Geschichten:Zweifelfelser Zwist – Zeitenwende

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Burg Zweifelfels, Baronie Zweiflingen, 20. Praios 1041 BF:

Es war der 20ste Tag des Praiosmondes. Genau vor einem Jahr offenbarte sich das Land - das erste Mal seit vielen Jahrhunderten – wieder den Menschen und wies mit einem elementaren Zeichen gen Korgond. Das Datum war sicherlich nicht zufällig gewählt, da waren sich die zum Familienrat Gerufenen sicher. Nahezu alle lebenden Zweifelfelser waren gekommen – trotz der grausamen Vorkommnisse der letzten Monde. Aber Nartara hatte gerufen, die Hexe im Kettenhemd, wie sie bisweilen hinter vorgehaltenen Mund innerhalb der Familie genannt wurde. Wenn sie geheimnisvolle Nartara rief, folgte ein jeder ihren Ruf. So auch Baronin Selindra von Osenbrück, Landrichterin Yalagunde von Waldstein, Junker Oldebor von Zweifelfels und Erbvogt Raulbart von Osenbrück. Sie alle hatten zu viel Angst vor ihr.

So hatten sich alle im großen Rittersaal der uralten Festung versammelt. Alle Anwesenden reden wild durcheinander. Warum hatte man sie gerufen? Was gab es zu verkünden? Alle Stimmen verstummten, als die große zweiflügelige Eichentür aufschwang. Baroness Rondriga Leodane von Zweifelfels und Kronvogt Leomar von Zweifelfels traten ein. Dicht gefolgt von Nartara und ihren beiden Schülerinnen Argande und Thyria. Vogt Bernhelm von Zweiflingen kniff ungläubig seine Augen zusammen. Sein Freund und Vertrauter Leomar sah seltsam verändert aus.

Als erste erhob Rondriga das Wort:

„In den letzten Monden hat sich unsere Familie gegenseitig zerfleischt. Wir waren blind vor Gier nach Höheren, doch hätten wir unseren Blick nach unten, auf unsere heilige Erde, gerichtet sein sollen. Nun verstehe ich, mein Platz ist woanders.“

Nun trat Leomar vor:

„Rachedurst war unser blutiger Ratgeber. Machtgier unsere Verblendung. Wir haben in den Urgrund unserer Ahnen geblickt. Nun verstehe ich, mein Platz ist woanders.“

Die beiden Mädchen stellten sich unvermittelt vor Rondriga und Leomar. und sprachen im Gleichklang mit kehliger Stimme. Ihr puppenhaftes äußere zeigte dabei keine Miene.

„Die Urmutter hat ihre Wahl getroffen!“

Festen Schrittes trat Nartara nach vorne. Ihr Hals schmückte ein geschwungener Reif aus Silber mit eingelassenen Edelsteinen:

„Viel Blut ist geflossen. Unser Blut! Doch haben uns diese Opfer mit dem Land unsere Ahnen versöhnt. Ich habe in die unendlichen Tiefen der Zeit geblickt. Unser Blut, es war dem Untergang geweiht, da es vom alten Weg abgekommen war. Doch nun wurden wir in unserem Blute neugeboren. Die Zeitenwende ist vollzogen! Folgt mir in eine neue, glorreiche Zeit, oder geht unter!“

Wie im Rausch sprangen alle Anwesenden auf und reckten ihre rechte Faust in die Höhe. So war es also geschähen, und die Familie Zweifelfels hatte ein neues Familienoberhaupt.