich Ingerimmsschlund aufgebrochen. Er wollte sich eine seltene Gesteinsformation anschauen, die für diese Gegend recht ungewöhnlich zu sein schien. Derweil vertrieb Irnfrede sich die Zeit in ihrem Musikzimmer und entlockte ihren Instrumenten herzerwärmende Melodien. Dabei sang sie mit ihrem glockenhellen Sopran.
"...da-has muss ein schle-he-chte-her Müller sein,
de-hem niemals fie-hiel da-has Wandern ein,
dem niemals fiel das Wandern ein, das Wa-han-dern."

Nach einer Weile unterbrach sie ihr Spiel und rief einen Dienstjungen herbei. "Elgor, ach sei so gut und hole mir mal den Ritter Ernhelm her. Weißt du wo er ist?"

Der Junge nickte: "Ja, ich glaube er ist im hinteren Burghof und übt mit den Wachen Armbrustschießen."

"Dann eile geschwind: sobald er eine Pause machen kann, soll er herkommen."

Sie sah dem Jungen nach wie er gleich loslief. Sie hoffte, dass es nicht allzu lange dauern würde.

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Irnfrede spielt auf dem Clavichord © Nimmgalf

"Ihr habt nach mir schicken lassen, Herrin?" meldete sich Ernhelm nach einer Weile. Irnfrede saß derweil an ihrem Clavichord und spielete eine fröhliche Weise. Ernhelm war immer wieder völlig fasziniert davon, welch wundervolle Melodien sie ihren Instrumenten entlocken konnte, und mit welcher Hingabe und Leidenschaft sie dem nachging.

"Ernhelm, wie schön, dass du da bist. Ich wünsche, dass du mir ein wenig Gesellschaft leistest."

Er schloss die Türe und kam herein. "Sehr wohl, Irnf... Herrin." Zwar waren sie alleine im Zimmer, jedoch erinnerte er sich, dass ja auch jederzeit ein Bediensteter hereinkommen könnte, um sich nach Irnfredes Wohlergehen zu erkunden. Da wollte er lieber förmlich bleiben.

Irnfrede rückte auf ihrem breiten Hocker ein Stückchen zur Seite.

"Ich möchte, dass wir gemeinsam spielen. Setz dich doch mal zu mir."

Ernhelm räusperte sich. "Hrm...seid ihr sicher, dass Ihr das wollt, Herrin? Ich habe noch nie auf so einem Instrument gespielt... und ich will auch nichts kaputt machen."

"Ach, nur Mut. Lass es uns einfach versuchen, ja?" lächelte sie ihn auffordnernd an.

Der Ritter seufzte und setze sich neben sie. Vorsichtig legte er die Finger auf die Tasten und drückte einen Finger leicht herunter, was einen hohen Ton ergab. "Faszinierend."

"Schau, ich spiele eine Melodie vor, und du versuchst sie zwei Oktaven höher nachzuspielen, ja?"

Sie spielte los und sang dazu im Sopran:
"Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so hei-heiß,
als heimli-hiche-he Lie-hibe,
von der nie-himand was wa-ha-ha-ha-ha-ha-ha-ha-heiß,
von der nie-hiemand was weiß!"

Ihre Darbietung war ein wahrer Genuss für die Sinne. Ernhelm staunte mit halboffenem Mund.

"Jetzt du", sagte sie lächelnd und sah ihn erwartungsvoll an.

Erhelm versuchte recht unbeholfen die Tasten nachzudrücken, doch dabei kamen nur Mißtöne heraus.

"Neinnein, so nicht. Pass auf:
Kein Feuer, keine Kohle..."

Sie spielte die Töne langsam vor, und Ernhelm spielte sie langsam nach.

"Schon besser. Aber nicht nur mit einem Finger. Warte mal." Sie sah sich kurz um. "Hol dir mal dahinten den kleinen Schemel und setz dich genau hinter mich."

Ernhelm stand auf und tat wie ihm geheißen. Sofort stieg ihm der Duft ihres Parfüms in die Nase. Es war ein sehr anregender Duft.

"Jetzt lege deine Hände auf meine, dann bekommst du ein Gespür für das Spiel mit allen Fingern."

Erhelm beugte sich nach vorne und legte seine Hände behutsam auf ihre. Dabei berührte er sanft ihren Rücken. Als er seinen Kopf neben ihren hielt, glitt sein Blick immer wieder in ihr Dekolletee, was es ihm äußerst schwer machte sich zu konzentrieren. Ihr betörender Duft tat sein übriges. Er fragte sich, ob sie das wohl mit Absicht machte um ihn zu testen.

"Jetzt versuche meinen Fingerbewegungen zu folgen."

Sie spielte und sang erneut: "Kein Feuer, keine Kohle kann bre-hennen so hei-heiß..."

Ernhelm gab sich Mühe, doch seine Hände lösten sich fast wie von selbst. Er lies sie an ihren Armen entlangwandern, dann über ihre Hüften bis hin zu ihrer Oberweite. Dabei liebkoste er zärtlich ihren Nacken. Irnfrede ließ es sich eine Weile gefallen, doch dann stand sie abrupt auf. Er sah sie etwas überrascht und auch enttäuscht an.

"Ich glaube das reicht für heute, Ernhelm. Für das erste mal war es schon gar nicht so schlecht."

In dem Moment kam eine Dienstmagd herein und erkundigte sich, ob die Herrin noch etwas benötige. Irnfrede verneinte dies und sie zog sich rasch zurück und schloss die Türe wieder.

"Das kannst du nicht machen, Ernhelm!" raunte sie ihm zu. "Wir müssen es vorsichtig angehen lassen, verstehst Du?"

"Natürlich, verzeiht bitte, Herrin. Das wird so nicht wieder vorkommen."

"Das hoffe ich", sagte sie streng.

Dann flüsterte sie ihm ins Ohr: "Zumindest nicht, bis wir völlig ungestört sind", und zwinkerte ihm verschwörerisch zu.

Ernhelm verstand und verabschiedete sich wieder.