Geschichten:Ritter der Herzen

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Turnierplatz von Auenwacht, 26. Rahja 1045 BF

Die Stimmung unter den Zuschauern auf der herrschaftlichen Tribüne war voller Vorfreude, denn gleich stand die letzte Tjostpaarung an diesem Turniertag an und als hätte der Herr Phex seine Finger im Spiel gehabt, versprach der kommende Lanzengang zugleich der Höhepunkt der Runde zu werden. Während sich die Kontrahenten bereit machten, verkündete der königliche Persevant mit weithin hörbarer Stimme, um das adlige Publikum noch weiter zu animieren: „Jetzt kommt der Ritter der Herzen! Und wie heißt der?“

„Steinfelde!“, brüllte daraufhin irgendein Scherzbold und erntete lautes Gelächter gepaart mit belustigtem Klatschen, als es dem Ausrufer für einen Moment die Sprache verschlug.

„Das muss man doch richtigstellen! Natürlich Nimmgalf!“, kam stattdessen wiederum die Antwort von den Rängen; ein Ruf, der von den Zuschauern aufgenommen wurde und über den Platz toste: „Nimmgalf, Nimmgalf!“

„Von der rechten Seite reitet als Trutzer Baron Nimmgalf von Hirschfurten an“, tönte nun der Persevant, als er seine Fassung wieder gefunden hatte, „Und zur Linken als Herausforderer – und wirklich kein geringerer Ritter – der Edle Praioswin von Steinfelde.“

„Hirschfurten!“ „Hoch, Nimmgalf!“, „Hartsteen!“, hallten die anfeuernden Rufe den Tjostern entgegen, als sie in die Schranken ritten. Auf das Signal hin trieben sie ihre Rösser an und trafen in der Mitte der Bahn krachend mit gesenkten Lanzen aufeinander.

Oh, Nimmgalf wankt!“ kommentierte jemand überrascht mit fast banger Stimme, der sein Geld wohl auf den Reichsforster Baron gesetzt hatte. Denn wider Erwarten war der Hartsteener Ritter in seiner wenig ansehnlichen Rüstung nicht zu Boden gegangen. Mit einem Mal machte sich gespannte Aufmerksamkeit auf der Tribüne breit.

Praioswin von Steinfelde wendete sein Pferd am Ende der Bahn und gab ihm sofort die Sporen. Hirschfurten tat es ihm nach und erneut trafen sich die Ritter in vollem Galopp. Doch während der Hartsteener die Lanze des Kontrahenten abgleiten ließ, traf sein eigener Stoß den silbernen springenden Hirsch im roten Schild mit solcher Wucht, dass der Baron nicht standhalten konnte. Dumpf schlug der Reichsforster auf den Sand der Tjostbahn auf, um sich gleich darauf, körperlich unverletzt jedoch sichtlich ungehalten, wieder aufzurappeln.

„Dass ich das noch erlebe!“ „Nimmgalf, Nimmgalf, was war los?“, hallte es von der Tribüne über den Jubel derer, die auf den richtigen Kombattanten gesetzt hatten. Das Turnier zu Auenwacht hielt wahrlich einige Überraschungen bereit, war doch damit – nach dem bekannten Weidener Baron Riko von Sterz – schon der zweite Favorit auf den Turniersieg ausgeschieden.

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Als er den Helm abnahm hörte Praioswin den Herold Alrik Herdan von Ruchin „Gratuliere! Hätte ich Euch gar nicht zugetraut“ brummen – und ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf des Hartsteeners verschwitztes Gesicht.