Geschichten:Die Falle einer Ratte - Wölfe an der Grenze

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Irgendwo am Wegesrand in der Baronie Osenbrück, 16. Peraine 1032 BF


Ettel, Alrike und Drego hatten ihr Lager in einer kleinen Senke abseits des Weges aufgeschlagen. Dennoch konnten sie die Straße von hier recht gut überblicken, erstreckte sich davor doch eine große Lichtung. Aus Ästen, Laub und Moos hatten sie ein behelfsmäßiges Dach geschaffen, unter dem es auch bei Regen leidlich trocken blieb. So hockten sie nun schon etliche Tage hier und taten das, was andere der Ihren an anderer Stelle im Forst ebenso taten: die Straße beobachten, ob da jemand des Weges kam, der die Burg Osenbbrück lieber nicht erreichen sollte. Das zumindest war der Auftrag, den die Kommandantinnen ausgegeben hatten: Ausschau zu halten nach allem, was zum Ritterbund der Pulethaner gehören mochte und beim ersten Anzeichen die Kameraden im provisorischen Söldnerlager unterhalb der Feste Osenbrück zu warnen.

Dem Grunde nach war dies mehr als leicht verdientes Gold, wo doch dieser Tage selbst die sonst üblichen Waffenübungen außen vor blieben, und so bestimmten Langeweile und Kartenspiel den Tagesablauf. So hockte Alrike den Blick zur Straße gewandt im Unterschlupf, derweil ihre beiden Kameraden auf ihren Decken lagen und dösten. Sie harrte der Stunde, an welcher Ettel wie an den meisten Tagen zuvor einige Zeit in den Wald hineinlief, um zum Zeitvertreib Pilze oder Beeren zu suchen und sie mit Drego alleine war; denn um keine Langeweile aufkommen zu lassen hatten sie sich die kurze Zeit zur zweit stets mit rahjagefälligen Dingen vertrieben.

Während sie also ihren Gedanken nachhing gewahrte sie ein Blitzen am anderen Ende der Lichtung. Sofort meldete sich ihr Verstand zurück, mit einem Schlage war sie hellwach. Sie kniff die Augen zusammen, schaute noch einmal genau hin: Kein Zweifel, das Blinken kam vom sich auf blanken Rüstungen spiegelnden Sonnenlicht.

»Auf, ihr Schnarchsäcke!« zischte sie ihre Kameraden an und trat sogar leicht nach Ettels Bein; der hagere, stets unterernährt scheinende Kämpe kam zumeist nur schwer in die Gänge. »Es geht los!«

Drego sprang auf, ließ sich von ihr die Richtung weisen und vergewisserte sich selbst. »Verdammt, das ist ja eine ganze Armee!«

»Reiter und Fußtruppen«, ergänzte Alrike. »Immerhin kommen sie so nicht so schnell vorwärts.«

»Dann sollten wir uns sputen. Wenn wir laufen, verschaffen wir den Kameraden einen guten Vorsprung« sagte Drego und griff bereits nach Rucksack und Waffengurt.

»Na dann los!« Alrike lange ebenfalls nach ihrem Bündel. »Ettel, Du hältst die Stellung! Und laß Dich bloß nicht sehen von denen!«

Dann huschte sie aus dem Versteck, Drego folgte ihr. In der Deckung des Waldrandes eilten sie einige Dutzend Schritte durch das Unterholz, gerade so wiet, daß sie die anmarschierenden Pulethaner nicht mehr sehen konnten. Auf der Straße verfielen sie sogleich in leichten Dauerlauf und legten die gut zwei Meilen bis zum Lager im Eiltempo zurück.