Geschichten:Der Bruder kehrt heim

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Am Nachmittag des 28. Efferd erreichte ein Reiter Burg Erlenstamm. Ein Wachmann berichtete Irnfrede davon, die sich gerade in ihrem Musikzimmer aufhielt und eine sanfte Weise auf ihrer Zitar spielte.

"Hrmhrm..." machte er auf sich aufmerksam. Irnfrede unterbrach ihr Spiel und blickte ihn fragend an.

"Bitte um Vergebung, Herrin, soeben ist ein Gast auf der Burg eingetroffen."

"So? Wer ist es?" fragte sie überrascht, sie hatte nicht mit Besuch gerechnet.

"Euer Bruder, Herrin, Randolf von Hirschfurten!"

Irnfredes Miene erhellte sich sofort.

"Randolf ist wieder da? Wie wundervoll. Schnell, geleite ihn in den Salon. Dort werde ich ihn empfangen. Und sage der Dienstmagd, dass sie ihm ein Gästequartier vorbereiten soll."

"Jawohl, Herrin!" damit ging die Wache wieder.

Randolf war endlich von seiner langen Seereise zurückgekehrt. Sie hatte ihn zuletzt vor beiahe anderthalb Götterläufen gesehen. Er würde sicherlich einiges zu erzählen haben. Nun, da wäre er nicht der einzige... dachte sie schmunzelnd.

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"Schwesterchen!!! An mein Herz!" rief Randolf nachdem er den Salon betreten hatte, lief auf sie zu und umarmte Irnfrede herzlich. Er hob sie kurz hoch und drehte sie zweimal im Kreis. Irnfrede lachte "Heyhey, nicht so stürmisch."

Er setzte sie wieder ab. "Randolf, wie schön, dass du wieder da bist. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass ich so lange nichts mehr von dir gehört hab. Und du hast ja richtig viel Farbe bekommen. Aber komm, lass uns hier Platz nehmen. Dann erzählt es sich besser."

Sie machten es sich auf dem Sofa gemütlich. Die Dienstmagd brachte ihnen heiße Getränke und Gebäck.

"Zunächst mal, alle Achtung Schwesterchen, du siehst wie immer umwerfend gut aus", begann Randolf. Irnfrede lächelte kokett. "Und deine Burg wirkt jetzt viel einladender und gemütlicher, als ich noch zuletzt hier war."

"Ja, wir sind mit der Inneneinrichtung beinahe fertig. Das ist jetzt ein riesiger Unterschied zu vorher. Aber erzähl doch mal, was hast du alles erlebt auf deiner Reise? Ich bin schon sehr gespannt."

Randolf trank einen Schluck heißen Tee. Dann erzählte er. Von der Abfahrt in Perricum, der aufregenden Fahrt über das Meer, dem Sturm, der Insel der Achaz, dem Geisterschiff und dem Kampf gegen den Dekapus. Irnfrede kam aus dem Staunen kaum noch heraus. Dagegen war ihre Reise nach Al'Anfa eher unspektakulär verlaufen.

"Ich habe auch ein besonderes Schwert erhalten. Es ist das Familienschwert derer vom Berg, ich erhielt es nach dem tragischen Tod von Hauptfrau Lechmin beim Kampf gegen das Untier. Ich werde es auf der Rückreise Junkerin Fridega vom Berg übergeben, und dabei auch von ihrem Heldentod berichten.

"Sehr nobel von dir, Randolf", nickte Irnfrede anerkennend.

"Ja, das war wirklich eine lange Reise, aber nun bin ich froh wieder in heimatlichen Gefilden zu sein", lächelte er.

"Aber du hast inzwischen geheiratet, hab ich gehört? Ich bin untröstlich, dass ich zu deiner Hochzeit nicht dabei sein konnte. Aber ich habe die etwas mitgebracht." Er schickte einen Dienstjungen los, etwas aus seinem Gepäck herzubringen. Irnfrede war schon sehr gespannt darauf. Schon bald kam der Junge zurück und überbrachte Randolf ein in mehrere Stofflagen eingewickeltes Objekt.

"Dies habe ich aus einer ... wie sagte der Magier dazu noch gleich? Globule! Genau, eine Elfenglobule, in der wir eine Zeit lang gefangen waren. Aber das erzähle ich dir später noch genauer. Hier wickel es mal aus."

Irnfrede nahm es vorsichtig entgegen und löste langsam die Verschnürungen der Stoffbahnen und legte so das Innere frei. Es war ein reich verziertes Muschelhorn. Irnfrede entfuhr ein hoher Seufzer vor Entzückung.

"Randolf, das... das ist wunderschön!"

"Probier es mal aus, blas hinein!" riet er ihr.

Sie setzte das Horn vorsichtig an den Mund und blies hinein. Sie entlockte ihm einen Ton, erst leise, dann immer lauter werdend. Je nach Stärke und Intensität konnte sie schon bald verschiedene Töne erzeugen. Das war reinste Magie. Irnfrede war absolut begeistert. Wer konnte schon sagen, welche musikalische Wunder dieses Instrument noch verbingen könnte?

"Oh Randolf, ich danke dir. Das ist wirklich wunderschön. Es wird einen Ehrenplatz in meinem Musikzimmer bekommen", sagte sie dankbar und umarmte ihn.

"Wusste ich doch, dass es dir gefallen würde", grinste er.

Sie verbrachten noch einen schönen gemeinsamen Nachmittag und Abend. Später gesellte sich auch Irnfredes Mann hinzu, um seinen Schwager zu begrüßen. Auch er war sehr interessiert an seinen vielen Erlebnissen, vor allem an der Elfenglobule zu der er sehr viele Fragen hatte.

Am nächsten Tag brach Randolf wieder auf und ritt Richtung Heimat. Er würde zuvor aber noch einen kurzen Abstecher in die Raulsmark unternehmen.