Geschichten:Zweifelfelser Zwist – Chronik einer Familie: Blutopfer

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Burg Zweifelfels, Baronie Zweiflingen, 7. Rondra 1040 BF:

Getreulich berichte ich von den Ereignissen des siebten Tages des Rondramondes im Jahre 1040 nach Bosparans Fall. Nach all den grässlichen Vorfällen der letzten Tage sollte zur allgemeinen Zerstreuung eine firungefällige Jagd abgehalten werden. Zur ersten Firunsstunde versammelte sich die Jagdgesellschaft im Burghof der Festung. Doch der Jagdeifer konnte nicht den Zwietracht verschleiern, der die Familie in diesen Tagen bis ins Mark zerrüttete. Die Rondrianer um Baroness Leumunde und Alt-Baronin Rudjahne von Sturmfels starrten grimmig du den Kaisermärkern, die sich um Baroness Rondriga versammelt hatten. Diese wiederum blickten voller Groll zu den Waldsteiner Patrioten um Kronvogt Leomar. Die Fronten waren verhärtet. Unentschlossene oder bewusst neutral gebliebene wie Baroness Selindra von Osenbrück oder die Landrichterin Yalagunde waren mit ihrem Gefolge bereits abgereist. Zu sehr hatte sich der Odem von Tod und Verderben in den altehrwürdigen Mauern des Zweifelfels festgesetzt.

Noch bevor das Jagdhorn zum heiligen Ruf erklang, brach Unruhe im Burghof aus. Gilia, die während des Familienrates die Aufsicht über die Zweifelfelser Kinderschar inne hatte, war unauffindbar. Mit ihr ihre sechs Sommer zählende Tochter Alrike, sowie der kleine Haldan, acht Sommer alt, und Grimhart, der gerade einmal 2 Sommer zählte. Auch eine ausgiebige Suche innerhalb der Burgmauern förderte nichts zu Tage. Die Kaisermärker beschuldigen umgehend die Waldsteiner Patrioten und gar die Rondrianer mit dem Verschwinden etwas zu tun zu haben, galt die Hartsteener Ritterin Gilia doch als Vertraute von Vögtin Ehrgard und ihrer Tochter Rondriga.

Waffenstarrend standen sich die drei Fraktionen unversöhnlich gegenüber. Ein jeder wartete auf den nächsten Schritt des anderen. Es war schließlich die gute Mutter Arlgard, die lautstark keifend, mit dem Kochlöffel drohend in der Hand, in den Burghof gerannt kam und somit schlimmeres verhindern konnte. Die Geweihte der gütigen Mutter Peraine redete allen tüchtig ins Gewissen. So zog jede der drei Fraktionen aus, um die Vermissten zu suchen. Es entbrannte gar ein Wettlauf, wer denn erfolgreich sein würde. Mutter Arlgard war das egal, wichtig war, dass Gilia und die drei Kinder wieder wohlbehalten zurückgebracht würden.

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Es war an der Rondrianerin Riena aus dem Kloster Sankt Henrica uns die Kunde vom Auffinden der Vermissten zu überbringen und ich lüge nicht wenn ich schreibe, dass ich so etwas in meinen Leben noch nicht gehört habe. Fast zeitgleich hatte Leomar mit seinem Knappen Gisborn und Leumunde mit Riena eine Lichtung unweit der Grenze zu Tannwirk erreicht. Was sich ihnen bot, muss ein Anblick des Grauens gewesen sein. Mögen die Götter mir vergeben, wenn ich zumindest in Ansätzen wiedergebe, was mir berichtet wurde.

Der entsetzte Suchtrupp fand Ritterin Gilia kopfüber an einen toten Baumstamm gebunden, ihre Kehle durchschnitten, ausgeblutet wie ein Tier und ihrer Eingeweide heraus gerissen. Ähnlich erging es ihrer Tochter Alrike und dem jungen Haldan, doch hatte man sie kopfüber mit dem Kopf ins Erdreich vergraben und dann ausbluten lassen. Die so grausam befreiten Blutströme fanden ihren Weg in eine kleine Mulde, in der der kleine Grimhart lag. Ich wage es nicht zu beschreiben wie er aufgefunden und was ihm angetan wurde. Dies übertrifft bei weitem dem was einer götterfürchtigen Chronistin wie ich es eine bin abverlangt werden kann. Der Anblick muss so abscheulich gewesen sein, dass sich Leomars Knappe Gisborn mit Entsetzten im Gesicht abwendete und panisch in den Reichsforst lief. Auch die anderen, allesamt hartgesottene Männer und Frauen, konnten ihren Mageninhalt nicht bei sich behalten.

Es war Leomar, der als erster wieder die nötige Selbstbeherrschung fand, den Ort der grausigen Opferungen zu untersuchen. Denn das war es wohl, eine blutige Opferung von Menschen für einen dunklen Götzen. Das lassen zumindest die unbekannten Symbole und kruden Schriftzeichen vermuten. Vor vielen Hundert Götterläufen – so beschreiben es die Archive - soll es in den Wäldern Zweiflingens Opferstätten der Schwarzpelze gegeben haben, die hier ihren blutigen Götzen huldigten. Doch Orks gab es in dieser Gebend schon lange nicht mehr. Wer also sonst hat versucht dort im Forst dunkle Mächte zu beschwören? Oder gab es ganz profane Gründe für die bestialischen Morde?

Wenige Stundengläser später erreichte ein grausiger Totenzug den Zweifelfels und ein weiteres Mal hielten Tod und Wehklagen Einzug in diese eherne Festung. Seit dem Praiosmond wurden zehn Mitglieder der Familie Zweifelfels grausam ermordet – alleine acht davon während der letzten Tage.

Wie ein Leichentuch senkte sich die Hitze des Tage über die Festung und der Geruch von Tod und Verderben kroch durch alle Ritzen. Mögen die Götter erbarmen haben!